Werden die Nick-Inhalte in absehbarer Zeit noch auf anderen Plattformen auftauchen?
Für PlutoTV haben wir gerade erst Nick Pluto TV, Nick Jr. Pluto TV und Nick Rewind angekündigt. Bei Nick Rewind gibt es zahlreiche Retro-Formate zu sehen, "iCarly" und "Victorious" beispielsweise. Auf YouTube waren wir bislang nur mit unserem Nickelodeon Deutsch Channel verfügbar. Jetzt sind wir sukzessive dabei, einzelne Formate herauszulösen und einzelne Kanäle dafür zu starten. Dort werden wir auch einzelne Folgen komplett online stellen. Das machen wir gerade bei "Blaze und die Monster-Maschinen". Das ist linear erfolgreich, aber auch auf YouTube kommen wir seit dem Start vor ein paar Wochen schon auf mehr als drei Millionen Videostreams.
Ganze Folgen auf Youtube sind bislang eher die Seltenheit. Sender fürchten Kannibalisierungs-Effekte.
Auch wir haben das intensiv diskutiert. Und als alles noch vom linearen Fernsehen geprägt war, hieß es tatsächlich oft, die Dinge würden sich kannibalisieren, wenn man sie auf unterschiedlichen Plattformen zeigt. Wir glauben nicht an die Kannibalisierung. In der Regel ist sogar das Gegenteil der Fall: Wenn ganze Folgen auf YouTube laufen, beflügelt das beispielsweise unser Download-Geschäft. Die Menschen sehen eine Folge, sie gefällt ihnen und dann suchen sie auf so vielen Wegen wie möglich nach mehr Inhalten. Diesem Bedürfnis wollen wir entgegenkommen. Es hängt natürlich immer auch davon ab, wann welches Format auf welcher Plattform veröffentlicht wird - das ist extrem wichtig. Wir bewerben auf YouTube auch die lineare Ausstrahlung.
Finanzieren wird sich so ein Youtube-Channel aber wohl kaum, oder?
Auch der "Blaze"-Channel bei YouTube wird monetarisiert, aber das ist noch ein recht kleines Geschäft. Es ist Teil der Auswertungskette und verschafft uns zusätzliche Reichweiten, die dann wiederum andere Bereiche beflügeln können.
Sie haben eben von einer "Content-Maschine" gesprochen. In Deutschland ist das eher ein kleines Maschinchen mit einem Fokus auf "Spotlight", oder?
Lokaler Content funktioniert gut, aber da gibt es andere Finanzierungshintergründe. Dinge, die bei uns in Deutschland gut laufen, lassen sich nicht zwangsläufig auch in andere Märkte exportieren. Deshalb nutzen wir die breite Pipeline. Die große Content-Maschine ist der internationale ViacomCBS-Kontext. Dazu gehört neben Viacom und CBS ja auch Paramount. Im deutschsprachigen Markt konzentrieren wir uns bei den Eigenproduktionen sehr auf "Spotlight". Das produzieren wir für eine Ausstrahlung im linearen Sender, aber auch hier haben die Consumer Products-Kollegen zum Beispiel schon eine eigene "Spotlight"-Linie entwickelt. Unser stärkster Instagram-Channel ist übrigens der von "Spotlight". Hier sind wir lokal sehr relevant.
"Wir wissen, dass wir auf dem vierten Platz liegen, sehen das Fernsehen aber als eine von mehreren Säulen."
Wie sind die Dreharbeiten der jüngsten "Spotlight"-Staffel denn unter Corona abgelaufen?
Da sind wir gemeinsam mit Viacom International Studios unfassbar glücklich, dass wir mit der UFA einen starken Partner an unserer Seite hatten, der uns ein Konzept vorgelegt hat, wie die Dreharbeiten stattfinden können. Konkret war es so, dass alle Darsteller vorab getestet worden und danach gemeinsam in Quarantäne gegangen sind. So mussten wir während den Dreharbeiten auch nicht auf Nähe zwischen den Charakteren verzichten.
Die neue Staffel fällt deutlich kürzer aus als zuletzt. Wieso?
Die letzten Staffeln hatten jeweils 93 Folgen und wir sind der Auffassung, dass die Serie mittlerweile so etabliert ist, dass wir zugespitzter erzählen können. Deswegen die 35 Folgen, ohne auf Inhalte zu verzichten. Auch die lineare Programmierung haben wir etwas geändert. Die Erstausstrahlungen werden immer sonntags laufen, unter der Woche bieten wir die Folgen dann noch als Wiederholungen an. Und wir haben natürlich wieder einige Gaststars dabei, zum Beispiel Nikeata Thompson, Sasha, Hey Moritz, Lisa & Lena und Dalia.
Wie ist Nick denn grundsätzlich durch die bisherige Corona-Zeit gekommen? Sowohl die Mitarbeiter, als auch im Programm.
Im Sender haben wir komplett auf Home Office umgestellt, bis heute arbeiten wir größtenteils "remote". Die größte Herausforderung lag für uns am Anfang, als wir uns inhaltlich und in der Programmplanung auf die massiv gestiegenen Reichweiten einstellen mussten. Plötzlich haben alle Kinder Fernsehen geschaut, niemand war mehr in der Schule. Wir haben das Programm dann umgestellt und sind zum Beispiel am Vormittag etwas älter geworden. Damals befanden wir uns zudem in den Vorbereitungen für die Kids‘ Choice Awards, die ja wieder eine große Party im Europa-Park werden sollten. Wir haben das dann von zu Hause aus gestemmt und viele Künstler haben sich daran beteiligt. Sie haben nicht nur ihre Songs im Wohnzimmer aufgenommen, sie haben sich zu Hause auch mit Slime übergossen. Die Pakete dazu hatten wir ihnen zugeschickt. Das war für uns, Anfang April, bevor viele andere auf solche "Home Office Sendungen" gesetzt haben, ein riesiger Erfolg, aber eben auch ein großer Aufwand.
Herr Kottkamp, vielen Dank für das Gespräch.