Herr Asanger, Sky stellt die Verbreitung der Sender NatGeo und NatGeo Wild zum 31. Januar 2023 ein. Wieso?

Wir möchten Sky Nature und Sky Documentaries, die wir vor rund einem Jahr gestartet haben und die für uns eine großartige Erfolgsgeschichte sind, noch mehr in den Fokus unserer Bemühungen rücken. Daher werden wir NatGeo und NatGeo Wild nach vielen Jahren guter Partnerschaft Anfang nächsten Jahres auslaufen lassen. Das ist eine strategische Entscheidung, die wir bei Sky Deutschland nicht gegen die NatGeo-Sender getroffen haben, sondern eben für unsere eigenen Sendermarken. Wir bedanken uns bei unseren Partnern für die langjährige gute Zusammenarbeit.



Allgemein konzentriert sich Sky zuletzt vermehrt auf die eigenen Sender. Geht damit ein bisschen Vielfalt verloren?

Das sehen wir anders. In meinen Augen ist sogar das Gegenteil der Fall. Durch unsere eigenen Sendermarken mit den vielen Sky Originals investieren wir in Inhalte, die woanders nicht zu sehen sind. Dadurch bauen wir eigene USPs auf. Zudem müssen unsere ZuschauerInnen auch bei akquirierten Titeln auf keine Programmrichtung verzichten. Wir werden Sky Nature, das eine große Überschneidung mit NatGeo Wild vorweist, ebenso weiter ausbauen wie Sky Documentaries, das man mit NatGeo vergleichen kann. Zudem verstehen wir uns ja als Aggregations-Plattform, heißt: Neben starken linearen Partnersendern wie Discovery und dem History Channel ist es weiter möglich, über die Disney+ App weiterhin NatGeo und NatGeo Wild-Inhalte zu sehen. Weiteres starkes Factual-Entertainment bietet auch die Discovery+ App, deren Zugang für die Sky Q-Kunden für 12 Monate kostenlos ist. Und noch eine Neuigkeit: Ab 8. März werden wir all unseren KundInnen den History Channel auch im Kabel anbieten können.

Sie sprechen in Bezug auf Sky Documentaries und Sky Nature von einer großartigen Erfolgsgeschichte. Auf welchen Zahlen und Werten fußt diese Behauptung?

Wir haben Sky Crime im Frühjahr 2021 gestartet, Sky Nature und Sky Documentaries dann im September letzten Jahres. Wir haben es seitdem geschafft, dass diese drei Sender von unseren KundInnen bereits deutlich überdurchschnittlich genutzt werden. Und vielleicht noch wichtiger für eine Pay-TV-Plattform: Beim sogenannten Reason-to-Join-Wert liegen alle drei Sender schon im oberen Drittel.

Reason-to-Join ist quasi die Bewertung von (werdenden) Neukunden, welche Rolle einzelne Inhalte auf ihre Entscheidung, ein Abo abzuschließen, gespielt haben. 

Richtig. Im Oktober-Tracking hat sich gezeigt, dass Sky Crime auf Platz 2 und damit einer der Top-Treiber war. Neue KundInnen kommen also auch wegen der Factual-Sender zu uns. Das Wichtigste für Sky: Unsere ZuschauerInnen sollen auch bei einem Wegfall von Sendern auf nichts verzichten müssen.

Bestimmte NatGeo-Brands sind trotzdem für den bisherigen Abopreis dann nicht mehr enthalten. Aber dann werden wir mal konkret: Was planen Sie für Sky Nature? 

Der Sender besteht aus tausenden Stunden eingekauftem Material. Dazu zählen hochwertige internationale Doku-Produktionen von Partnern wie der BBC, Love Nature oder natürlich aus unserem HBO-Output. Zusätzlich setzen wir mit unseren Sky Originals exklusive Leuchttürme, oder "Tentpoles", wie wir sagen, im Programm. Beispielsweise werden wir im nächsten Jahr eine fünfteilige High-End-Doku rund um Greenpeace launchen. Ein Jahr lang waren wir hinter den Kulissen dieser Organisation – wir haben erstaunliche Einblicke gewonnen. Auch der Krieg wird ein großes Thema sein. Weitere Sky Nature-Originals sind in Planung und Produktion.

 

Wir stehen vor der Herausforderung, dass wir uns unterscheiden wollen. Die nächste Otter-Doku bringt mir da wenig. 

 

Gibt es denn seitens des Produzentenmarktes genug Angebot in Sachen deutscher Naturdoku?

Angebot ist ausreichend vorhanden. Wir stehen vor der Herausforderung, dass wir uns unterscheiden wollen. Die nächste Otter-Doku bringt mir da wenig. Davon gibt es nämlich schon einige tolle Titel, sowohl auf unserer Plattform als auch im Free-TV. Wir wollen und müssen auffallen mit unseren Sky Originals, daher sind sehr wählerisch. Wir stellen uns daher immer die Frage: Was ist unser Alleinstellungsmerkmal? Und das ist im Natur-Dokubereich in der Tat gar nicht so leicht.  Vergangenes Jahr ist uns das mit der Doku-Reihe "SaFahri – Eine Reise zu den Elementen" mit Fahri Yardim, sehr gut gelungen. Und wir haben hier auch für nächstes Jahr einiges im Köcher. Was ich schon verraten kann: Es wird eine Sport-Doku geben, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt.

Sprechen wir über die Investments. Wofür geben Sie das Geld aus, das nun frei wird?

Wir haben abseits von Sky Nature einiges geplant. Im nächsten Jahr wird es mindestens zehn non-fiktionale Sky Originals aus Deutschland und weitere rund 20 aus der Sky Gruppe, das heißt  aus UK und Italien, geben. Ein Highlight, gerade für Journalisten, wird eine Dokumentation über den Relotius-Skandal im ersten Quartal 2023 sein. Sie wird sicherlich für Gesprächsstoff sorgen, ebenso wie unsere neue "Her Story"-Staffel, in der wir eine sehr bekannte Sportlerin, eine Politikerin, einen großen Showstar und, wie schon bekannt gegeben, die Unternehmerin Judith Williams porträtieren. Außerdem: Highend-Produktionen wie "Predators – Jäger in Gefahr", eine sehr hochwertig gedrehte Natur-Dokuserie über Raubtiere von den Sky UK-Kollegen. Oder "Shaq", eine HBO-Doku über die NBA-Legende Shaquille O’Neal. 

In etwas ungewissen Zeiten für Sky Deutschland. Wie störungsfrei laufen Ihre Planungen für die kommenden Jahre?

Es gibt keine Störungen. Alles läuft wie geplant. Wir akquirieren Programme und beauftragen Originals – auch schon für das Jahr 2024.

Sie haben vorhin den großen Erfolg von Sky Crime angerissen, das zuletzt die von RAW hochwertig produzierte Doku rund um Ursula Herrmann gestartet hat.

Dokus boomen und vor allem True-Crime ist sehr stark nachgefragt. Sky Crime ist – wie schon gesagt - in unserem Portfolio einer der erfolgreichsten Sender. Wir haben nicht nur mit "22. Juli - Die Schüsse von München", sondern auch mit "Das Mädchen in der Kiste: Wer tötete Ursula Herrmann?" Erfolge gefeiert. Beide waren nach der Costa Concordia-Dokumentation die erfolgreichsten Doku-Titel auf unserer Plattform im Jahr 2022. Wir treiben auch Ko-Produktionen voran, etwa die kommende Doku über die "Krypto-Queen" Ruja Ignatova, die gemeinsam mit Channel 4 entsteht.

Geht "Verbrechen von Nebenan" weiter?

Wir haben 2022 eine zweiteilige zweite Staffel gezeigt, die wieder sehr gut lief. Wir sind mit den Machern im Austausch, ob und wie wir den Brand weiterführen können.

Sky One hat sich von "Buschis Sechserkette" getrennt und den "Quatsch Comedy Club" verabschiedet. Wohin fließt für diesen Sender nun Investment?

Wir hinterfragen unsere Marken regelmäßig. Wir hatten mit dem "Quatsch Comedy Club" fünf gute Jahre. Jetzt haben wir gemeinsam gesehen, dass die Marke bei uns in Sachen Aufmerksamkeit unterzugehen droht. Weil wir inzwischen viele non-fiktionale Titel, vor allem eben Dokus, haben, die vielleicht ein bisschen uniquer und lauter sind. Wir sind aber mit Thomas Hermanns und den Produzenten weiter im Gespräch, ob und was wir aus der Marke mit dem "Q" Neues machen könnten. Grundsätzlich haben wir 2022 einiges im Bereich Light Entertainment pilotiert. Was wir davon letztlich auch in Serie geben, wird sich zeigen.

Sky One ist nun mit deutlich mehr Krimiserien aus Amerika bestückt, Comedy-Serien finden sich bei Sky Comedy. Auch eine Reaktion auf den Wegfall des Fox Channel?

Nein, Sky One war nie als Ersatz für Fox geplant. Nach wie vor ist der Brand unser Entertainment-Flagship, der zu den erfolgreichsten Sendern auf unserer Plattform zählt. Light-Entertainment wird daher weiter eine große Rolle bei uns spielen. In Kürze startet die zweite "Diese Ochsenknechts"-Staffel. Der riesige Erfolg von Staffel eins hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Das war nicht selbstverständlich, da das Genre Reality Neuland für uns war. Die Serie zählt zu den Top 10 der stärksten Titel des Jahres. Und auch die Kollegen aus dem Sales-Bereich waren sehr glücklich mit den Ochsenknechts. Auch deshalb werden wir das Reality-Genre im nächsten Jahr ausbauen. Mehr Details hierzu gibt es bald. Wir werden auch im nächsten Jahr wieder ein tolles Programm präsentieren – unsere KundInnen können sich auf einiges freuen.

Herr Asanger, danke für das Gespräch.