Frau Park, neulich ging es um den Disney Channel, jetzt die Ankündigung einer europäischen Content-Offensive für Star auf Disney+. Welche Bedeutung hat der neue Bereich für Disney+?

Wir haben uns den Markt sehr genau angeschaut, haben uns angehört, was die Kunden wollen. Es gab große Zufriedenheit mit Disney+, aber im Bereich Serien und Filme fehlte älteren Teenagern und Erwachsenen ein größeres Angebot. So ist die Welt von Star die klare Antwort und Erweiterung auf das, was uns der Konsument zurückgespielt hat. Uns gehören die besten Studios der Welt und wir sind jetzt in der Lage, endlich alles in der vollen Blüte und Breite zu zeigen. Es kommen also zusätzlich zu dem, was wir schon bei Disney+ anbieten, um die 55 neue Serien und etwa 270 Filme hinzu. Zusammen mit Disney+ addiert sich das zu einem Portfolio von über 1100 Filmen und mehr als 13.000 Serienepisoden.

Mit dem Start von Star steigt auch der Preis von Disney+. Was ist aus Ihrer Sicht das überzeugendste Argument für ein Abo?

Die oberste Prämisse ist bei uns immer Qualität. Wir kommen zudem mit einem Preis, der – wenn man sich mal unsere Kollegen anschaut – auch weiterhin deutlich kompetitiver ist – trotz der Erhöhung. Ich zum Beispiel bin großer Fan von "Grey's Anatomy" – da starten wir mit den Staffeln 1 bis 16. Wir haben zahlreiche Serien von ABC Signature Studios, aber wir können uns auch die Searchlight Studios -Filme anschauen: „Grand Budapest Hotel" ist da ein Beispiel, das wir im Angebot haben. Mit der neuen Vielfalt wird keiner mithalten können. Wir haben die stärksten Filme, wir haben das beste Family-Entertainment und jetzt kommt nochmals eine neue Content-Welt mit weiteren General Entertainment Inhalten hinzu.

Kurze Nachfrage zu „Grey’s Anatomy“, das weiterhin auch bei ProSieben im Free-TV läuft. Wann kommen die neuen Folgen dann zu Disney+?

Die ersten 16 Staffeln sind ab Launch am 23. Februar komplett verfügbar und ich beneide jeden, der die Serie jetzt erst neu für sich entdeckt und so viel vor sich hat. Die neue 17. Staffel werden wir dann zeitgleich mit ProSieben zeigen, da gibt es keinen Verzug.

Benjamina Mirnik-Voges © Disney Benjamina Mirnik-Voges
Bislang ist Disney+ ein sehr international gedachtes Produkt. Star ist jetzt also die Gelegenheit für mehr Lokalisierung?

Ja und es ist eine tolle neue Aufgabe, für die wir unser Team ausbauen um lokal auch in Deutschland für Star zu produzieren. Wir hatten kürzlich erst einen Neuzugang, nämlich Benjamina Mirnik-Voges, die unsere VP für Original Productions ist. Zuletzt war sie als Managing Director Germany bei Entertainment One tätig. Davor war sie über zehn Jahre als Head of Acquisitions and Co-Production bei Universum Film. Grundsätzlich haben wir uns schon länger gefragt, was unser Ansatz bei lokalen Produktionen sein kann. Diese Identität festzustellen, was sicherlich auch noch ein anhaltender Prozess sein wird, war bislang eine super spannende Reise. Diese neue Facette, einen Service an lokale Gegebenheiten anzupassen, aber auch Inhalte anzupacken, ist eine großartige Aufgabe.

Tyron Ricketts © Panthertainment Produzent Tyron Ricketts
Zwei Serien haben Sie jetzt beauftragt. Um was geht es?

Die erste Serie heißt "Sam, ein Sachse". Sie erzählt in sechs Episoden die wahre Geschichte von Samuel Meffire. Da geht es um den ersten schwarzen Polizisten in Ostdeutschland. Damals als es zur Wiedervereinigung kam, war sein Portrait extrem bekannt und er stand für Integration. Seine Geschichte ist aber viel tragischer, sie fing schon vor seiner Geburt an. Sein Vater wurde ermordet, bis heute weiß man nicht, von wem. Es wird vermutet, dass es einen rechtsextremen Hintergrund gibt. Die Serie ist ein Coming-of-Age-Drama, das immer wieder die Identitätsfrage trifft. Sam war immer auf der Suche nach Ersatzvätern – dachte in der Arbeit bei der Polizei Halt zu finden. Er ist noch keine 20, da kommt die Wiedervereinigung. Er will aufklären, Gerechtigkeit finden. Irgendwann hat er sich entschieden, sich mit einer Sicherheitsfirma selbständig zu machen.

Jörg Winger © UFA/ Bernd Jaworek Produzent Jörg Winger
Das ist der Moment, in dem er auf Tyron Ricketts von Panthertainment gestoßen ist, den Kollegen, der uns den Stoff gebracht hat. Auf einem Konzert hatte Sam ihm seine Lebensgeschichte erzählt. Wir hatten Gänsehaut, als wir die Geschichte erstmals gelesen haben. Und wir freuen uns sehr, dass wir dieses vielschichtige Thema mit Panthertainment und Tyron Ricketts sowie Big Window Productions mit Jörg Winger als Showrunner umsetzen können.

Über die Serienidee haben wir schon mehrfach berichtet. Wie weit sind die Arbeiten an dem Projekt? Wann soll die Serie kommen?


Unsere beiden Serienprojekte sind komplett freigegeben, können jetzt also umgesetzt werden und ich kann aber jetzt auch schon sagen: Es gibt noch weitere Projekte, die folgen sollen. Es gibt aber noch keine detaillierte Timeline. Zu sagen die beiden Serien kommen 2022 wäre aber - auch mit Hinblick auf die Produktion unter Corona-Bedingungen – ein fairer Zeitplan.

Was ist denn das zweite, jetzt freigegebene Serienprojekt von Disney+ in Deutschland?

Das ist "Sultan City": Die achtteilige Serie handelt von einer türkischstämmigen Familie aus Berlin. Es geht um eine Mutter von drei Kindern und einen Vater, der gut laufende Restaurants betreibt. Auf einmal aber ist der Vater verschwunden – unter mysteriösen Umständen. Die Familie findet heraus, dass der Vater etwas mit der Unterwelt zu tun hatte. Seine Mädels, alle gut ausgebildet und erfolgreich, treffen plötzlich auf eine ihnen fremde Welt. Als sie aus Notwehr einen Gangster umbringen, sind sie mittendrin und es erweist sich, dass die Töchter und auch die Mutter durchaus ein gewisses Talent für dieses Business haben. Wir nennen es eine Family Gangster-Dramedy.

Von wem stammt die Serienidee?

Wir wollen auch mit jungen Leuten und neuen Talenten im Genre arbeiten: In dem Fall ist es die jeweils erste Serie unserer Showrunner Ayla Gottschlich und Aysel Yilmaz. Wir freuen uns wahnsinnig, dass wir diese beiden entdeckt haben. Wir haben jedenfalls schon sehr viel gelacht. Produziert wird diese Serie von der Two Moons Pictures GmbH.

Gottschlich / Yilmaz © Disney Ayla Gottschlich und Aysel Yilmaz machen "Sultan City"

Mit den ersten lokalen Eigenproduktionen weckt Disney+ jetzt auch die Fantasie anderer Kreativer und Produktionsfirmen. Wonach suchen Sie denn grundsätzlich?

Wir suchen auf der einen Seite fiktionale Serien, wir suchen aber auch non-fiktional. Bei unseren lokalen Produktionen ist es uns wichtig, Geschichten zu erzählen, die einen ganz klaren lokalen Bezug haben. Die zwei wichtigsten Fragen, die uns auf der Suche nach den perfekten Stoffen leiten sind deshalb: Ist es wirklich eine lokale Geschichte? Und zweitens: Warum erzählen wir die Geschichte jetzt? Ist es ein Zeitgeist-Thema? Die Geschichten, die wir erzählen wollen, sollen nicht nur unterhalten, sondern eben auch verschiedene Stimmen und Perspektiven zeigen.

Und in welchem Umfang wollen Sie künftig aus Deutschland heraus für Disney+ produzieren lassen?

Heute haben wir die ersten 10 Projekte aus Europa angekündigt. Neben unseren beiden Serien aus Deutschland, gibt es vielfältige Projekte unterschiedlicher Genres auch aus Frankreich, Italien und den Niederlanden. Bis 2024 wollen wir 50 Eigenproduktionen aus Europa auf die Plattform bringen.

Frau Park, herzlichen Dank für das Gespräch.

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