Frau Eßling, was erwartet mich als Zuschauer, wenn ich am Montag um 16 Uhr Sat.1 einschalte?
Die erste und einzige Nachmittagsshow, die es im deutschen Fernsehen live und von 16-19 Uhr gibt. Wir bieten Entertainment, Service, Promi-News - und viel Spaß.
Gerade am Nachmittag versuchen viele Dritte Programme mit Magazinen über längere Strecken zu punkten. Ist "Volles Haus" also gewissermaßen eine Sat.1-Version von "MDR um 4"?
"Volles Haus!" versteht sich nicht als Magazin, sondern als Nachmittagsshow. Wir orientieren uns daher weder an "MDR um 4" noch am "Sat.1-Frühstücksfernsehen". Es gibt keine Regeln, wie unsere Sendung auszusehen hat. So etwas wie "Volles Haus!" gab es schlicht noch nicht. Und genau das macht den Reiz aus. Aber es ist gut möglich, dass es auch Schnittmengen geben wird, etwa wenn es ums Kochen oder um Service-Themen geht.
Bislang galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass es hilfreich ist, dem Publikum tagsüber ein klares Versprechen abzugeben. Sie aber werben jetzt auf Plakaten für "Volles Haus" mit dem Slogan: "Die Alles-in-einer-Show". Ist das nicht sehr vage?
Nein. Wir geben ein pralles Versprechen an unsere Zuschauer:innen ab. Wie schon gesagt, wir garantieren Entertainment, Promi-News, Service – und viel Spaß. Dazu senden wir nicht aus einem klassischen Studio – sondern aus einem Haus mit unterschiedlichen Räumen. Grundsätzlich ist es aber nicht unser Anspruch, alles abzubilden, was auf der Welt geschieht. Unsere Sendung richtet sich überwiegend an Frauen. Deshalb starten wir in "Volles Haus!" zum Beispiel mit "Bunte – live" unsere exklusiven VIP-Nachrichten.
Wie genau soll die Sendung in der ersten Woche strukturiert sein?
Jasmin Wagner und Jochen Schropp begrüßen die Zuschauer:innen immer um 16 Uhr in ihren neuen vier Wänden. In der ersten Stunde "Volles Haus!" erwartet das Publikum dann "Britt - Der Talk" – kürzer als bisher, so wie es vor der Auskopplung bereits der Plan war. Anschließend zeigen wir unseren Service-orientierten Teil. Da treffen die Zuschauer:innen zum Beispiel auf Deutschlands bekanntesten und beliebtesten Anwalt: Ingo Lenßen wird schon ab Montag live bei uns die Zuschauer:innen mit Rechts-Tipps und -Ratschlägen versorgen. Er wird fester Teil des "Volles Haus"-Teams. Um 18 Uhr gibt es die VIP-News mit "Bunte – live". Gegen 18:30 Uhr kommen dann unsere Dokusoaps, weil wir überzeugt sind, dass sich die Zuschauer:innen um diese Zeit über ein wenig Eskapismus freuen.
Mit welcher Dokusoap werden Sie starten?
In den ersten Wochen widmen wir uns unter anderem der Familie Eisenhard - einer turbulenten Großfamilie, der es an nichts mangelt. Außerdem begleiten wir Menowin Fröhlich exklusiv nach seiner Magenband-Operation. Wir freuen uns ebenfalls auf die Diekmeiers, eine bekannte Fußballerfamilie, und die "Wüstenköniginnen". Das sind gestandene Unternehmerinnen, die erfolgreich in Dubai durchgestartet sind.
Um 17:30 Uhr gibt es unter anderem in Bayern und NRW die Regionalprogramme zu sehen, die also gewissermaßen das "Volle Haus" sprengen. Wie genau gehen Sie damit um?
Wir haben durch "Volles Haus!" die Möglichkeit, uns viel besser mit den Regionalstudios abzustimmen als bisher. Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten aus den Studios viele Hinweise bekommen, welche Themen in den Sendungen, aber auch in deren Umfeld ankamen, sodass wir eine ganz gute Vorstellung davon haben, wie wir einen schönen Übergang zwischen "Volles Haus!" und ihnen schaffen können. Und die Zuschauer:innen, die keine Regional-Magazine sehen, bleiben einfach mit Jasmin Wagner und Jochen Schropp in "Volles Haus!". Das geht unter anderem gut via Joyn.
"Britt" hat in den vergangenen Monaten aus Quotensicht noch nicht so recht gezündet. Was stimmt Sie optimistisch, dass der Talk eingebettet in "Volles Haus" besser laufen wird?
Die "Testphase" von "Britt - Der Talk" vor "Volles Haus!" war ausgesprochen hilfreich, weil wir sehr genau sehen konnten, welche Themen verfangen und welche nicht. Wir sind als klassische Talkshow gestartet, sind seither aber weitaus frauenaffiner geworden, und sprechen mit unseren Themen inzwischen verstärkt reifere Frauen an. An den Quoten lässt sich ganz klar ablesen, dass uns das weitaus besser gelingt als in den ersten Wochen, in denen wir vor allem jüngere Zielgruppen erreicht haben. Davon abgesehen bin ich noch immer der Meinung, dass es im Fernsehen Platz gibt für eine Talkshow außerhalb des Polittalks und "Britt" dafür ein wunderbarer Rahmen ist. Aus diesem Grund glauben wir daran, die Sendung erfolgreich in "Volles Haus!" einziehen lassen und weiterentwickeln zu können.
Was mir nicht ganz klar ist: Wenn ich persönlich mit einer Talkshow wie "Britt" nichts anfangen kann – wieso sollte ich denn überhaupt um 16 Uhr einschalten?
Wir glauben sehr wohl, dass es viele Leute gibt, die die Sendung sehen wollen. Schon jetzt gelingt es uns mit "Britt - Der Talk" immer häufiger, die Reichweite bei den 14-bis 59-jährigen Zuschauer:innen gegenüber den 14- bis 49-Jährigen zu verdoppeln. Das zeigt mir, dass wir auf einem guten Weg sind. Allerdings schalten die Zuschauer:innen ab Montag ja zu "Volles Haus!" ein und in der Sendung wollen wir dem Publikum eine größere Abwechslung bieten als bisher. Das ist auch der Grund, weshalb "Britt" ab Montag kürzer talken wird als zuletzt.
Wenn dem Talk und den Dokusoaps so viel Sendezeit eingeräumt wird, dann klingt das nach langen Pausen für ihr Moderationsduo. Fungieren Jasmin Wagner und Jochen Schropp somit im "Vollen Haus" also eher als bessere Programmansager?
Ganz und gar nicht. Jasmin Wagner und Jochen Schropp sind in "Volles Haus!" sogar deutlich freier, als es in anderen TV-Sendungen möglich wäre. Sie können sich ganz natürlich durch "Volles Haus!" bewegen und die Zuschauer:innen mitnehmen. Wir werden viele Aktionen im Haus haben. Wir werkeln, wir basteln, wir kochen. Auch unsere VIP-Show "Bunte - live" wird mit einem Wohnzimmer-Talk stattfinden. Deshalb wird die Sendung vom Live-Charakter sehr viel mehr geprägt sein als beispielsweise klassische Magazine, in denen die Moderatoren ja eher feste Moderationspositionen einnehmen. In "Volles Haus!" sind Jasmin Wagner und Jochen Schropp keine klassischen Moderatoren, sondern Gastgeber in ihren eigenen vier Wänden. Darin liegt ein großer Unterschied.
Nun werden Wagner und Schropp sicher nicht 52 Wochen im Jahr moderieren können. Wer wird das "volle Haus" in der übrigen Zeit bewohnen?
Das stimmt. Die "Volles Haus!"-WG wird noch Zuwachs bekommen. Zum Einzug in "Volles Haus!" konzentrieren wir uns aber voll auf unser erstes Gastgeber:innen-Duo Jasmin Wagner und Jochen Schropp.
Produziert wird "Volles Haus" von der neuen ProSiebenSat.1-Tochterfirma Flat White Productions. Dazu kommen aber auch Elemente, die von externen Produktionsfirmen beigesteuert werden. Wie viel Flat White steckt denn wirklich im "Vollen Haus"?
Alles, was direkt in "Volles Haus!" passiert, kommt natürlich direkt aus dem Hause Flat White. Der Anteil an Eigenproduktionen, die Flat White produziert, wird kontinuierlich wachsen. Denn klar ist auch: Eine junge Produktionsfirma muss sich finden. Inzwischen beschäftigen wir einen großen Tross von Factual-Profis, die im November begonnen und seither viele Projekte, die bis dato von externen Firmen produziert wurden, übernommen haben. Wir sind allerdings weiterhin für externe Produktionsfirmen und deren spannende Ideen offen.
Was könnten Ihnen externe Produktionen verkaufen?
Ganz klar: Exklusive Geschichten – etwa von Prominenten, die etwas zu sagen haben, das es so noch nicht gab. Aber wir suchen auch Inhalte mit starker Serviceorientierung. Alles, womit wir einen Mehrwert für die Zuschauer:innen bieten, sich also beispielsweise Geld in der Haushaltskasse sparen lässt oder das ihnen anderweitig das Leben etwas erleichtert, ist gerne gesehen. Diese Themen können beispielsweise in Dokusoaps oder Wochenbattles erzählt werden. Daneben sind wir auch an weiteren besonderen Expertinnen und Experten interessiert.
Eine Gameshow ist im "vollen Haus" also eher nicht denkbar?
Eine Gameshow ist sicher nicht das, worauf wir setzen wollen. Ausschließen möchte ich aber nichts, denn wir haben für "Volles Haus!" ein Haus gebaut, in dem wir ausreichend Platz für einladende Aktionen haben und alle Räume bespielen können. Jasmin Wagner träumte kürzlich beispielsweise von einem Wohnzimmerkonzert einer Rockband. Und das wäre tatsächlich möglich.
Es ist kein Geheimnis, dass die Sat.1-Quoten nach 17 Uhr ausbaufähig sind. Wie lang ist Ihr Atem?
Wir haben einen superlangen Atem. Ich weiß, dass die Frage darauf abzielt, dass wir den langen Atem in der Vergangenheit nicht immer bewiesen haben. Aber diesmal ist die Sache anders gelagert. Sat.1-Senderchef Daniel Rosemann hat im vorigen Jahr klar kommuniziert, bei Scripted Reality auszusteigen – und genau das machen wir jetzt. Wir glauben daran, ein Format wie "Volles Haus!" mit einer zielgerichteten Analyse auf die Bedürfnisse des Publikums passend ausrichten zu können. Es ist jederzeit möglich, neue Dinge auszuprobieren und zu schauen, wohin es uns führt. Wenn wir also feststellen sollten, dass das Publikum kürzere Strecken anstelle von längeren Elementen bevorzugt können wir die Sendung dahingehend anpassen. Sicher ist daher schon jetzt, dass die 50. Ausgabe nicht so aussehen wird wie die erste. Wir laden in "Volles Haus! täglich unsere Zuschauer:innen ein, den Vorabend mit uns zu verbringen und bauen deshalb ihren Bedürfnissen entsprechend auch gerne mal etwas um.
Frau Eßling, vielen Dank für das Gespräch.
"Volles Haus!", montags bis freitags um 16:00 Uhr, Sat.1