Frau Maischberger, was haben Sie aus der Aufregung, die in den vergangenen Tagen um Ihre Sendung entstanden ist, gelernt?
Dass wir besser kommunizieren müssen. Und: Dass wir in unserer Einladungspolitik noch sensibler werden müssen
Was heißt das konkret?
Wir sind immer sehr darum bemüht, alle Gruppen zu berücksichtigen – ob das Menschen mit Migrationshintergrund sind, Frauen, oder Ostdeutsche, die sich auch oft zu wenig vertreten fühlen. Es gelingt uns häufig sehr gut, aber nicht immer zu jedem Zeitpunkt optimal. Die Kritik an dieser speziellen Sendung hat mich aber tatsächlich überrascht, weil sie auf falschen Fakten basierte.
Sie basierte zunächst aus der Ankündigung des Ersten, das am Dienstag via Twitter und Pressemitteilung die Themen und Gäste der Sendung verkündete – ohne einen Zusatz, dass da noch mehr kommen könnte.
Das ist richtig. Das war eine missverständliche Ankündigung – und gewiss keine gute, weil durch diese Gästeliste der Eindruck entstand, dass wir mit fünf weißen Gästen über das Thema Rassismus sprechen wollen. Die fünf Menschen, die kommuniziert wurden, waren allerdings ursprünglich in erster Linie nicht zu diesem Thema eingeladen. Außenminister Heiko Maas war zur Aufhebung der Reisewarnung eingeladen, die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff zum Stand der Corona-Forschung. Und mit den drei Journalistinnen und Journalisten sollte es um das Konjunkturpaket der Bundesregierung gehen – das sollte unter Wirtschafts-Aspekten mit Anja Kohl, unter Umwelt-Gesichtspunkten mit Dirk Steffens und zu politischen Fragen mit Jan Fleischhauer diskutiert werden. Das war also ein Fehler in der Kommunikation, das muss man klar sagen. Dazu kommt, dass die Gästeliste zu diesem Zeitpunkt nicht vollständig war.
Wie lief die Akquise der Gäste denn ab?
Wir haben am Wochenende damit begonnen, uns zu fragen, ob wir in unserer Sendung auch über die Unruhen in den USA sprechen wollen, die stark eskalierten. Oder ob das Thema durch einen "Weltspiegel extra" abgedeckt sein würde, der dann ja tatsächlich im Vorfeld unserer Sendung lief. Wir haben dennoch Sonntag angefangen, einen Gesprächspartner in den USA zu recherchieren und haben dann auch die ersten Kontakte geknüpft. Daraufhin bekamen wir unter anderem einen Hinweis auf Priscilla Layne, die uns aufgrund ihres Forschungsschwerpunkts empfohlen wurde. Es ist also eine Unterstellung, dass wir mit ihrer Einladung auf die Kritik reagiert hätten. Das ist schlicht falsch.
"Es war ganz sicher kein Last-Minute-Gedanke, einen schwarzen Gast dazu einzuladen."
Sandra Maischberger
Dennoch, wie geschickt war es, anstelle auf die Kritik einzugehen, mit einem Zwinkersmiley darum zu bitten, erst nach der Sendung weiterzudiskutieren?
Das war ein Fehler, keine Frage. Das würden wir so heute nicht mehr machen. Es war der Versuch darauf hinzuweisen, dass wir mit der Sendungsrecherche noch nicht fertig sind. Die Sendung ist immer erst dann fertig besetzt, wenn sie beginnt. Manchmal wundere ich mich darüber, dass wir inzwischen dazu übergangen sind, eine Sendung nicht erst zu kritisieren, wenn sie stattgefunden hat, sondern schon die Gästeliste im Vorfeld – auch dann, wenn unsere redaktionelle Arbeit noch gar nicht abgeschlossen ist. Das passiert bedauerlicherweise immer häufiger.
Die afroamerikanische Professorin Priscilla Layne, die ja dann in Ihrer Sendung zugeschaltet war, mutmaßte auf Twitter, es sei für Sie offenbar bloß ein Last-Minute-Gedanke gewesen, eine schwarze Person einzuladen. Das war vermutlich wenig hilfreich, oder?
Es war ganz sicher kein Last-Minute-Gedanke, einen schwarzen Gast dazu einzuladen. Wir wollten das Thema mit einer Person diskutieren, die nicht nur qua Hautfarbe eine Expertise mitbringt, sondern sich damit auch beruflich auseinander setzt. Und auch noch fließend deutsch spricht. Das war innerhalb von drei Tagen nicht ganz einfach zu lösen. Aber das ist unser normaler Redaktionsablauf.
Wenn man sich die Riege, die seit Jahresbeginn bei Ihnen zu Gast war, dann fällt schon auf, dass es doch häufig eine sehr weiße Sicht der Dinge ist. Müssen Sie da besser werden?
Wir hatten unter anderem Ranga Yogeshwar, Sawsan Chebli, Ferdos Forudastan, Pinar Atalay oder Lamya Kaddor zu Gast und mit ihnen gerade nicht Themen wie Rassismus oder Migration besprochen. Über Rassismus in Deutschland haben wir im letzten Jahr mit Charles M. Huber gesprochen. Aber ja: wir können immer besser werden.
Nun geht’s erst mal in die Sommerpause. Sind Sie nach all den Corona-Sendungen ganz froh, dass sich nun erst einmal andere um dieses Dauerthema kümmern müssen?
Wir hätten gerne weitergesendet, aber die Sendeplanung entstand vor dem Hintergrund, dass jetzt eigentlich die Fußball-Europameisterschaft und danach die Olympischen Spiele stattfinden sollten. Daher kommt es, dass wir so früh in die Sommerpause starten. Aber ich bin sehr gespannt, welches Themenspektrum wir haben werden, wenn wir Anfang August zurückkehren.
Sie haben jetzt ein Jahr lang das neue Konzept mit verschiedenen Themen ausprobiert. Soll es damit weitergehen?
Wir wollen im Herbst mit unserem Konzept weitermachen, weil wir mit den ruhigen Einzelgesprächen gute Erfahrungen gemacht haben. Daneben schätzen wir die Möglichkeit, mit unseren Kommentatoren unterschiedliche Themen einer Woche meinungsstark aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Das kommt gut an und wir fühlen uns bestärkt, das fortzusetzen.
Frau Maischberger, vielen Dank für das Gespräch.