Herr Schmit, nach 25 Jahren Fernsehen macht Super RTL ab Mai auch Radio. Wie kam es zu der Idee?

Radio ist ein so präsentes Medium, dass wir natürlich in den vergangenen 25 Jahren schon mal darüber nachgedacht haben. Aber Super RTL entwickelte sich stetig positiv und die Bereitschaft, sich ohne Not auf das Abenteuer Radio einzulassen, war dann am Ende eben doch nicht so groß. Also haben wir gesagt: Bleiben wir bei dem, von dem wir in etwa wissen, wie profitabel es ist.

Was hat sich dann jetzt geändert?

Drei Sachen. Wir haben in letzter Zeit einige Kollegen mit Radio-Erfahrung dazu gewonnen und damit Kompetenzen, die wir vorher nicht hatten. Zudem ist Stephan Schmitter, CEO von RTL Radio Deutschland, ja jetzt auch in die Mediengruppe RTL Deutschland eingebunden und so sprachen wir häufiger. Er war es dann auch, der auf die Idee zu Toggo Radio kam. Mit Toggo haben wir die entsprechende Marke und die entsprechende Promotionmaschine des Fernsehsenders und seiner Online-Angebote. Der dritte Punkt ist die Verbreitung: Dank immer mehr Smart Speakern in den Haushalten kann ein Radiosender digital heute mehr Kinderzimmer erreichen, als es das klassische Radio früher tat. Es passt auch deshalb, weil Radio besonders morgens gerne genutzt wird. Deswegen hat Toggo Radio auch jeden Morgen eine tagesaktuelle, mehrstündige Morgen-Show, übrigens auch Nachrichten für Kinder. Und so wurde in Zusammenarbeit mit RTL Radio aus einer lange gehegten Idee Realität, und wir können jetzt wirklich 360 Grad vermarkten, übrigens auch in-house von Super RTL aus.



Also nicht allein über die AdAlliance?

Wir haben ja Thorsten Braun geholt, weil ich glaube, dass wir bei Super RTL in der Vermarktung noch mehr tun können, wenn unser Angebot immer vielfältiger wird. Wir haben frühzeitig bei uns im Haus zusätzlich die Abteilung SBR, also Sales and Business Relations, aufgebaut, um den Weg der direkten Ansprache von Werbekunden im Kindermarkt zu forcieren. Wir vermarkten übrigens künftig auch die Werbung auf YouTube selbst. Damit wächst unsere vermarktbare Digital-Reichweite nochmals. Mit einem Ansprechpartner können Werbekunden bei uns künftig also TV, Radio, Online und YouTube belegen. Das bietet sonst niemand.

Kurz zum Stichwort Nachrichten für Kinder, das sie eben erwähnten. Die hatten Sie im November auch für Super RTL angekündigt. Wie sieht es denn damit aus?

„Täglich Toggo“ ist uns ein Anliegen und nach wie vor auch fürs Fernsehprogramm geplant, aber es bleibt ein teures Projekt, das auch nicht durch Werbung refinanzierbar ist. Wir haben uns zunächst auf die „Toggo Show“ konzentriert, die wir vom Netz so erfolgreich ins Fernsehen gehievt haben, dass wir weitere Staffeln produzieren werden. Das Magazin wird produziert von der Redaktion Aktuelles bei uns, die sich auch um die Radio-Sendungen kümmert. Es gibt also fürs Team genug zu tun. Und angesichts der Corona-Krise ist es einfach gerade nicht der beste Zeitpunkt, um ein für uns so aufwändiges Prestige-Produkt zu starten. Da kommen wirtschaftliche Erwägungen und die schwierigen Produktionsbedingungen für eine tägliche Live-TV-Sendung zusammen. Deswegen schieben wir die täglichen Kindernachrichten im Fernsehen ein bisschen, verlieren es aber auf gar keinem Fall aus den Augen. Wir laden die Marke „täglich toggo“ bis dahin schon mal online und im Radio auf.

Am Dienstag wird Super RTL 25 Jahre alt. Das Jubiläum dürften Sie sich anders vorgestellt haben…

(lacht) Ja, ganz anders. Wir werden nicht feiern können, wie wir es gedacht haben. Wichtiger aber ist, dass wir die vergangenen Wochen im Home Office als Sender extrem gut überstanden haben. Ich gestehe: Ich war früher nicht der größte Fan von Home Office. Wir haben das vor zwei Jahren im Unternehmen ermöglicht, aber ich blieb kritisch, weil ich old school den Austausch im Büro sehr mag. Aber ich stelle begeistert fest, wie gut es jetzt funktioniert - technisch aber auch menschlich. Die Arbeit ist effizienter geworden: Meetings via Videokonferenz dauern nur so lange, wie sie dauern müssen, niemand muss Anfahrten in Kauf nehmen etc. Das wird sicherlich auch Konsequenzen haben für die Zeit nach der Krise und unsere Raumplanung im Sender. Wir werden künftig mehr auf Home Office setzen als bisher.

Planen Sie bereits die Rückkehr zur (neuen) Normalität?

Es gibt natürlich bereits Pläne für eine Rückkehr in den Sender, aber wir können uns da noch Zeit nehmen. Wir haben gerade heute Morgen erst die Arbeit von zu Hause aus bis zum 18. Mai verlängert. Dann werden wir schauen, wie es weitergeht. Wollen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder zurück ins Büro, wo wir zum Beispiel dann ja auch Kinderbetreuung anbieten? Oder wollen sie lieber von zuhause arbeiten? Da werden wir zuhören. Es gibt aber zum Beispiel den Plan, die Belegschaft in drei Teams einzuteilen, die abwechselnd für je eine Woche im Sender arbeiten können - damit stellen wir Abstand in den Räumlichkeiten sicher und können auch bei einem Infektionsfall mit einer anderen Besetzung weiterarbeiten.

Gerade wird viel neu gedacht, alles ist etwas chaotisch, den perfekten Plan hat niemand und man probiert einfach nach bestem Wissen aus: Zum 25. Geburtstag geht es Super RTL jetzt also nicht anders als damals zum Sendestart?

(lacht) Also anders als damals wissen wir heute, was wir tun. Damals gab es weder eine richtige Strategie, noch Strukturen. Wir haben einfach mal gemacht, um zu gucken, was rauskommt. Das ist heute natürlich nicht mehr so. Und angesichts der kritischen Lage bin ich darüber sehr froh. Was man aber derzeit in der Tat spürt, ist der Geist von Veränderung. Der ist sonst bei Unternehmen in den frühen Phasen spürbar, lässt dann nach. Gerade aber weckt die außergewöhnliche Situation wieder die Bereitschaft, mal ganz neu zu denken. Kommunikation war mir immer sehr wichtig und ist es jetzt mit den Kolleginnen und Kollegen im Home Office ganz besonders. Wir haben seit Wochen neben den regulären Aufgaben und Konferenzen dreimal in der Woche morgens für alle Mitarbeiter ein sogenanntes Stand Up, in dem wir aus der Geschäftsleitung ein bisschen erzählen und allen Rede und Antwort stehen, wenn es Fragen gibt. Damit sind wir extrem transparent. Das gibt Sicherheit und wird sehr geschätzt.

Wird die Arbeitswelt nach der Corona-Krise eine andere sein?

Wir werden keine Kehrtwenden erleben, aber manche Veränderung wird Standard. Home Office wird ein Thema bleiben, das wir weiterhin viel intensiver angehen werden. Auch mit dem Blick auf die Nachhaltigkeit wird jeder sicher nochmal seine Reisetätigkeiten in Frage stellen. Nicht jedes Gespräch erfordert die Zeit, Kosten und Umweltbelastung einer Reise. Für einen 30-Minuten-Termin muss man nicht mehr durchs Land reisen. Normalerweise würden Sie und ich in den kommenden Tagen in den Flieger zu den LA Screenings steigen. Das Reisen an sich wird natürlich bleiben, aber ich denke, wir werden uns fokussieren auf die, die wichtig sind und uns darauf besonders freuen.

Jetzt ist nicht nur das Team von Super RTL seit Wochen zuhause, sondern auch Ihre Zielgruppe und das millionenfach. Die banale Analogie wäre demnach: Super RTL müsste von dem Umstand profitieren können…

Wäre ich Intendant vom Kika, würde ich sagen: alles toll. Die Reichweite aller Kindersender haben natürlich zugelegt in den vergangenen Wochen. Bei Super RTL verzeichnen wir über 25 Prozent mehr Reichweite. Wäre ich jetzt beim Kika, dann könnte man diese Freude so stehen lassen, weil ich das Programm nicht mit Werbung refinanzieren muss. Die Werbetreibenden schätzen zwar die Reichweiten, aber haben natürlich derzeit selber einen enormen Kostendruck. Das spüren wir beim Umsatz. Im April sind wir bei einem Minus von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, das ist schon sehr empfindlich. Auf Jahressicht erwarte ich nach jetziger vorsichtiger Einschätzung einen Umsatzrückgang von etwa 20 Prozent. Damit wäre eine Katastrophe wie in anderen Branchen abgewendet.

Sie haben also Hoffnung, den aktuellen Umsatzrückgang später im Jahr deutlich aufzuholen?

Wir haben den ganz großen Vorteil, dass der Werbemarkt im Kinderfernsehen sehr stark auf das 4. Quartal fokussiert ist. Wir machen seit Jahren zwischen 40 und 50 Prozent des Jahresumsatzes allein in dieser Zeit. Deswegen spielen die aktuellen Rückgänge im April, Mai und Juni keine so große Rolle. Wir gehen davon aus und hoffen sehr, dass wir am Jahresende auf eine V-Kurve zurückblicken werden und setzen auf einen Anzug der Aktivitäten im zweiten Halbjahr, besonders eben im 4. Quartal, auch wenn wir da ganz sicher auch nicht bei einem Plus gemessen am Vorjahr landen werden.

"In Krisenzeiten zeigt es sich, wie gut jemand wirtschaften kann."

Da wäre die Stahlbranche, in der Sie vor dem Wechsel zu Super RTL gearbeitet haben, wahrscheinlich krisensicherer gewesen, oder?

(lacht) Das war und ist sie auch nicht. Da gibt es Überkapazitäten oder damals zum Beispiel sinkende Nachfragen, weil aus China billigerer Stahl auf den Markt geschleudert wurde. Ich habe zwar die Branche gewechselt, aber mich immer als Wirtschaftsmensch verstanden, der mit Zahlen umgehen können muss. Das ist in Zeiten, in denen man locker immer mehr Geld verdient hat, keine so schwierige Aufgabe. Das können viele. In Krisenzeiten zeigt es sich, wie gut jemand wirtschaften kann. Jetzt ist es Herausforderung und Verantwortung.

Wie geht man mit derart starken Einbrüchen bei den Werbeeinnahmen um?

Um ganz ehrlich zu sagen: Natürlich haben wir auch bei Super RTL auf die Kostenbremse getreten, wie alle. Wir haben es geschafft, wenn uns jetzt nicht morgen der Himmel auf den Kopf fällt, dass wir den erwarteten Umsatzrückgang mit Einsparungen kompensieren können. Wir hatten Anfang April noch einen Termin mit unseren Beiräten und konnten unseren Gesellschaftern sagen: Wir müssen unsere Pläne für das Jahr 2020 nicht ändern, sondern werden alles dafür tun, auf Ziel landen. Nicht viele Unternehmen werden das in diesem Jahr sagen können.

Wo genau tritt Super RTL auf die Kostenbremse?

Der Hauptkostenblock bei einem Fernsehsender ist natürlich das Programm. Wir haben den Umstand - der in dieser Situation ein enormer Vorteil ist -, dass wir nicht allzu viel selber produzieren, was teuer und langwierig ist. Wir kaufen einen Großteil unseres Programms sozusagen auf Vorrat ein. Die Programmversorgung ist damit nicht von aktuellen Produktionsschwierigkeiten betroffen, und Formate für Kinder lassen sich zum Glück auch viel einfacher wiederholen, was die Kosten weiter senkt.

Viele andere Unternehmen reduzieren die Kosten derzeit durch Kurzarbeit. Ist das kein Thema für Super RTL?

Es gibt sehr viele Unternehmen, auch Medienunternehmen, die auf dieses Instrument zurückgreifen. Das steht ja jedem frei. Auch wir haben uns natürlich die Frage gestellt. Im Prinzip sollte dieses Mittel dann greifen, wenn ich für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine Beschäftigung mehr habe, weil die Produktion still steht, die Bänder nicht mehr laufen oder Geschäfte nicht öffnen und es de facto weniger oder nichts zu tun gibt. Das ist bei uns aber nicht so. Wir haben zum Glück noch genug zu tun. Deshalb haben wir uns entschieden, keine Kurzarbeit anzumelden.

Claude Schmit

25 Jahre Super RTL bedeuten in diesem Fall auch 25 Jahre Claude Schmit im Unternehmen. Mit Verlaub: Der Ruhestand naht. Wie lange bleiben Sie noch an Bord?

Meinen Ruhestand muss ich ja mit meinen Gesellschaftern besprechen. Letztes Jahr saßen wir zusammen, und wir haben meinen Vertrag noch einmal verlängert. Die Idee dahinter ist unsere Content Hub-Strategie, sie ist nicht nur ein Buzzword sondern eine gewaltige Managementaufgabe. Ein sehr erfolgreiches Unternehmen, das sicher aus Gewohnheit ein bisschen träge geworden ist, bislang im immer gleichen Geschäftsmodell unterwegs war, muss sich verändern, neu verstehen und neu aufstellen. Das ist eine große Aufgabe, bei der ich mir natürlich gut überlegt habe, ob ich diesen Prozess noch steuern will oder für mich entscheide, dass das dann mein Nachfolger machen kann. Aber ich bin der Überzeugung, dass ich meinen Job hier richtig zu Ende bringen will und Super RTL nicht vor einem Kraftakt, sondern so stark aufgestellt hinterlasse, wie es all die Jahre war. Jetzt kommt die Corona-Krise dazwischen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unser Ziel deswegen nicht aus dem Blick verlieren werden, aus einem Fernsehsender einen Content Hub für alle Plattformen zu machen. In zwei, drei Jahren werden wir wieder in alter Blüte unterwegs sein und dann kommt der Moment, in dem ich sagen kann: „Freunde, jetzt ist dann mal gut“.

Haben Sie eigentlich Disney+?

Nein, habe ich nicht.

Aber das ist doch Ihr Gesellschafter. Will man nicht wissen, was der so anbietet?

Ich weiß ja, was es dort zu sehen gibt. So überraschend neu ist die Disney-Library für mich jetzt nicht mehr. Schließlich arbeite ich bereits seit 25 Jahren für diesen Konzern. (lacht)

Wenn wir auf 25 Jahre Super RTL blicken. War - abgesehen von Corona - die Kampfansage des eigenen Gesellschafters die größte Herausforderung in der Geschichte des Senders?

Der Start des Disney Channel im Free-TV war der Schlusspunkt einer zuvor lange andauernden Herausforderung. Disney wollte uns gerne, was ich auch aus deren Sicht verstehen kann, als Promotion-Maschinerie für deren Consumer Products-Geschäft benutzen. Meine Frage dabei war aber immer „What’s in it for us?“ Natürlich können wir Promotion für euer Merchandising machen, aber warum? Bezahlt ihr uns dafür? Oder werden wir an den Umsätzen des CP-Geschäfts beteiligt? Nein, wurden wir nicht. Und weil wir uns über die Jahre gewehrt haben, eine Werbeplattform zu sein, kam der Disney Channel ins Free-TV. Wir haben damals sehr schnell die Zusammenarbeit mit Dreamworks Animation begonnen, auch im CP-Geschäft, und sind so inzwischen zur zweitgrößten Merchandising-Agentur im Kids-Markt in Deutschland geworden. Das werden wir ausbauen und uns über TV-gebundene Themen hinaus auch in Richtung Lifestyle für ältere Kids öffnen, ohne dass immer ein Bewegtbild dahintersteht. Diese Pläne verfolgen wir übrigens auch über Deutschland hinaus Richtung Frankreich und den Niederlanden, wo die RTL Group ebenfalls Kindersender hat. Besonders mit den Kollegen des französischen Kindersenders Gulli wollen wir künftig intensiv zusammenarbeiten. Der Strategie haben unsere Gesellschafter, und damit ja auch Disney, zugestimmt. Und mit den Erlösen aus dem CP-Geschäft und Toggo Radio wollen wir die rückläufigen klassisch linearen Fernseherlöse mehr als kompensieren.

Wo wir gerade bei Disney+ und SVoD waren: Da haben Sie vor fünf Jahren Kividoo gestartet als SVoD für Kinder. Man hört nicht allzu viel davon. Wie geht es weiter?

Die Kolleginnen und Kollegen von TVNow investieren ja gerade kräftig, und mit Henning Tewes gibt es dort einen neuen Chef, den ich schon aus Luxemburg sehr gut kenne. So begab es sich, dass er in einem Gespräch betonte, dass Kinderprogramm für ihn in Zukunft von großer Bedeutung sein wird. Nun, das sehe ich natürlich genauso. Netflix und Co. bedienen das ja auch bereits. Und so entstand zum Beispiel die Zusammenarbeit bei „Ninja Warrior Kids“, bei der wir uns die Rechte und die Rechnung - was in dem Fall wichtiger ist - teilen. TVNow zeigt es zuerst im SVoD, danach wir im Free-TV. Die Show produzieren wir jetzt übrigens mit RTL Studios in Ossendorf und nicht wie ursprünglich geplant in Karlsruhe, weil das in Corona-Zeiten einfacher ist. Da freuen wir uns auf ein tolles Programm. Das kann ein Modell für weitere Zusammenarbeiten sein.

Also keine Zukunft für Kividoo?

Richtig, vor diesem Hintergrund werden wir Kividoo wohl im Laufe dieses Jahres aufgeben. Das war vor fünf Jahren eine schwierige Geburt. Wir hatten mit dem neuen Markennamen ohne Toggo-Bezug gehofft, auch öffentlich-rechtliche Partner für das Projekt zu gewinnen. Das hat nicht wirklich gut funktioniert. Wir verdienen zwar Geld damit, aber es gibt keine strategische Perspektive. Da würde es natürlich mehr Sinn machen, sich mit dem Local Hero nebenan zusammen zu tun.



Blicken wir zum Abschluss nochmal auf 25 Jahre Super RTL und Ihre 25 Jahre im Unternehmen zurück. Welchen persönlichen Fehler aus all diesen Jahren bereuen Sie? Gibt es da etwas?

(überlegt) Was ich nicht so stringent durchgezogen habe, wie ich das hätte tun soll, sind Personalentscheidungen. Ich halte sehr lange an Menschen fest, manchmal auch länger, als es sein soll. Da habe ich oft gezögert. Ein Unternehmen ist immer nur so gut wie seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und man muss den individuellen Beitrag frei von Sentimentalität betrachten. Wenn alle gute Arbeit leisten, müssen es die Führungskräfte erst recht. Ich freue mich aber jetzt mit einem neu aufgestellten Team, sehr gut unterwegs zu sein. Es gibt aber noch zwei andere Dinge, die ich rückblickend bedauere, weil sie nicht zustande gekommen sind.

Welche?

Einmal vor vielen Jahren ein Einstieg in den arabisch sprechenden TV-Markt aus Dubai heraus. Dazu gab es mit einem lokalen Partner die Gelegenheit, aber unsere damaligen Mitglieder im Beirat haben uns ausgebremst. Beide fanden die Idee so gut, dass sie eine solche Beteiligung lieber alleine ohne den jeweils anderen Gesellschafter angehen wollten. Und ich hätte immer gerne in Indoor-Themenparks investiert, weil ich bis heute davon überzeugt bin, dass das eine schöne Ergänzung wäre. Übrigens: Die Kollegen von Gulli haben solche Parks. Bei uns hieß es aber immer: „Das ist nicht Core-Business“. Jetzt mit Gulli spricht man natürlich über viel. Mal schauen, was sich da vielleicht noch ergibt. Derzeit ändert sich ja in vielerlei Hinsicht die Definition dessen, was der Kern unserer Arbeit ist – auch, aber nicht nur, durch Corona.

Herr Schmit, herzlichen Dank für das Gespräch.