Herr Opdenhövel, Sie moderieren ab sofort bei ProSieben zusammen mit Linda Zervakis ein wöchentliches Live-Magazin, das vom Sender als Journal beworben wird. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Magazin und einem Journal?
Das ist wahrscheinlich Definitionssache. Von mir aus dürfen Sie es auch Magazin nennen. (lacht) Das Konzept besteht aus Beiträgen, aber auch aus Gesprächen im Studio und Interaktion mit dem Publikum. Wir wollen allen die Möglichkeit geben, sich live einzubringen, einerseits über den Hashtag #ZOL, andererseits aber auch über die Prosieben-App. Thematisch sind uns keine Grenzen gesetzt. Die Sendung ist, wenn Sie so wollen, ein ganz großer Bauchladen, der wir uns umgeschnallt haben.
Die Sendung heißt wie Sie beide. Reicht das als Versprechen?
Das ist zunächst einmal das Versprechen, dass Linda und ich ein großer Bestandteil sind. Der Name ist übrigens nicht unser Wunsch gewesen. Vielmehr hielt es ProSieben für eine gute Idee, die Sendung nach uns zu benennen. Allerdings sind wir nicht diejenigen, die sie alleine tragen werden. Die Sendung lebt auch von einer großen Redaktion, die es sich mit uns beiden zur Aufgabe gemacht hat, Themen so aufzugreifen, damit sie möglichst viele interessieren und alle verstehen.
Doppelmoderationen sind nicht immer einfach. Was macht Sie optimistisch, dass es in diesem Fall klappt?
Linda und ich mögen uns sehr. Das ist eine wichtige Voraussetzung. Dazu kommt, dass ich relativ viel Erfahrung mit Doppelmoderationen habe. Gerade in meiner Anfangszeit war das gang und gäbe. Außerdem ist mir die Doppelmoderation auch aus dem Sport nicht fremd. Einen Experten einzubinden und ihm eine Rampe zu bieten, ist letztlich auch eine Art von Doppelmoderation. Ich mag das, ich bin immer ein Teamplayer gewesen.
Sie haben sogar Mehmet Scholl im Zaum gehalten.
Oh ja. (lacht) Aber das war eine tolle Zeit. Genauso wie mit Dieter Thoma, Sven Hannawald, Thomas Hitzlsberger oder Bastian Schweinsteiger. Aber selbst wenn ich eine Sendung alleine mache, sehe ich mich nicht als Alleinunterhalter. Deshalb kann ich es schwer nachvollziehen, wenn es an anderen Stellen zu einem übertriebenen Maß an Eitelkeit kommt. Mir ist das jedenfalls fremd.
Manch einer fühlt sich bei der Idee an eine wöchentliche Live-Sendung an „Schreinemakers Live“ erinnert. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Das kommt drauf, ob man das Augenmerk auf die Frisur oder die Inhalte legt. (lacht) Im Ernst: Womit unsere Sendung verglichen wird, obliegt nicht uns. Wir haben allerdings das Gefühl, dass die Zeit dafür reif ist, Woche für Woche zur besten Sendezeit über relevante Themen zu sprechen und auch sperrige Themen so runterzubrechen, dass möglichst viele Menschen danach einen Erkenntnisgewinn haben. Dabei hilft es ungemein, wenn der Zugang ein etwas anderer ist als man das für gewöhnlich kennt. Nicht umsonst haben sich vor einiger Zeit so viele Menschen darauf eingelassen, eine achtstündige Pflege-Schicht bei ProSieben anzusehen. Das zeigt doch, dass das Fernsehen nach wie vor eine unglaubliche Kraft besitzt.
Was ist, wenn Ihre neue Sendung überhaupt nicht funktioniert?
(überlegt) Wir gehen erstmal total optimistisch rein - mit der Hoffnung, dass die Menschen eine Sendung wie diese sehen wollen. Alle Beteiligten haben sich gegenseitig versprochen, einen langen Atem zu haben. Da kann man nicht nach ein paar Wochen einen Strich drunter ziehen und sagen: Das war’s. Die Sendung wird sich wöchentlich weiterentwickeln, und die Zeit dafür haben wir.
Daneben moderieren Sie noch Fußball für Sat.1 oder auch die fünfte Staffel von „The Masked Singer“, die demnächst samstags laufen wird. Ist es im Jahr 2021 eigentlich immer noch cool, eine Samstagabendshow zu moderieren?
Ich gehöre einer Generation an, für die der Samstagabend vor dem Fernseher noch das sprichwörtliche Lagerfeuer war, und glaube, dass Samstagabendshows auch im 21. Jahrhundert noch sehr cool sein können. Ich persönlich habe mit diesem Genre noch nie schlechte Erfahrungen gemacht, was vielleicht auch daran liegt, dass „Schlag den Raab“ dann doch weit entfernt war von Hans-Joachim Kulenkampff. Im Falle von „The Masked Singer“ war es ein großer Wunsch des Publikums, auf den Samstag zu gehen. Und diesen erfüllen wir ihm jetzt.
Warum erst jetzt?
Einer der Gründe dürfte gewesen sein, dass ich bei der ARD war und bislang samstags regelmäßig die „Sportschau“ zu moderieren hatte. In einer Viertelstunde aus der Innenstadt nach Ossendorf zu fahren und zwischendrin auch noch in eine andere Klamotte zu springen, wäre sehr ambitioniert gewesen. Dadurch, dass die „Sportschau“ für mich nun wegfällt, kann ich jetzt auch samstags. Und dass die Show plötzlich uncool wird, nur weil sie nun am Samstag läuft, glaube ich nicht.
"Dann hieß es irgendwann: Wir haben kein Geld, keine Ideen und keine Sendeplätze."
Matthias Opdenhövel über seine Unterhaltungs-Einsätze im WDR
Ist die Liebe zur Unterhaltung auch ein Grund dafür gewesen, die ARD komplett zu verlassen?
Ich konnte bereits seit geraumer Zeit auch für andere Sender arbeiten. Es ist kein Geheimnis, dass die Sendungen im Privatfernsehen eine andere Farbe haben als in der ARD, wo es Quiz, Quiz und manchmal auch ein Quiz gibt. Da ist die Bandbreite bei ProSieben deutlich größer und es macht mir mehr Spaß, weil ich als Moderator stärker gefordert bin.
Gab es denn am Ende in der ARD keine Idee mehr für Sie außer Quiz - oder hat man Sie gar vergessen?
Woran es lag, müssen Sie die ARD fragen. An meinem Willen lag es definitiv nicht. Mein Haussender, der WDR, hatte ein paar Versuche unternommen, die gar nicht so schlecht waren, aber leider war der lange Atem überschaubar. Dann hieß es irgendwann: Wir haben kein Geld, keine Ideen und keine Sendeplätze. So etwas will man als Moderator natürlich hören! (lacht) Daraufhin wurde mir vorgeschlagen, den Unterhaltungs-Exklusivvertrag aufzulösen, sodass ich fortan auch für andere Sender arbeiten durfte. Dadurch kam zunächst „The Big Bounce“ bei RTL zustande und später „The Masked Singer“ bei ProSieben. Das hat die alten Verbindungen wieder aufleben lassen.
Was sprach letztlich dafür, die komplett ARD zu verlassen?
ProSiebenSat.1 bietet mir ein perfektes Drei-Säulen-Modellen. Da sind die Shows, allen voran „The Masked Singer“, das ich schon moderieren wollte, als ich es zuerst in Amerika sah. Außerdem arbeiten wir bereits an weiteren Show-Projekten. Darüber hinaus bietet mir das journalistische Magazin die Chance, zurück zu meinen Wurzeln zu gehen. Und die Sportrechte sind als dritte Säule ebenfalls äußerst attraktiv. In den neun Live-Spielen, die wir pro Saison in Sat.1 übertragen, geht es fast immer um die Wurst. Das sind fast alles K.O.-Spiele Auch das hatten wir zuletzt in der ARD nur noch sehr selten. Da gab es zum Schluss fast mehr Moderatoren als Live-Spiele.
Eine Show wie „The Masked Singer“ lebt auch davon, dass Menschen im Studio sitzen, die applaudieren und mitfiebern. Die Tragik dieses Formats ist es allerdings, dass die meisten Ausgaben ohne Publikum auskommen mussten. Wie groß ist die Vorfreude, dass der Applaus nun nicht mehr vom Band kommen wird?
Die Freude aufs Publikum ist riesengroß, und zwar bei allen Beteiligten, allen voran bei den Stars unter den Masken. Das ist ja ein echter Knochenjob, und ich weiß, dass sie vom Applaus regelrecht getragen werden. Logischerweise macht es auch mehr Spaß, vor Publikum zu moderieren. Auf der anderen Seite war es ein riesiges Kompliment an alle Beteiligten, dass gerade eine so emotionale Show wie „The Masked Singer“ über einen derart langen Zeitraum auch ohne Publikum so gut funktioniert hat.
Sie wissen ja immer, wer unter den Masken ist. Machen Sie das, weil es Ihnen eine Sicherheit gibt, oder doch aus Sorge, den Promi im entscheidenden Moment nicht zu erkennen?
Sie dürfen davon ausgehen, dass mir alle präsent und bekannt sind. (lacht) Unser Anspruch ist es schon, Menschen mit hohem Bekanntheitsgrad mit dabei zu haben. Wenn die Maske abgenommen wird, sollte der Groschen daher möglichst schnell fallen - und das ist uns über vier Staffeln hinweg auch wirklich gut gelungen. Als mir die Show angeboten wurde, war ich schlicht neugierig, über welche Range von Promis wir sprechen. Das haben wir bis heute beibehalten. Außerdem würde es sich für mich nicht richtig anfühlen und ich fände es auch unglaubwürdig, eine sechswöchige Liveshow zu moderieren und den Zuschauern vorzugaukeln, ich kenne niemanden, der in der Show auftritt.
Und Sie haben keine Angst davor, mal aus Versehen einen Namen zu verraten?
Davor haben mich im Vorfeld tatsächlich viele Menschen gewarnt. Was, wenn ich „Danke Max“ sage und nicht „Danke Astronaut“? Dann wäre die Sendung relativ schnell vorbei. Zum Glück ist das bisher nicht passiert und die Wahrscheinlichkeit, dass das passieren wird, ist auch sehr gering, denn die Stars sind so sehr in ihrer Rolle, dass ich zu keinem Moment Gefahr laufe, ein wildgewordenes Chamäleon mit Herr Hallervorden anzusprechen.
Herr Opdenhövel, vielen Dank für das Gespräch.
"Zervakis & Opdenhövel. Live.", montags um 20:15 Uhr, ProSieben