Herr von Mengden, Sie sind schon seit einigen Jahren bei Kabel Eins, tragen neuerdings aber als Senderchef noch mehr Verantwortung. Mit welchen drei Schlagworten würden Sie Kabel Eins beschreiben?

Authentisch, klar und unterhaltsam. Authentisch zu sein, ist für Kabel Eins essentiell. Das sehen wir an unseren Köpfen, mit denen sich unser Publikum sehr stark identifizieren kann. Gleichzeitig sind wir mit unserem Gleichgewicht aus Eigenproduktionen und US-Fiction sehr klar positioniert. Die unterhaltsame Farbe wird dabei immer wichtiger. "Roadtrip Amerika" hat uns hier eine neue Welt geöffnet. Zwar sind wir auch weiterhin ganz nah dran am echten Leben, aber Formate wie eben "Roadtrip Amerika" oder "Die Reimanns" zeigen, dass das Bedürfnis nach Eskapismus wächst. Man darf sich auch mal 90 Minuten lang einfach nur gut unterhalten fühlen.

Nach einem starken letzten Jahr hat zuletzt allerdings einiges nicht funktioniert. Wie wichtig ist es, die Ruhe zu bewahren?

Das zurückliegende Jahr war ausgesprochen erfolgreich und ist ein Beleg dafür, wie gut Kabel Eins am Markt positioniert ist. Aber das ist natürlich kein Selbstläufer, wie unser etwas holpriger Jahresstart zeigt. Mit der Serien-Schiene am Wochenende sind wir zuletzt sicher an einem Tiefpunkt angelangt und auch unsere Eigenproduktionen in der Primetime haben nicht immer so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Was auch mit der starken Konkurrenz, glücklicherweise oft aus dem eigenen Haus, zusammenhängt. Wir geben unseren Formaten ganz bewusst die Zeit, in einem zunehmend härteren Umfeld zu wachsen. So haben zum Beispiel die "Trucker Babes" jüngst gerade bewiesen, welche Kraft noch in unseren Formaten steckt, auch wenn die Quoten zwischenzeitlich rückläufig waren. Wir arbeiten deshalb hart daran, unsere Marken zu stärken.

Sie sprachen gerade schon die US-Serien an. Da lief zuletzt die Netflix-Serie "Manifest" alles andere als gut.

Die Performance der Serien in der Primetime tut aktuell weh, keine Frage. Mit "Manifest" haben wir bewusst eine Serie ausprobiert, die für Kabel Eins ungewöhnlich ist. Hier wollen wir wieder klassischer werden. Wir werden aber auch analysieren, ob das Wochenende mit zwei aufeinanderfolgenden Serien-Abenden noch das passende Umfeld für dieses Genre ist. Perspektivisch sind die Crime-Abende auch an anderen Tagen vorstellbar. In der Daytime funktionieren US-Serien nach wie vor richtig gut, insbesondere am Samstag, wo wir gegen Wintersport und Fußball regelmäßig starke Quoten erzielen. 

Auch ihr Dauerbrenner "Rosins Restaurants", immerhin schon seit 15 Jahren auf Sendung, zeigte zuletzt Verschleißerscheinungen. Wie reagieren Sie darauf?

Frank Rosin ist stets eine treibende Kraft und ein Impulsgeber. Ich kenne fast niemanden, der so sehr für seine Formate brennt wie er. Das hilft bei der Weiterentwicklung, an der wir derzeit intensiv arbeiten. "Rosins Restaurants" ist ein klar formatiertes Programm. Trotzdem wollen wir die Art und Weise, wie wir es produzieren, verändern. Frank Rosin wird die Zuschauer noch direkter ins Geschehen holen und noch spontaner agieren. Davon und von einem weiterentwickelten Look and Feel erhoffen wir uns eine neue Dynamik und Frische für das Format. 

 

"'Achtung Abzocke' und der Frank-Rosin-Kosmos sind weiterhin gesetzt."

 

Frank Rosin war neben Alexander Kumptner und Ali Güngörmüş auch beim "Roadtrip Amerika" dabei, der auch in der zweiten Staffel sehr erfolgreich war. Wie oft lässt sich ein solcher Roadtrip eigentlich fortsetzen?

Es gibt vermutlich keine Anfrage, bei der die drei Köche alles andere so schnell stehen und liegen lassen wie beim Roadtrip. Die Konstellation mit den dreien funktioniert wunderbar und lässt sich sicher noch endlos fortsetzen. Aktuell arbeiten wir bereits mit Hochdruck an einer dritten Staffel. Die Frage ist eher, ob es immer nach Amerika gehen muss. Für mein Gefühl sind die USA noch nicht auserzählt – insbesondere, weil jeder so viele klare Bilder vor Augen hat, wenn er an dieses Land denkt. Aber Gordon Ramsey macht es im Original vor: Er hat neben diversen Europa-Trips inzwischen auch schon ein Weihnachtsspecial in Finnland gemacht. Es ist also vieles denkbar.

Kabel Eins ist am Donnerstagabend sehr breit aufgestellt, von den Rosin-Formaten bis hin zur Bundeswehr. Passt das auf Dauer alles unter einen Hut?

"Achtung Abzocke" und der Frank-Rosin-Kosmos sind weiterhin gesetzt. "Unsere Bundeswehr" war ein besonderes Format mit herausfordernden Produktionsbedingungen, auf das wir sehr stolz sind. Auch wenn wir von der Relevanz und Wichtigkeit des Programms nach wie vor überzeugt sind, werden wir es in diesem Jahr pausieren lassen.  Stattdessen kommt am Donnerstagabend eine frische, neue Farbe hinzu, die uns sicher gut tun wird.

Und zwar?

Nachdem wir mit starken Köpfen und Alltagshelden gute Erfahrungen gemacht haben, freue ich mich sehr darauf, dass wir Michael Manousakis für ein neues Format verpflichten konnten...

… der über viele Jahre hinweg mit "Steel Buddies" bei DMAX sehr erfolgreich war.

Die Kollegen haben einen tollen Job gemacht. Da haben wir immer mal wieder neidisch hinübergeschaut. Umso glücklicher bin ich, dass es uns gelungen ist, Michael für Kabel Eins zu begeistern und eine langfristige Zusammenarbeit mit ihm zu vereinbaren. Wir starten im Herbst mit zunächst fünf Folgen von "Morlock Motors - Big Deals im Westerwald". Ich bin davon überzeugt, dass das Format nicht nur bei Kabel Eins funktionieren wird, sondern auch riesiges Potenzial für Joyn besitzt.

Morlock Motors - Big Dreams im Westerwald © Seven.One/Julia Feldhagen Ab Herbst ist der bisherige DMAX-Star Michael Manousaik mit "Morlock Motors - Big Dreams im Westerwald" bei Kabel Eins zu sehen.

Inwiefern wird sich die neue Sendung von den "Steel Buddies" unterscheiden?

Es geht nicht darum, das Format neu zu erfinden. Dieser Mikrokosmos im Westerwald lässt sich kaum anders erzählen. Hier setzen wir zusammen mit der Produktionsfirma spin TV auf eine bewährte Herangehensweise. Zusätzlich soll der Fokus etwas mehr auf Michaels internationale Projekte gerichtet werden, wenn er beispielsweise in Indonesien oder auf Hawaii seine Big Deals abwickelt. Die Folgen sind auf zwei Stunden angelegt. Das gibt den Geschichten – auch über die restliche Crew – noch mehr Raum als bisher.

Lassen Sie uns noch auf den Vorabend zu sprechen kommen. Hier setzt Kabel Eins seit vielen Jahren auf einen bewährten Dreiklang. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Nein, denn der Vorabend hat in den vergangenen Wochen und Monaten eine sehr positive Entwicklung genommen. "Mein Lokal, Dein Lokal" ist ohnehin eine Bank, "Abenteuer Leben" ein verlässlicher Erfolg und bei "Achtung Kontrolle" freuen wir uns aktuell über die besten Wochenschnitte seit Jahren. Es zahlt sich aus, dass wir zusammen mit dem Produzenten Janus TV dem Format sowohl inhaltlich als auch optisch einen Refresh verpasst haben. 

Im vergangenen Jahr feierte das "Quiz Taxi" ein kurzzeitiges Comeback. Steht das Auto nun dauerhaft in der Garage?

Das "Quiz Taxi" ist für uns alle ein Herzensprojekt. Abgesehen vom "Roadtrip Amerika" haben wir bei einem Format vermutlich selten so viel positives Feedback erhalten. Es war ohne Zweifel eine tolle Produktion, dennoch würde ich dafür aktuell den Vorabend nicht noch einmal aufbrechen. Wir schauen uns aber an, wo das Format stattdessen reinpassen könnte. Die Wiederholungen am Sonntagvorabend liefen beispielsweise ziemlich gut. Aber noch ist keine Entscheidung gefallen. 

Eine Zeit lang hat Kabel Eins sonntags im Vorabendprogramm verstärkt neue Eigenproduktionen gezeigt. Da ist es zuletzt wieder still geworden.

Unser Budget ist klar auf den werktäglichen Vorabend und die beiden Primetime-Abende konzentriert. Um am Sonntag-Vorabend dauerhaft zu bestehen, muss man jedoch mit Primetime-Budgets agieren und einen langen Atem beweisen. Wir hatten hier in der Vergangenheit gute Ansätze, aber in zehn Wochen schafft man eben keine nachhaltige TV-Routine. Daher besitzt dieser Sendeplatz aktuell keine Priorität für uns. Wir sind aber weiter offen für exklusive Formatkooperationen, die wir zusammen mit Werbekunden umsetzen können. So werden wir "Asbach Deutschlands bester Partykeller" inhaltlich weiter justieren und fortsetzen. Darüber hinaus haben wir noch weitere Ideen dieser Art in der Entwicklung.

Abseits von Factual Entertainment wollen Sie aber keine Experimente wagen?

Factual ist unser USP – das können wir einfach sehr gut. Das Genre bietet noch genügend Spielraum. Daher überlassen wir große Shiny-Floor-Shows und deutsche Fiction gerne anderen.

Herr von Mengden, vielen Dank für das Gespräch.