Till Weidemüller, der Launch eines Streamingdienstes war Ihnen noch nicht genug Arbeit, da holt man auch noch die EMAs nach Düsseldorf?
(lacht) Wir haben uns diesen Herbst tatsächlich sehr viel vorgenommen. Das merken wir in diesen Wochen ganz besonders, aber freuen uns wahnsinnig - auf die MTV EMAs 2022 als Finale unserer gerade stattfindenden MTV Music Week in Düsseldorf mit rund 50 Events und dann am 8. Dezember den Start von Paramount+ in Deutschland. Das macht unsere Tage gerade besonders lang: Abends die Events in Düsseldorf und tagsüber dreht sich alles um die bevorstehende Markteinführung unseres Premium-Streamingdienstes Paramount+.
Nichts ist bei Paramount also gerade so gefragt wie Koffein, Koffein und nochmal Koffein?
Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Und Mental Health wird bei uns im Haus groß geschrieben. Wir achten da sehr auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir freuen uns jetzt erstmal auf das von Rita Ora und Taika Waititi moderierte Musikspektakel. Viel wurde schon angekündigt, aber es wird noch die ein oder andere Überraschung geben. Mehr will ich dazu jetzt auch nicht verraten. So ein Live-Event lebt ja von der Unerwartbarkeit dessen, was passieren kann, wenn MTV die Stars zusammen bringt.
Die Aftershowparty darf dann nicht zu lange dauern, wenn es noch was vorzubereiten gibt für den Launch. Stichwort Party: Paramount+ kommt reichlich spät…
Wir kommen vielleicht spät zur Party, aber sind der Gast auf den alle warten und bringen die besten Geschenke mit: Paramount+ startet mit großartigen Filmen und Serien und das zu einem Zeitpunkt, an dem wir Streaming nicht mehr erklären müssen. Und wir können uns sehen lassen auf der Party: Wir haben mit „Top Gun Maverick“ den Blockbuster des Jahres auf der Plattform, mit „Yellowstone“ und dem Ableger „1883“ das Kult-Franchise von Taylor Sheridan, dazu große Serienproduktionen wie „Halo“, „Yellowjackets“ und bald auch Sylvester Stallones „Tulsa King“. Natürlich auch die neue „Star Trek“-Serie „Strange New Worlds“. Aber Paramount steht auch für Kultmarken in anderen Genres wie den neuen „Beavis and Butt-Head“-Film, Neues von „South Park“, für Kids die großen Nickelodeon-Marken wie „SpongeBob“, „PAW Patrol“ und „Dora“ aber auch deutsche Eigenproduktionen wie „Spotlight“. Schon im Dezember und Januar starten mit „Der Scheich“ von Dani Levy und „Simon Becketts Die Chemie des Todes“ unsere ersten deutschen Serienprojekte.
So schnell hat selten zuvor ein anderer internationaler Streamingdienst deutsche Produktionen ergänzt. Weitere sind ja auch schon in Produktion. Bleibt es bei fiktionalen Projekten?
Die Qualität und Quantität der Inhalte, die wir von Paramount aus den USA bekommen, ist einzigartig und von einem Production Value, der für deutsche Produktionen kaum zu erreichen ist. Deshalb sind wir stolz mit Paramount+ diese legendäre Marke als Inbegriff von Hollywood nach Deutschland zu bringen. Gleichzeitig aber wollen wir vom Start weg ein Streaminganbieter für alle sein. Das heißt u.a. für verschiedene Alterszielgruppen ebenso wie für den Wunsch von Zuschauerinnen und Zuschauern, in Deutschland vertraute Stars und Geschichten zu sehen. Paramount+ will mit zahlreichen deutschsprachigen Produktionen auch dieses Potential schöpfen und das endet nicht bei fiktionalen Projekten.
Können Sie mehr verraten, was Paramount+ plant?
Wir haben bei Paramount die größten Marken des Reality-Genre. MTV hat das Genre geprägt und wir freuen uns am 15. Dezember „Germany Shore“ zu starten. Wir haben für Joyn und MTV bereits eine Staffel des „Shore“-Formats in Deutschland umgesetzt, die erfolgreich als „Reality Shore“ lief. Jetzt kommt die 2. Staffel, aber in einer neuen Location unter neuem Titel bei Paramount+. Und im Frühjahr legen wir gleich nach und haben sowieso im nächsten Jahr noch Großes vor in dem Genre. Unser Ziel ist es, in den nächsten Monaten drei lokal produzierte Realityformate auf Paramount+ zu starten.
World of Wonder hat vor einigen Wochen einen Castingaufruf für „RuPauls Drag Race: Germany“ gestartet. Das US-Original ist bei Paramount zuhause. Kommt die deutsche Adaption nächstes Jahr zu Paramount+?
Was Sie nicht sagen. „RuPaul’s Drag Race“ ist tatsächlich ein extrem erfolgreiches und mehrfach Emmy-prämiertes Format aus unserem Hause, dessen zahlreiche Staffeln inzwischen weltweit viele Fans gewonnen haben. Das könnte ich mir auch sehr gut in Deutschland bei Paramount+ vorstellen.
Nicht nur „Star Trek“-Fans, die auf „Strange New World“ warten, fragen sich: Warum der Start im Dezember?
Wir wollten als frühzeitiges Weihnachtsgeschenk noch rechtzeitig vor den Feiertagen in den Markt gehen, weil die Zeit rund um den Jahreswechsel oftmals viel Gelegenheit bietet, zu streamen. Aber wir wollten uns auch die Zeit nehmen und mit einem richtig guten Produkt starten. Es ist ja kein kleines Vorhaben, einen neuen Streamingdienst zu starten.
Wobei die Technik mußmatlich die gleiche ist, die auch in Italien und UK zum Einsatz kommt…
Aber der deutschsprachige Raum ist der größte Markt in Europa und dementsprechend wichtig in der internationalen Strategie von Paramount+. Mit dem zeitversetzten Start haben wir den enormen Vorteil, dass wir die ersten gesammelten Erfahrungen aus Großbritannien, Irland und Italien für uns nutzen können. Das hilft uns für einen reibungslosen Start im Dezember.
Wäre es nicht reizvoll gewesen, ein Spektakel wie die MTV EMAs zum Anschieben des neuen Streamingdienstes zu nutzen?
Die MTV EMAs setzen als popkulturelles Highlight seit Jahren auf maximale Reichweite und sind ein Spektakel über den deutschen Markt hinaus. Ich glaube es hätte wenig Synergien gegeben, ein aus Düsseldorf heraus international ausgerichtetes Programm wie die MTV EMAs mit unserem Deutschlandstart zu verknüpfen. Wir nutzen die MTV EMAs allerdings durchaus als Startschuss für unsere Kampagne und Kommunikation zur Markteinführung von Paramount+. Unser Streamingdienst ist einer der Brand Partner und Sponsoren der diesjährigen MTV EMAs.
Wird der Start von Paramount+ auch Auswirkungen auf die bestehenden TV-Programme von Paramount in Deutschland haben?
Da gibt es sicherlich eine Wechselwirkung zwischen unseren Free-to-air-Sendern Comedy Central, MTV und Nick, wenn wir zum Beispiel an „Spotlight“ denken. Die Nickelodeon-Serie hat schon viele Fans. Die nächste Staffel läuft zuerst bei Paramount+, später dann auch bei Nick. Ähnlich wird es auch bei Reality-Programmen auf Paramount+ laufen. Comedy Central macht uns übrigens gerade auch große Freude mit seiner Marktanteilsentwicklung. Auch hier werden wir sicher der Logik folgen, etwa bei neuem „South Park“-Stoff. Dabei sind die Synergien bei weitem nicht auf unsere 3 Spartensender begrenzt: Zu unserem Angebot in Deutschland gehört seit 2019 schon Pluto TV mit einem FAST-Konzept und derzeit über 130 linearen, kuratierten Sendern. Mit Pluto TV bedienen wir alle Genres für all Zielgruppen und können somit aus unserem gesamten Paramount-Universum jeweils passende Inhalte auswählen. Und das alles wird mit Paramount+ als Premium-Dienst ab 8. Dezember komplementär ergänzt.
Woran wollen Sie sich mit Paramount+ messen lassen? Welche Zielsetzung gibt es?
Global will Paramount mit seinen SVOD-Angeboten bis Ende 2024 hundert Millionen Abonnentinnen und Abonnenten erreichen. Wir sehen bei uns im deutschsprachigen Raum enormes Potential für Paramount+ und haben uns sehr ehrgeizige Ziele gesetzt. Wir wollen ins Relevant Set der Streamimgdienste aufsteigen und…
Moment, lassen Sie mich da einhaken. Was heißt das für die Ziele in Deutschland?
Wir kommen ja mit einer sehr hohen Markenbekanntheit von Paramount aus dem Startblock und treten in dem Rennen natürlich an mit Netflix, Prime Video und - wenn man jetzt mal die Sport-Dienste weglässt - dahinter Disney+ und RTL+. Das ist das Rennen, in dem wir uns sehen.
Herr Weidemüller, herzlichen Dank für das Gespräch.