Herr Kerner, die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Wie geht’s Ihnen?
Mir geht es sehr gut. Vielen Dank. Die Entlassung aus meiner Quarantäne-Zeit liegt inzwischen vier Wochen zurück. In Erinnerung ist mir vor allem die Langeweile geblieben.
Wenn man lange zu Hause ist, besteht theoretisch viel Zeit, um fernzusehen. Was haben Sie in Ihren zwei Quarantäne-Wochen geschaut?
Ich habe gar nicht so viel ferngesehen, um ehrlich zu sein. In den ersten Tagen meiner Quarantäne habe ich versucht, Nachrichten und Informationssendungen weitgehend zu meiden, um ein wenig zur Ruhe kommen zu können. Und das, was ich üblicherweise gerne im Fernsehen gucke, nämlich Fußball, gibt’s im Moment gar nicht. Aber natürlich habe ich auch mal geschaut, wie andere Unterhaltungsformate innerhalb kurzer Zeit versucht haben, auf Corona reagieren.
Da wurde viel mit Schalten experimentiert. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Ich habe verstanden, dass man das versucht. Ich habe aber ebenso gut verstanden, dass man es schnell wieder hat bleiben lassen, denn ich habe nicht das Gefühl, dass das Digitale das Persönliche ersetzen kann.
Wie wichtig ist die Unterhaltung in diesen Tagen, auch wenn Sie unter schwierigeren Bedingungen produziert werden muss?
In Unterhaltung steckt das Wort Haltung drin. Diesen Satz habe ich nicht erfunden, aber man kann ihn in dieser Zeit revitalisieren. Auf der einen Seite produzieren wir streng nach den geltenden Richtlinien und halten uns akkurat an die Hygienevorschriften, auf der anderen Seite versuchen wir trotzdem, miteinander Spaß zu haben, den Menschen somit einen Teil Normalität zu bieten. Das ist eine wichtige Aufgabe.
Worauf stellen Sie sich ein, wenn Sie jetzt eine Fernsehshow moderieren?
Das ist ein anderes Arbeiten, keine Frage. Das beginnt schon beim Catering, das bei der Aufzeichnung von "Das Spiel beginnt!" aus abgepacktem Essen bestand. Wenn wir in diesen Tagen in Köln "Da kommst du nie drauf" aufzeichnen, dann wird das Essen von Servicekräften angerichtet. Das geht natürlich so weit, dass man den Salzstreuer nicht mehr in die Hand nehmen darf.
Und wie es für Sie im Studio?
Beispiel Auftrittssituation. Die Tür geht auf, es heißt feierlich: "Hier ist Ihr Gastgeber" – und dann klatschen nur ein paar aus dem Team und die prominenten Gäste. Natürlich ist das ungewohnt, aber man spürt, es kommt von Herzen. Irgendwie fühlt es sich ehrlich an. Ich habe diese Situation bei unseren bisherigen Aufzeichnungen nicht als störend empfunden.
Wie schwer fällt es dennoch, vor der Kamera den nötigen Abstand zu halten?
Ich bin ja prinzipiell kein Grapscher. (lacht) Aber klar, unter normalen Umständen gibt man sich die Hand oder umarmt sich auch mal. Das ist eine Veränderung. Dennoch haben wir es in meinen Augen geschafft, trotz des Abstands eine Atmosphäre herzustellen. Es geht ja auch darum, ein Vorbild zu sein, denn bei allem Spaß sollte nicht die Ernsthaftigkeit der Situation in Vergessenheit geraten.
Die Ankündigung des ZDF, "Das Spiel beginnt!" schon an diesem Mittwoch neu aufzulegen, kam ziemlich überraschend, schließlich liegt die letzte Ausgabe schon einige Jahre zurück. Wie kam es zu diesem Comeback?
Wir haben uns gefragt, was die Leute derzeit zuhause machen – und viele von ihnen spielen. Aber es gibt sicher auch ein paar, die ein wenig gestupst werden müssen. Deshalb haben wir darüber nachgedacht, eine Art Zuhause-Edition von "Das Spiel beginnt!" zu machen. Mit Spielen und kleinen niedlichen Ideen, die man einfach zuhause nachbauen kann.
Gestaltete es sich schwierig, in diesen Tagen prominente Mitspieler ins Studio zu bekommen?
Ganz und gar nicht, was womöglich auch daran liegt, dass der eine oder andere etwas mehr Zeit hat, weil derzeit nicht so viel produziert wird. Die Problematik bestand vor allem darin, Familienkonstellationen zu finden, schließlich brauchten wir für die Teams jeweils zwei Leute, die in häuslicher Gemeinschaft leben, um sich auch in den Spielen nahe sein zu können. Deshalb ist Til Schweiger mit seiner Tochter da oder Verona Pooth mit ihrem Sohn. Außerdem spielen Oliver Pocher und seine Frau Amira sowie Bettina Zimmermann und Kai Wiesinger mit, die als Paar unter einem Dach leben.
Wie lange hat es eigentlich gedauert, bis die Umsetzung stand?
Von der ersten Idee bis zur Bestätigung hat es zehn Tage gedauert, bis zur Aufzeichnung verging danach nochmal eine gute Woche. Unter üblichen Fernsehmaßstäben entspricht das quasi einer Millisekunde. In dieser Zeit mussten ja auch die Spiele gebaut werden. Da haben das ZDF und Studio Hamburg einen echt tollen Job gemacht.
Stellen Sie sich in den nächsten Wochen auf weitere Zusatzschichten ein?
"Das Spiel beginnt!" ist bislang die einzige Sendung, die dazugekommen ist. Ob Unterhaltungsfernsehen im Sommer eine größere Rolle spielt, weil durch die Verschiebung von Fußball-Europameisterschaft und Olympischen Spielen kurzfristig Programmplätze zu füllen sind, das vermag ich nicht zu beurteilen. Die Ausgabe von "Da kommst du nie drauf" war ohnehin geplant. Es ist übrigens das erste Mal, dass wir damit in einer langen Version auf den Samstagabend gehen. Ich glaube, da passt die Sendung sehr gut hin. Das ist ein echter Allrounder.
Bedauern Sie es eigentlich, dass Sie in dieser spannenden Zeit keine tägliche Sendung mehr haben – oder sind Sie in Wahrheit ganz froh, nicht täglich im Fernsehen über Corona sprechen zu müssen?
Ich sage es mal so: Es ist eine journalistisch wahnsinnig spannende Zeit, in der die Menschen ein großes Informationsbedürfnis haben. Das lässt sich sehr gut an den Einschaltzahlen von Nachrichten, aber auch Talkshows erkennen, die das Virus zum Thema machen. Ich hatte während meiner Quarantäne-Zeit aber nur einmal wirklich das Bedürfnis, selbst zu fragen, und habe Kontakt zu einem Virologen aufgenommen. Das waren aber private Fragen und keine journalistischen.
Herr Kerner, vielen Dank für das Gespräch.