Herr Schmitter, nach einigen Verzögerungen soll das neue Nachrichtenstudio jetzt in Betrieb genommen werden. Wann genau?
Am Sonntag, den 4. September ist es endlich soweit, Peter Kloeppel präsentiert ab 18.45 Uhr unser Nachrichten-Flaggschiff live von seinem neuen Arbeitsplatz. Nach vielen Probemonaten, die unterbrochen waren von unserer wochenlangen Sonderberichterstattung zum Ukraine-Krieg, können unsere Zuschauerinnen und Zuschauer jetzt endlich erleben, woran wir fast zwei Jahre für sie geplant, gebaut und gearbeitet haben. Den Sonntag als Starttag haben wir gewählt, da es ein starker „RTL Aktuell“-Quotentag ist und wir uns tagsüber voll auf diese besondere Premiere fokussieren können.
Wie sieht dann der weitere Fahrplan aus für die anderen Formate, die aus dem neuen Studio kommen sollen?
Direkt am Montag, den 5. September, folgt das „Nachtjournal“. Die Umbauten für unsere Nachrichten um Mitternacht sind überschaubar, da sich lediglich die Farbgestaltung der Tageszeit anpasst, das grundsätzliche Nachrichten-Setup aber bestehen bleibt. Am Montag, den 19. September starten dann auch „Punkt 6“, „Punkt 7“, „Punkt 8“ sowie „Punkt 12“ aus dem neuen Studio. Zwischen unserer Punkt-Familie und „RTL Aktuell“ müssen wir am meisten umbauen, da zum Beispiel „Punkt 12“ eine eigene Bühne, inklusive Sofa und Tisch, für die diversen Talk-Situationen nutzt. Wir hoffen, dass alle Sendungsstarts reibungslos funktionieren und wir künftig noch mehr Expertise und Know-how auf den Sendungen bündeln können.
Was soll das heißen?
Unsere Studiocrews arbeiten künftig nicht mehr überall im Haus verteilt mit unterschiedlicher Technik in verschiedenen Setups, sondern in einem Drei-Schicht-System zentral an einem Ort. Somit ist unser neues Studio künftig durchgehend bespielbar und wir können zu jeder Zeit mit ganzer Kraft auf die aktuelle Nachrichtenlage reagieren. Je nach Breaking-News-Situation auch in der Kombination aus RTL und ntv. Dadurch, dass die Kolleginnen und Kollegen nun zusammen und mit der modernsten Technik die Sendungen produzieren, werden wir die hohe Qualität der Sendungen für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer nochmal spürbar anheben.
Was ist im Arbeitsablauf die größte Veränderung bei den Sendungen?
Wir gehen raus aus der virtuellen Studiowelt in ein Realset. Die bildgewaltigen LED-Flächen stellen uns dabei vor ganz neue, spannende Herausforderungen. Zum Glück haben wir durch das „RTL Direkt“-Schwesterstudio in Berlin, in dem auch seit Juni auch "Gala" produziert wird, viel gelernt und wissen jetzt sehr genau, was wir bei der Auswahl und Bearbeitung der Hintergrundbilder beachten müssen. Bei der Premiere von "RTL Direkt" wurde Frau Baerbock noch von einem riesigen grellgelben Rapsfeld "weggebrannt". So einen Fehler machen wir jetzt sicher nicht mehr und dank der rund 200 Sendungen aus Berlin verfügen wir bereits über ein sehr gutes Archiv an starken Basisbildern. Darüber hinaus haben wir die neue Funktion der Set-CvDs geschaffen, die sich ausschließlich darum kümmern, dass wir die vielen LED-Wände optimal bespielen und alles, was wir uns optisch für die Sendungen vorgenommen haben, auch regelmäßig und im Sinne des Inhalts eingesetzt wird.
Und aus Sicht des Publikums: Gibt es Veränderungen über den ersten optischen Eindruck des neuen Sets hinaus?
Die Sendungen werden auf jeden Fall dynamischer. Peter Kloeppel bzw. das gesamte Moderationsteam von "RTL Aktuell" ist zum Beispiel nicht mehr am Sendepult festgenagelt, von wo aus sie einen, maximal zwei Moves pro Sendung machen konnten. Da hat uns das virtuelle Set extrem limitiert. Jetzt können wir eine Vielzahl unterschiedlichster Positionen bespielen und immer die beste Umgebung für die einzelne Meldung oder Geschichte bereitstellen. Möglich wird das durch die Größe des Studios und die acht beweglichen LED-Elemente sowie einen gebogenen LED-Screen von zehn mal drei Metern, vor der sich die Moderatorinnen und Moderatoren frei bewegen können. Dabei muss niemand mehr darauf hoffen, dass etwas virtuell auf die grüne Leinwand projiziert wird, sondern hat alles real und in Echtzeit vor sich.
Die Virtualität war also kein Vorteil?
Das virtuelle Studio hat uns 12 Jahre tolle Dienste geleistet, aber wir sind zuletzt immer wieder an Grenzen gestoßen. Die aktuelle Nachrichtensituation wird immer komplexer und schneller. Die Zuschauerinnen und Zuschauer wünschen sich Erklärung, Einordnung und Hintergrund. Und dafür ist ein virtueller und somit starrer Erklärraum eine Hürde. Alles, was uns in irgendeiner Form eingeschränkt und begrenzt hat, haben wir abgeschafft. Allerdings müssen wir jetzt auf zwei Dinge achten: Zum einen, dass bei den vielen technischen Möglichkeiten weiterhin immer der Inhalt im Fokus steht. Zum anderen, dass Peter, Katja und die Moderationskolleginnen und -kollegen bei den vielen möglichen Wegen durch das neue Studio nicht irgendwann ein Kilometergeld einfordern (lacht).
Stützt ein reales Set Ihrer Meinung nach die Wahrnehmung der Nachrichten?
Davon sind wir überzeugt und wollen das ab September täglich unterstreichen. Wir glauben, dass dieses neue Zuhause unserer Sendungen eine ganz besondere Nähe ausstrahlt – zu unseren beliebten Moderatorinnen und Moderatoren, aber vor allem auch zu den Themen. Bei den Proben für unsere Magazinsendungen fällt häufig der Begriff „Wärme“, weil es zu echten Begegnungen im realen Raum kommt. Dieses wohlige Gefühl ist uns wichtig, denn viele Themen, die wir tagtäglich aufgreifen, sind nicht immer nur positiv. Diese Nähe verlässlich zu vermitteln, gibt aus unserer Sicht ein beruhigendes Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit. Das "RTL Direkt"-Studio bekommt in der Marktforschung dazu bereits sehr gutes Feedback, deswegen bin ich da auch bei unserem neuen Studio in Köln sehr optimistisch.
Bekommen die Sendungen auch eine neue Sound-Verpackung?
Ja, alles ist neu – bis auf das ikonische Soundlogo von „RTL Aktuell“, das sich ab sofort auch in verschiedenen Varianten im Sounddesign aller Sendungen wiederfindet. Dabei haben wir die Musik Ton für Ton auf die entsprechenden Bildsequenzen komponieren und extra alles live von einem großen Orchester einspielen lassen, damit wir auch hier einen echten und warmen Klang haben. Das ist übrigens selbst für Profi-Musiker gar nicht so leicht, da sie extrem präzise jeden einzelnen Ton der ja schon legendären „RTL Aktuell“-Musikfolge spielen mussten. Beim Opening von „RTL Aktuell“ gibt es nun eine ganz spezielle Studio-Anfahrt aus der Totalen, die gezielt von der Musik unterstützt wird. Das haben unsere Produzenten in Köln gemeinsam mit Foster Kent aus Salzburg umgesetzt. Wir haben das Thema Sound konsequent durchgedacht, um auch akustisch im Tagesverlauf für eine hohe Wiedererkennbarkeit zu sorgen. Den Faktor „Hören“ sollte man bei aller Konzentration auf die Optik nicht unterschätzen. DWDL.de hat ja zu Recht mal geschrieben, wie oft wir eigentlich das Soundbett von „RTL Direkt“ noch ändern wollen…
…und dann haben sie es nochmal geändert.
(lacht) Da schlagen halt meine Radio- und Audiogene voll durch. Das erste Sound-Bett von „RTL Direkt“ kam noch aus einer Library. Das klang zwar groß und nach einer coolen Late Night Show, hatte aber ganz wenig mit einer Nachrichtensendung bei RTL zu tun. Deswegen haben wir da mehrfach nachjustiert und auch in dieser Beziehung viel gelernt für die bevorstehende Umstellung.
Das neue Studio dient also den „Punkt“-Sendungen am Morgen, „Punkt 12“ am Mittag sowie „RTL Aktuell“ und „Nachtjournal“ am Abend - oder ist mehr geplant?
Das Studio hat eine sehr moderne, klare Bildsprache, mit der wir von morgens 6 Uhr bis Mitternacht und in sämtlichen Sonderlagen für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer eine einheitliche, verlässliche Ansprache gewährleisten wollen. Darüber hinaus planen wir auch ein Informationsformat für RTL+, für das wir sehr gezielt die frische Optik und die visuellen Möglichkeiten des neuen Studios nutzen wollen. Aber jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf die Premiere und hoffen, dass alles, was wir mit viel Leidenschaft geplant haben auch tatsächlich zu sehen und zu hören ist.
Herr Schmitter, herzlichen Dank für das Gespräch.