Herr Laukenmann, die Übernahme von Unitymedia durch Vodafone liegt inzwischen schon eine Weile zurück. Wie weit ist die Integration fortgeschritten?
Wir sind bereits weit vorangeschritten. Nachdem wir im Februar alles auf die Vodafone-Marke umgestellt haben, erfolgte die Netzkopplung und die Vereinheitlichung der Produktwelten. Zuletzt haben wir im Sommer das TV-Portfolio harmonisiert. Daneben galt es, die räumlich getrennten Teams zu integrieren. Inzwischen haben wir zum Beispiel im TV-Bereich ein schlagkräftiges Team, das aus ehemaligen Kabel Deutschland und Unitymedia-Leuten besteht. Unter der Motorhaube haben wir allerdings immer noch zwei unterschiedliche TV-Plattformen, GigaTV von Vodafone und Horizon von Unitymedia. Aktuell sind wir dabei, das Angebot auf die nächste Generation von GigaTV umzustellen, um diese dann im gesamten Bundesgebiet anzubieten. Dadurch werden wir in der Lage sein, die Horizon-Kunden nach und nach zu überführen, sodass wir dann auch im TV-Bereich wirklich mit einer Marke, einem Produktportfolio, einer Plattform und einem Kundenstamm unterwegs sein werden.
Wie groß ist denn die Herausforderung, potenziellen Kunden zu vermitteln, dass Vodafone auch Fernsehen im Portfolio hat?
Wir sind mit fast 14 Millionen TV-Kunden der größte deutschen TV-Anbieter. Unsere DNA war der Mobilfunk, doch wir bieten schon seit vielen Jahren Festnetzdienste an und haben mit Abstand das größte Gigabitnetz Deutschlands. Viele Millionen Kunden nutzen täglich unsere Produkte und wir arbeiten weiter daran, allen Kunden alles aus einer Hand anzubieten.
Welchen Stellenwert hat das Fernsehen für Vodafone?
Als größter TV-Anbieter machen wir bereits mehr Umsatz mit Fernsehen und Festnetz, als mit Mobilfunk. Dem Fernsehen kommt eine Sonderrolle in unserem Portfolio zu. Während Mobilfunk und Breitband eher abstrakte Produkte sind, ist Fernsehen deutlich emotionaler. Fernsehen bringt die Familien zusammen und hat eine eigene Benutzeroberfläche. Das gibt uns die Möglichkeit, als Marke und Unternehmen viel enger mit den Kunden zusammenzukommen.
Allerdings befinden wir uns in einer Zeit, in der das lineare Fernsehen eher an Bedeutung verliert, weil die Zahl der Streaminganbieter stetig wächst. Wie wollen Sie darauf reagieren?
Es stimmt, dass Fernsehschauen in den letzten Jahren zunehmend komplizierter wurde. Je komplexer das Angebot wird, desto wichtiger ist es, dass die Kunden eine Plattform haben, die ihnen die Suche nach dem richtigen Content verkürzt. Wir wollen Fernsehen wieder einfach machen und alles unter einer Plattform anbieten, mit einer möglichst einheitlichen Benutzerführung. Neu dazu kommt jetzt eine spannende Kooperation mit Apple.
Was ist konkret mit Apple geplant?
Bislang bieten wir Giga TV auf zwei Plattformen an – einerseits Giga TV Cable, andererseits GigaTV Net mit einem Android-basierten Gerät. Durch die Zusammenarbeit mit Apple wird es außerdem ab Freitag möglich sein, unser Angebot mit einer Apple-basierten Plattform im Rahmen eines Mietmodells zu buchen. In den ersten sechs Monaten kostet das Angebot aus AppleTV 4K und GigaTV nur 9,99 Euro, ab dem siebten Monat 19,99 Euro. Im Preis enthalten ist also das wohl beste Streaming-Gerät auf dem Markt und der Zugang zu unserem Giga-TV-Service mit bis zu 120 linearen Sendern und bis zu 69 Mediatheken. Das ist in Deutschland einmalig. Und wer bereits ein Apple-TV-Gerät besitzt, kann sich alternativ auch einfach die Giga-TV-App herunterladen und mit einem GigaTV-Zugang unser vielfältiges TV-Angebot auf dem AppleTV 4K erleben.
Wie kompliziert war es, mit Apple einen Deal auszuhandeln?
Hier kommen zwei starke Partner zusammen und ermöglichen so ein Premium-Gerät für die Mediennutzung mit einem Premium-TV-Produkt zu kombinieren. Daher sind wir schnell auf einen Nenner gekommen und haben innerhalb von einem Jahr sämtliche Hürden gemeistert. Aufwendig war vor allem die Implementierungsphase von GigaTV. Das musste sorgfältig geplant werden, um Kunden die Nutzung so einfach wie möglich zu machen.
"Die Herausforderung ist es, die richtigen Inhalte zu finden – und darauf wollen wir uns konzentrieren."
Auch mit DAZN haben Sie gerade eine Kooperation geschlossen. Was erhoffen Sie sich davon?
Bei unserer Zusammenarbeit mit DAZN sehen Sie das Zusammenwachsen zweier Welten, also von linearem TV und OTT. Seit einigen Monaten haben wir DAZN bereits als Streaming-App auf der GigaTV-Plattform, seit kurzem gibt es zusätzlich aber auch zwei lineare Kanäle, die die relevantesten Events übertragen. Wer exotische Sportarten sucht, findet sie vor allem im Streaming-Angebot. Aber wenn es darum geht, einfach nur die Champions League oder Bundesliga zu sehen, dann reicht es ab sofort, einen der linearen Sender einzuschalten. Das macht es für Kunden einfacher, die mit Streaming nicht so vertraut sind.
Zwei TV-Kooperationen in kurzer Zeit. Daneben hat Ihr Konkurrent, die Telekom, gerade eine Zusammenarbeit mit der Mediengruppe RTL geschlossen. Wie wichtig sind Partnerschaften heutzutage geworden?
Kooperationen sind unerlässlich. Wenn wir den Anspruch haben, unseren Kunden einen einfachen Zugang zu verschiedenen Services zu bieten, dann müssen wir breit aufgestellt sein. Da haben wir mit DAZN und Apple einen großen Schritt gemacht und wir arbeiten bereits an weiteren Kooperationen. Wir machen derzeit vieles im TV-Geschäft, weil wir unseren Kunden das beste TV-Angebot in Deutschland bieten wollen.
Es wird derzeit weltweit so viel produziert wie nie. Ist der Einstieg in TV-Produktionen für Vodafone denkbar?
Wir sind ein Digitalisierungskonzern und fühlen uns wohl mit unserer Aggregatorenrolle im TV. Es gibt wahnsinnig viel guten Content. Die Herausforderung ist es, die richtigen Inhalte zu finden – und darauf wollen wir uns konzentrieren.
Nun haben Sie durch die Kabel-Übernahmen schon sehr viele TV-Kunden. Wie viele sollen da noch hinzukommen?
Wir erreichen mit unserem Kabelnetz 24 Millionen Kabel-Haushalte und haben fast 14 Millionen TV-Kunden – hier besteht also noch großes Potenzial. Daneben erreichen wir durch unsere Streamig-Lösungen Kunden, die nicht im Kabelnetz sind. Letztlich denken wir in alle Richtungen: Von Bestandskunden über reine Mobilfunkkunden bis hin zu Menschen, die bislang noch gar nichts von uns haben. Das ist jetzt möglich, weil wir GigaTV bundesweit vermarkten können.
Abschließende Frage: Wie sieht Ihr persönlicher Fernsehkonsum aus?
In unserer Familie schauen wir wenig lineares Fernsehen – lediglich Fixpunkte wie Nachrichten, "Tatort" und Fußball. Daneben nutzen wir mehrere Streamingdienste. Erst kürzlich habe ich zusammen mit meinem Sohn die Champions League auf dem Tablet angesehen, während der Rest der Familie lineares Fernsehen sah. So entsprechen wir ziemlich genau dem Nutzungsverhalten vieler unserer Kunden.
Herr Laukenmann, vielen Dank für das Gespräch.