Herr Rösner, die Formel E lief in der Vergangenheit bei kleinen Sendern wie Eurosport oder DMAX, jetzt folgt der große Aufschlag in Sat.1. Hoffen Sie darauf, die Lücke zu schließen, die durch den Wechsel der Formel 1 ins Pay-TV entsteht?
Natürlich hoffen wir darauf, diese Lücke ein Stück weit zu schließen, weil nicht jeder Motorsport-Fan ein Pay-TV-Abo abschließen wird. Für uns ist die Formel E eine spannende Investition in die Zukunft, weil sie grüne Technologie mit echtem Rennsport verbindet. Es geht also nicht nur um den Sport, sondern auch um Nachhaltigkeit, E-Mobilität und technische Innovationen. Dass die Quoten anfangs nicht so hoch sein werden wie bei der Formel 1, versteht sich von selbst. Wir sind davon überzeugt, dass die Sportart gut in unser "ran racing"-Portfolio passt, das neben der Formel E auch weiterhin die DTM umfasst, die ja ebenfalls im Begriff ist, sich neu zu erfinden. Und mit der Extreme E haben wir ab April auf ProSieben Maxx noch eine weitere nachhaltige Rennserie im Portfolio. Wir sind also im Motorsport-Bereich bestens aufgestellt.
Stichwort ProSieben Maxx: Dort wird es am Freitag das erste Saison-Rennen der Formel E zu sehen geben. Wie passt das zu den großen Ambitionen?
Ursprünglich war der Saisonstart für den 16. und 17. Januar in Santiago de Chile geplant. Dieser musste leider Corona-bedingt abgesagt werden, so dass der Auftakt in Saudi-Arabien jetzt an einem Freitag stattfindet. Deshalb haben wir uns aus programmplanerischen Gründen für eine Übertragung auf ProSieben Maxx entschieden. Am Samstag starten wir dann in Sat.1 – mit einer längeren und ausführlicheren Vorberichterstattung als ursprünglich geplant. Wir werden die ganze Faszination der Formel E in die Wohnzimmer unserer Zuschauer transportieren, vom spannenden sportlichen Geschehen über die innovative Technik bis zu den Geschichten abseits der Rennstrecke. Es gilt, in den ersten Rennen den Grundstein zu legen, um die Formel E aus der Nische zu holen und bestmöglich auf der großen Bühne einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Vor der Kamera setzen Sie auf vertraute Gesichter.
Ich bin mit unserem "ran racing"-Team, also Andrea Kaiser, Matthias Killing und Eddie Mielke, sehr zufrieden. Daher kommen sie auch bei der Formel E zum Einsatz. Dazu kommen zwei hochkarätige Neuverpflichtungen. Christian Danner ist nicht nur einer der bekanntesten, sondern auch einer der kompetentesten Motorsportkenner des Landes. Wir freuen uns sehr, dass er unser Team verstärkt und unseren Zuschauern vor allem die Unterschiede der Formel E zu anderen Motorsportserien wie Formel 1 und DTM erklären wird. Und mit Daniel Abt haben wir einen weiteren starken Experten verpflichtet, der in der Vergangenheit selbst alle Formel-E-Rennen gefahren ist und auch einige gewinnen konnte.
Wenn er in der Vergangenheit so erfolgreich war, dann müsste es Ihnen doch noch lieber sein, dass er im Auto fährt und nicht am Mikrofon ist, oder?
Über die Gründe, die dazu führten, dass er nicht mehr selbst Formel E fährt, kann ich Ihnen leider nichts sagen. Aber ich freue mich, dass wir ihn für unsere Berichterstattung als Experte und Co-Kommentator gewinnen konnten. Wer kann uns die Formel E besser erklären als ein Fahrer, der Autos wie Strecken aus Fahrersicht bestens kennt? Und mit Pascal Wehrlein, der sein Debüt für Porsche gibt, sowie DTM-Champion René Rast, André Lotterer und Maximilian Günther gibt es aus deutscher Sicht gleich mehrere Hoffnungsträger im Cockpit.
Bei so viel Motorsport im Programm – haben Sie auch darüber nachgedacht, die Formel-1-Rechte zu erwerben?
Natürlich haben wir auch über die Formel 1 nachgedacht, uns letztlich aber gegen einen Erwerb der Rechte für vier Rennen entschieden.
Dafür holen Sie in der kommenden Saison die Bundesliga zurück zu Sat.1. Da sind's immerhin ein paar Spiele mehr...
Als bekannt wurde, dass wir die Bundesliga erworben haben, hat das für große Freude bei uns im Haus gesorgt. Das ist ein großartiges Recht, das gebührenden Raum in unserem Programm einnehmen wird. Noch ist es zu früh, um ins Detail zu gehen, aber wir planen eine umfangreiche Vor- und Nachberichterstattung, die freitags bereits am Vorabend starten wird.
In der Vergangenheit wurde gerne argumentiert, dass sich solche Rechte nicht refinanzieren lassen. Was ist heute anders?
Wir sind immer bestrebt, unsere Sportrechte zu refinanzieren. Deshalb starten wir für Fans und auch Werbekunden schon jetzt die Bundesliga-Berichterstattung, unter anderem mit unserer Online-Show auf ran.de, die wir bereits jetzt jeden Freitag vor einem Spieltag ausstrahlen. Ab 5. März kommen außerdem die neuen Bundesliga-Flashes dazu, die wir freitags mit einer Länge von etwa zwei Minuten im Vorabendprogramm von Sat.1, ProSieben, Kabel Eins und ProSieben Maxx ausstrahlen werden. Oder denken Sie an die U21-Europameisterschaft, die so präsent sein wird wie noch nie im deutschen Fernsehen. Neben den deutschen Spielen, die wir auch in der Primetime auf ProSieben zeigen werden, übertragen wir die weiteren Spiele auf ProSieben Maxx und ran.de. Klar ist aber auch, dass sich solche Rechte vor allem dann gut monetarisieren lassen, wenn die deutsche Nationalmannschaft ein erfolgreiches Turnier spielt.
Und für den Sommer hoffen Sie darauf, dass in den Bundesliga-Stadien wieder Fans erlaubt sein werden?
Das ist meine große Hoffnung, denn natürlich lebt der Fußball auch von den Emotionen auf der Tribüne und der Atmosphäre in den Stadien. Was unsere Berichterstattung angeht, planen wir derzeit überall zweigleisig. Bei der Formel E werden wir nur ein dreiköpfiges Team zum Rennen nach Saudi-Arabien schicken und beim Super Bowl hatten wir zum ersten Mal sogar überhaupt niemanden vor Ort. Dennoch haben wir eine tolle Berichterstattung hinbekommen, die von den Fans mit Rekord-Quoten belohnt wurde. Bei den jungen Männern haben wir bis zu 85 Prozent Marktanteil erreicht. Das ist echt Wahnsinn.
Herr Rösner, vielen Dank für das Gespräch.