Herr Rosenthal, Sie sind als Sohn eines berühmten Showmasters groß geworden. War das für Sie zur damaligen Zeit aufregend oder doch ganz normal?

Für mich fühlte sich das normal an, weil ich zu Beginn nichts weiter mitbekam, außer dass bestimmte Personen häufiger bei uns zu Besuch waren oder man mich fragte, wie gut mir die Zeichentrickfigur gefiel, die in der Anfangszeit die Worte „Dalli Dalli“ rief. Wie sich „Dalli Dalli“ entwickeln würde, habe ich nicht ansatzweise geahnt. 

Ihr Vater galt in der Vorbereitung seiner Shows als sehr akribisch. Wie hat sich das geäußert?

Er versuchte keine Fehler zu machen und wollte die Texte immer exakt lernen. Das ging so weit, dass er sich mit dem Kassettenrekorder hinlegte und sich immer wieder vorspielte, was er sagte. Und er probte ganz viel, teilweise über mehrere Tage hinweg. Vermutlich wäre es heute gar nicht mehr zu bezahlen, so viel wie mein Vater probte. (lacht) Ich habe später mit Kameraleuten gesprochen, die mir erzählten, dass sie es teilweise kaum noch ertragen haben, mehrmals am Tag den gleichen Weg zu fahren, damit mein Vater wusste, in welchen Momenten er in welche Kamera zu schauen hatte. Aber auch wir in der Familie waren stark eingebunden. Diese Ping-Pong-Fragen wurden bei uns im Vorfeld jeder Sendung darauf getestet, ob lustige Antworten zustande kommen. Darauf waren wir mit der Zeit geeicht. Wenn die Familie nicht auf lustige Ideen kam, dann wurden solche Fragen in der Show gar nicht erst gestellt.

War das für Sie denn immer cool? Wenn man erwachsen wird, will man sich schließlich auch mal von der Familie abgrenzen.

Klar, mit 14 oder 15 begann ein Abkopplungsprozess. Da gab es Zeiten, in denen ich mich rausgezogen und fast ein halbes Jahr lang nicht eine Sendung meines Vaters gesehen habe. Es gab allerdings nie einen Punkt, an dem ich nicht mit meinem Vater klar kam. Wenn wir uns gesehen haben, haben wir uns immer aufeinander gefreut.

Jetzt kommt es zum Comeback der Show im ZDF…

… ein echtes Comeback in der ursprünglichen Form ist es ja gar nicht. Vielmehr handelt es sich um eine Erinnerungssendung an „Dalli Dalli“ anlässlich des 50-jährigen Jubiläums.

Aber was bedeutet es Ihnen, dass die Sendung unter Ihrem klassischen Titel jetzt wieder im ZDF zu sehen ist, also dort, wo alles begann?

Dass man heute noch an „Dalli Dalli“ und meinen Vater denkt, freut mich sehr, denn bereits als mein Vater krank war, glaubte er, dass man ihn bestimmt vergessen würde. Schön, dass es anders gekommen ist. Inzwischen gibt es sogar eine Berliner Schule, die nach ihm benannt worden ist. Und dass jetzt eine solche Sendung im ZDF läuft, ist erst recht großartig. 

Hans Rosenthal © ZDF/Arthur Grimm Moderator Hans Rosenthal bei seinem legendären Sprung.

Die Besonderheit liegt darin, dass diese Sendung nicht aufgelegt werden kann, ohne dass Ihre Familie ein Wörtchen mitspricht. Wie kam es dazu?

Die Titelrechte an „Dalli Dalli“ liegen beim ZDF, aber die Frage, wem die Rechte an dem Format zustehen, haben wir in der Vergangenheit ganz bewusst ausgeklammert und uns stattdessen darauf verständigt, dass wir uns im Falle einer Neuauflage immer aufs Neue darüber unterhalten, was geht und was nicht. Das war schon in den 90er Jahren so, als das ZDF „Dalli Dalli“ fürs Nachmittagsprogramm mit Andreas Türck neu auflegen wollte. Damals hat es sehr pragmatische Gespräche mit dem Intendanten Dieter Stolte gegeben und wir sind auch später mit dieser Lösung gut gefahren.

Sie spielen auf die Neuauflage an, die vor einigen Jahren erst im NDR und später - unter dem Titel „Das ist Spitze“ - im Ersten. Wie haben Sie die Show damals erlebt?

Ich mag Kai Pflaume sehr - und auch die sehr aufwendig konstruierten Spiele fand ich toll. Das war alles äußerst gut aufgegriffen und sehr nah dran am Original. Umso mehr hätte mich gefreut, wenn wir den Original-Titel auch im Ersten hätten nutzen können. Aber aus den genannten Gründen ging das leider nicht. (lacht)

Waren Sie in die Planungen für die anstehende Jubiläumsshow involviert?

Ich habe eine Einladung erhalten und werde zur Aufzeichnung fahren - mehr weiß ich noch nicht. 

Verspüren Sie im Vorfeld so etwas wie Aufregung?

Ja. (lacht) Ich war immer aufgeregt, wenn ich vor eine Kamera trat. Mein Vater hat zu mir immer gesagt: Gert, willst du heute Abend Karriere machen? Wenn du jetzt Nein sagen kannst - was soll dir passieren?

 

Wenn Sie heute den Fernseher anmachen, dann können Sie gleich zwei oder drei solcher Sendungen sehen.

 

War Ihr Vater aufgeregt?

Ja, auch er war aufgeregt bis zu dem Moment, in dem es losging. Eines habe ich allerdings nie verstanden: Er konnte sich am Nachmittag immer noch für eine Stunde hinlegen und schlafen. Das ist mir völlig fremd. (lacht)

Würden Sie sich einen dauerhaften Platz von „Dalli Dalli“ im ZDF wünschen?

(überlegt) Ich glaube, das wäre derzeit zu viel. Nachdem die Version mit Kai Pflaume noch gar nicht so lange zurückliegt, würde es wahrscheinlich nicht so gut funktionieren, die Show jetzt noch einmal mit einem neuen Moderator dauerhaft neu aufzulegen. Dazu kommt, dass „Dalli Dalli“ damals auch deshalb so großen Erfolg hatte, weil es eigentlich das erste Mal war, dass sich Prominente und sogar Politiker in Situationen zeigten, in denen man sie nicht kannte und in denen sie auch nicht sicher waren. Wenn Sie heute den Fernseher anmachen, dann können Sie gleich zwei oder drei solcher Sendungen sehen.

Für die Aufmerksamkeit der Hans-Rosenthal-Stiftung dürfte die TV-Präsenz aber nicht ganz unwichtig sein, oder?

Wer „Dalli Dalli“ von früher kennt, wird sich noch daran erinnern, dass die erspielten Punkte in Mark oder, wie später bei Kai Pflaume, in Euro umgewandelt wurden, um damit unverschuldet in Not geratenen Menschen zu helfen. Genau das ist auch die Intention der Hans-Rosenthal-Stiftung. Nach dem Tod meines Vaters nahmen die Spenden erwartungsgemäß ab, später wurde es durch Erbschaften dann wieder mehr. Vor einigen Jahren hatten wir das Glück, über Kai Pflaume wieder in die Öffentlichkeit zu kommen. Seither gibt es glücklicherweise wieder konstante Einnahmen. Dass die Stiftung jetzt noch einmal Aufmerksamkeit erfahren wird, freut mich natürlich sehr.

Wenn man in einer Familie aufwächst, in der der Vater so berühmt ist - gab es da möglicherweise Gedanken, einen ähnlichen Weg einzuschlagen?

Ja, das hätte ich mir als Jugendlicher gut vorstellen können. Ich habe auch beim RIAS gearbeitet und bei Hörspielen mitgewirkt. Aber irgendwann geht die Entwicklung eben in einer andere Richtung und heute bin ich glücklich, als Anwalt tätig zu sein. Da muss man seinem Vater nicht hinterherrennen. Wahrscheinlich wäre es auch nicht gutgegangen…

Wieso nicht?

Ich bin ein anderer Typ, auch wenn es mir wahnsinnig viel Spaß macht, an Fernsehsets zu sein. Die Stimmung gefällt mir. Aber das sollen ruhig andere machen. Die können das besser.

Nur schade, dass die Jubiläumsshow jetzt ohne Publikum im Studio auskommen muss, oder?

Das senkt aber vielleicht auch das Lampenfieber. (lacht)

Herr Rosenthal, vielen Dank für das Gespräch.

"Dalli Dalli - Die große Jubiläumsshow", Samstag um 20:15 Uhr im ZDF