Herr Dommisch, wie sehen Ihre Sonntagabende derzeit aus?

Ganz ehrlich, ich kam in den vergangenen Wochen noch kein einziges Mal dazu, entspannt die NFL zu schauen, weil wir in den ersten Wochen noch selbst mit der European League of Football gesendet haben und ich dadurch ständig unterwegs war. Selbst in meinem Urlaub habe ich es kaum geschafft, mehr als eine Stunde lang die Red Zone und die neuen alten Kollegen zu verfolgen.

Wie sehr hat Sie vor mehr als einem Jahr die Nachricht geschmerzt, dass die NFL nicht mehr bei ProSieben zu sehen sein wird?

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mir das nichts ausgemacht hat. Natürlich war das ein doofer Moment, denn mein ganzes Fernsehleben hängt ja mit der NFL zusammen. Ich verdanke diesem Sport alles, was ich bislang im Fernsehen gemacht habe. 

Am Ende der Super-Bowl-Übertragung im Februar mussten Sie ziemlich mit den Tränen kämpfen.

Ich hoffe, das kam so rüber, denn ich war nicht wehmütig darüber, weil es zu Ende war, sondern froh und glücklich über die vergangene Zeit. Im Leben hört was auf, im Leben fängt was an – und jetzt gerade bin ich mehr als zufrieden, weil ich ab sofort bei einer Sportart dabei sein kann, die mir sogar etwas mehr in der DNA liegt als American Football.

Sie sprechen von Basketball und der NBA, die ab sofort eine Free-TV-Heimat bei ProSieben und Maxx gefunden hat. Hat Sie die Aussicht auf die NBA dazu bewogen zu bleiben?

Aber hallo! Als klar wurde, dass sich ProSieben um die Rechte bemüht, war es ein wichtiger und ausschlaggebender Punkt, den Sender nicht zu verlassen. Es wäre mir auch echt schwergefallen, hier aus München wegzuziehen. Ich bin ja schon lange bei ProSieben, bin immer noch festangestellt, habe in München meine Freunde. Es ist das erste Mal, dass ich in einer Stadt außerhalb meines Elternhauses lebe. Das hätte ich ungern aufgegeben.

Woher kommt Ihre Liebe zum US-Sport?

2001 gab es eine Europameisterschaft, bei der Deutschland gegen die Türkei gespielt hat. Es war das Halbfinale und ich erinnere mich noch gut daran, dieses Spiel geguckt zu haben. Vor allem an Frank Buschmann, der bei allen Körben von Dirk Nowitzki wie ein Verrückter mitgegangen ist. Und obwohl ich ein mega-unsportlicher Junge war, habe ich mich sofort für diese Sportart begeistert. Daraufhin habe ich jeden Sonntag die Spiele der Dallas Mavericks angesehen, weil meine Mutter zu diesem Zeitpunkt DF1 abonniert hatte, um Krimisender zu schauen. Durch Nowitzki bin ich im Laufe der Zeit an die US-Kultur herangeführt worden. Und die 41, die ich in meinem Twitter- und Instagram-Nickname habe, steht natürlich für Nowitzki, der für mich mein Hero wurde. Meine Mutter war alleinerziehend und irgendwie hat der Typ mich als Vorbild in seinen Bann gezogen.

 

"Ist 'ne lustige Sidenote, dass wir sonntags über den Swish von Downtown sprechen, während Patrick Esume über ein langes Brot redet."

 

In Deutschland haben US-Sportarten lange ein Schattendasein gefristet – obwohl es im Basketball einen deutschen Superstar wie Nowitzki gab. Wie erklären Sie sich das?

Die NBA hat so gut wie nie im Free-TV stattgefunden, vor allem nicht live. Obwohl wir schon in den vergangenen Jahren viele starke deutsche Spieler in der NBA hatten, blieben die Übertragungen in Deutschland eher versteckt. Das hat sich nun verändert – wahrscheinlich auch, weil die NFL erfolgreich vorgemacht hat, wie wichtig eine Free-TV-Präsenz in Deutschland ist. Ich hoffe, dass das der Sportart gut tun wird. Das Timing so kurz nach dem WM-Sieg der deutschen Nationalmannschaft, könnte jedenfalls nicht besser sein. Und die deutschen Spieler wie Dennis Schröder oder die Wagner-Brüder spielen auch noch in Ostküsten-Teams und damit häufig zu Zeiten, die auch für das Publikum in Deutschland attraktiv sind. 

Nun senden Sie gegen viele ehemalige Kollegen. Was macht das mit Ihnen?

Ist 'ne lustige Sidenote, dass wir sonntags über den Swish von Downtown sprechen, während Patrick Esume über ein langes Brot redet. Und das Gute ist ja, dass die NBA-Saison ein bisschen länger geht. Patrick & Co. können uns in der Endphase der Saison also sogar noch zuschauen.

Was wird Ihre Aufgabe bei den NBA-Übertragungen sein?

Ich bin als Moderator und Netman dabei. Unsere Herangehensweise wird also ganz ähnlich sein wie bislang bei der NFL. Es gibt eine feste Basketball-Community, die auch bisher schon im Netz war, und ich hoffe sehr, dass wir die Fans, aber auch viele weitere Sportbegeisterte, für unsere Übertragungen gewinnen können. Anders als Football damals wird Basketball in Deutschland viel mehr praktiziert und wahrscheinlich hat fast jeder schon mal so einen Ball in der Hand gehalten haben. Trotzdem wird es unsere Aufgabe sein, die Leute ranzuführen und mit den Teams und der aktuellen NBA vertraut zu machen. Aber ich sag mal so: Die Wiese ist grün und das Papier ist noch weiß. Wir werden also schauen, wohin wir uns entwickeln. Bei der NFL war es ja so, dass uns die Fans auch ein Stück weit den Weg gezeigt haben.

Wie ist es seinerzeit gelungen, eine solch enge Verbindung zu den Fans aufzubauen?

Der Schlüssel zu dieser Connection ist nicht, alles vorzugeben, sondern die Augen und Ohren offen zu halten. Natürlich neigt man als Redakteur dazu, interaktive Elemente wie Spiele, Quiz oder Votings einzubauen. Aber man muss sich manchmal bremsen und fragen, ob man das vor dem Fernseher selbst gerne sehen würde. Viel besser ist es, die Leute einfach mal zu fragen, was sie sehen wollen. Damit sind wir ganz gut gefahren.

Herr Dommisch, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr zum Thema