Herr Küttner, Ende Februar erklärte RTL-Chef Henning Tewes, die Trennung von Dieter Bohlen sei kein Fehler gewesen und das Format gut neu aufgestellt. Jetzt holen Sie ihn zurück zu „Deutschland sucht den Superstar“. Wie geht das zusammen?
Das geht sehr gut zusammen. Wir hatten den festen Willen, das Format neu aufzusetzen, eine Veränderung war nötig, und sie war richtig. Nach der Staffel haben wir die Köpfe zusammengesteckt und überlegt, wie es nun weitergeht. Und so entstand der Gedanke, dass wir „DSDS“ ein letztes Mal richtig feiern.
Gilt bei „Deutschland sucht den Superstar“: Ohne Bohlen nix zu holen?
(Überlegt) Jedenfalls in der Abschiedsstaffel. „DSDS“ ist Europas erfolgreichste Talentshow, über nun bald 20 Jahre. Da dürfen sich alle drauf freuen. Ich lasse mich gerne messen an dem, was wir uns jetzt neu überlegen für die 20. Staffel, die finale Abschiedsstaffel von „Deutschland sucht den Superstar.“ Da darf der langjährige Chefjuror nicht fehlen.
Noch vor gut einem Jahr wurde er rausgeworfen - während der laufenden Staffel, bei der er dann auch dem Finale fernblieb. Man wollte RTL neu ausrichten, hat zahlreiche neue Leute verpflichtet. Und jetzt die Rolle rückwärts?
Die Pause hat allen gutgetan. RTL hat sich verändert, und Dieter Bohlen hat sich auch verändert. Wir haben bei RTL in den vergangenen zwölf Monaten bewiesen, dass wir positive Unterhaltung können. Wir haben durch eine Vielzahl von Neuerungen gezeigt, dass wir am Programm arbeiten und es mit der Neuausrichtung des Senders ernst meinen. Jetzt lassen Sie uns doch mal die letzte Staffel "DSDS" produzieren. Hinterher können wir ja darüber sprechen, ob wir mit dem Erreichten zufrieden sind.
Gelobt wurde die neue Tonalität von „DSDS“, die durch Florian Silbereisen reingebracht wurde. Der dürfte sich durch das Bohlen-Comeback doch veräppelt vorkommen?
Überhaupt nicht. Die Tonalität wurde zurecht gelobt. Klar, mit Dieter Bohlen wird mehr Tacheles reinkommen.
Gelobt aber trotzdem nicht mehr dabei. Ist das jetzt Retro-Welle oder Innovationsführerschaft, die sich RTL auf die Fahne geschrieben hat, wenn Dieter Bohlen zurückkommt zu „DSDS“?
Weder noch. Ich bin da sehr pragmatisch und will das Beste aus der 20. und letzten Staffel herausholen. Meine Überzeugung ist es, dass die Fans des Formats zum Abschied von „Deutschland sucht den Superstar“ gern noch einmal Dieter Bohlen sehen wollen.
Das mit der Abschiedsstaffel - wenn die dann 20 Prozent Marktanteil holt, ist nächsten Sommer wieder egal, was man ein Jahr vorher gesagt hat?
Wir haben uns mit der UFA und dem Lizenzgeber darauf verständigt, dass die nächste Staffel die letzte von „Deutschland sucht den Superstar“ sein wird.
"Die einen finden es furchtbar, die anderen lieben es, aber es ist Thema überall."
Können Sie verstehen, dass die Rückkehr eines Lautsprechers wie Dieter Bohlen für Belustigung bei Branche und Publikum sorgt, wo man sich im vergangenen Jahr schlagzeilenträchtig für eine neue Ausrichtung des Senders von ihm getrennt hat?
Klar, das ist Entertainment. Wir haben mit einem bekannten Showformat etwas Neues ausprobiert. Und nun kehrt Dieter Bohlen zurück, die einen finden es furchtbar, die anderen lieben es, aber es ist Thema überall. Und man darf nicht vergessen, dass Dieter Bohlen bei aller Kantigkeit ein beliebtes Gesicht von RTL ist, und über Jahre für gute Familienunterhaltung gesorgt hat.
Trotzdem hat RTL ihn im vergangenen Frühjahr während der laufenden Staffel rausgeworfen, weil man sich ohne ihn neu aufstellen wollte - und diese Neupositionierung von RTL war das Thema ihres Hauses im vergangenen Jahr...
Daran ändert sich gar nichts. RTL steht für unabhängigen Journalismus und positive Unterhaltung. Wir beweisen das Tag für Tag. Und wir werden das nun auch mit Dieter Bohlen hinkriegen. Ich möchte als Unterhaltungschef von RTL unserem Publikum ein großes Finale von „Deutschland sucht den Superstar“ mit Dieter Bohlen anbieten. Das ist für mich die erfolgversprechendste Perspektive.
Wann soll die Abschiedsstaffel von „Deutschland sucht den Superstar“ kommen?
Der Januar mit Dschungel, „DSDS“ und „Bachelor“ hat uns schon immer ganz gut zu Gesicht gestanden. Vielleicht wird es aber auch Anfang Februar, weil wir jetzt mit neuer Besetzung etwas später mit den Vorbereitungen beginnen als sonst.
Wie wird denn diese Abschiedsstaffel aussehen? Normaler Wettbewerb oder ein Blick zurück auf die „DSDS“-Geschichte?
Wir wollen beides machen und sind mit der UFA in den Gesprächen, wie wir diese besondere Staffel ausgestalten werden. Natürlich wird es ein Wiedersehen mit vielen „DSDS“-Gewinnerinnen und -Gewinnern, Jurorinnen und Juroren und anderen bekannten Köpfen des Formats geben. Wir wollen „DSDS“ gemeinsam feiern.
Michael Wendler und Xavier Naidoo sind außen vor?
Die beiden werden nicht dabei sein.
Schon im Spätsommer/Herbst wäre ein anderes Format gelaufen, bei dem Dieter Bohlen einst dabei war: Das „Supertalent“ befindet sich aber in einer Pause. Wie füllt RTL diese vielen Abende?
Mit einer Vielzahl an Ideen. Wir legen ja auch die „Puppenstars“ neu auf, freuen uns auf neue Folgen von „Denn sie wissen nicht was passiert“ und das Comeback der „100.000 Mark Show“ mit Ulla Kock am Brink. Wir werden den Block vom „Supertalent“ also nicht durch einen anderen ersetzen, sondern durch mehrere starke RTL-Shows.
Können Sie bei der Gelegenheit auch die Fortsetzung von „Der Preis ist heiß“ bestätigen, von der Harry Wiynvoord neulich schon erzählt hat?
Ja, wir wollen mit der „Der Preis ist heiß“ weitermachen.
Auch mit „Viva La Diva“?
Da überlegen wir noch, wie es in welcher Form weitergehen kann.
Ich frage deshalb, weil das ja neu und erfolgreich war für RTL. Wenn wir jetzt an „Der Preis ist heiß“, „100.000 Mark Show“, das Comeback von Dieter Bohlen und den „Puppenstars“ sowie der Allzweckwaffe Jan Köppen beim Dschungel denken, dann ist das noch nicht die Innovationsführerschaft, die RTL anstrebt oder?
Wir wollen als große Entertainment-Marke ein großes Publikum erreichen, setzen dabei auf neue Besetzungen und Weiterentwicklungen. Wir haben viel verändert bei RTL, wir stehen für positive Unterhaltung und daran halten wir auch fest. Und die genannten Formate sind alle dieses Jahr neu bei RTL gestartet oder kommen erst noch. Die eine Personalie Dieter Bohlen interessiert jetzt alle sehr, aber ich kann Sie beruhigen: Für uns ist das nur ein Teil der Strategie.
Herr Küttner, herzlichen Dank für das Gespräch.