Herr Pocher, ist Michael Wendler der neue Boris Becker?
Mit weniger Schulden, ja. (lacht) Im Laufe meiner Karriere gab es fast niemanden, über den ich nicht schon mal meine Späße gemacht hätte, und es scheint so, als habe ich mit Michael Wendler bei vielen Menschen einen Nerv getroffen. Dass das solche Ausmaße annehmen würde, konnte niemand ahnen.
Nicht wenige halten die Aktion, die am Sonntag in ein Duell vor laufenden Kameras mündet, von Beginn an für fingiert.
Soll ich ernsthaft Laura Müller gesagt haben, dem Wendler einen Pick-up zu schenken – und zwar am besten so peinlich wie möglich, damit ich es parodieren kann, er androht mich zu verklagen und die Leute irgendwann in Wendler-Shirts über die Straße laufen? An Karneval war der Wendler eines der beliebtesten Kostüme. Nein, das lässt sich nicht planen. Mir war allerdings sehr wohl klar, dass das Thema irgendwann zu einem Ende gebracht werden muss. Da ich vom Fernsehen komme, lag eine Show nahe – und weil das alles auf meinen Mist gewachsen ist, wollte ich die Sendung natürlich auch gerne mitproduzieren.
Wann war denn dieser Zeitpunkt gekommen?
Vor etwa 14 Tagen kam in mir das erste Mal der Gedanke auf, dass wir eigentlich wieder so etwas wie "Alle auf den Kleinen" machen müssen. Wir wussten, dass der Wendler nach Deutschland kommen würde, um Laura bei "Let's dance" zu unterstützen – daher schien die Gelegenheit günstig, das alles möglichst schnell zu klären. Wir haben dann mit RTL gesprochen und die Idee nahm ihren Lauf. Mit dem Wendler selbst habe ich in den vergangenen Wochen nicht ein einziges Wort gewechselt.
Sie sind sich aber sicher, dass Michael Wendler am Sonntag auch wirklich antreten wird?
Davon muss ich ausgehen. Beim Wendler ist allerdings alles möglich. Kann auch sein, dass er den Schwanz einzieht oder noch ein weißes Pferd in der Garderobe haben möchte. Wir haben versucht, alles möglich zu machen, damit die Show stattfindet – und natürlich verdient er mit dieser Nummer auch Geld. In meinen Augen sollte er die Sendung wie einen Roast sehen. Selbstironie würde ihm ganz gut stehen. Ich bin mir eigentlich sicher: Michael ist wahrscheinlich gar kein so schlechter Typ, nur der Wendler ist so ein Arschloch.
Wie kam die Show letztlich zustande?
Zunächst habe ich RTL die Idee für die Sendung angeboten – nicht alle haben sofort Hurra geschrien. 170 Millionen Interaktionen auf meinem Instagram-Profil, weitere 200 Millionen auf Facebook und Millionen Klicks und Likes zu diesem Thema sprechen allerdings eine eindeutige Sprache. Das Thema ist in der breiten Masse angekommen. Hätten wir uns nicht auf eine TV-Show verständigt, wären wir damit in die Arena Oberhausen gegangen. Denn wenn sich 10.000 Leute ein T-Shirt kaufen, kommen sehr wahrscheinlich auch sehr viele Leute in die Arena, um sich den Wettkampf anzusehen. Am Ende haben wir uns dann aber auf den 1. März und eine Live-TV-Show geeinigt, um das Thema nun auch zeitnah beenden zu können. Den Plan haben wir in der letzten Woche an Michael Wendlers Management herangetragen, haben verhandelt – und jetzt findet die Show tatsächlich statt. Nicht in der großen Arena, sondern wegen der Kurzfristigkeit in einem eher kleinen Studio in Hürth. Aber alle Seiten sind happy mit der Lösung.
Worauf haben Sie sich mit ihm verständigen müssen – abgesehen vom Geld?
Wir wollten die Sendung "Lachnummer der Nation" nennen, aber das wollte er nicht. Daher heißt das Ding nun "Schluss mit lustig". Seinen Vorschlag, Pärchenspiele mit einfließen zu lassen, fand ich super, schließlich hat auch Amira in meinen Videos mitgewirkt. Für sie ist es eine echte Premiere, denn Amira war noch nie in einer Livesendung. Was genau passieren wird, kann ich nicht sagen, weil wir im Vorfeld bewusst nicht wissen wollten, welche Spiele auf uns zukommen. Ab sofort verlasse ich mich komplett auf i&u.
Sie sagten, sie produzieren die Show auch selbst.
Ich habe eine neue Firma namens Pool of Brainz mitgegründet, die wie i&u Teil der Leonine unter der Leitung von Fred Kogel ist...
… aber Jörg Grabosch ist nicht involviert?
(lacht) Nein, aber mein Ziel ist es, irgendwann auch im dreistelligen Millionenbereich zu landen und uns wegen persönlicher Befindlichkeiten gegenseitig den Strom im Büro abstellen. Wir lernen gerne von den Größten und Besten.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Kogel zustande?
Schon im Sommer, lange bevor der Exklusiv-Vertrag mit RTL geschlossen wurde, sprach er mich wegen einer möglichen Zusammenarbeit an – da hat die "Schmidt & Pocher"-Zeit rückblickend massiv geholfen. Dazu kommt meine Nähe zu den Kollegen von i&u TV, mit denen ich seit zwölf Jahren durch Dick und Dünn gegangen bin. In dieser Konstellation werden wir jetzt neue Sendungen entwickeln und produzieren, um deren internationale Vermarktung sich Leonine kümmern wird. Die Partnerschaft ist nicht exklusiv, so dass ich weiterhin auch mit anderen Produktionsfirmen zusammenarbeiten kann. Aktuell produziere ich beispielsweise meine neue Reisesendung mit Banijay.
Besteht eine Verbindung zu Ihrer Firma Pocher Entertainment?
Die Pocher Entertainment GmbH ist Gesellschafter der neuen Firma Pool of Brainz. In meinem Leben hatte ich bisher zwei Produktionsfirmen, anfangs Pocher TV zusammen mit Raab TV und Brainpool. Als ich zum vermeintlichen Todfeind Harald Schmidt ging, war das Kapitel beendet und ich habe fortan verschiedene Shows mit Pocher Entertainment produziert.
Eine Zeit lang konnte man denken, Harald Schmidt sei so etwas wie Ihr beruflicher Ziehvater. Aber die Verbindung zu Günther Jauch hält inzwischen schon deutlich länger. Wie sehen Sie das?
Ich habe das große Glück, immer mit den Besten zusammengearbeitet zu haben. Stefan Raab, Jörg Grabosch und Brainpool habe ich viel zu verdanken, auch wenn im persönlichen Bereich vielleicht nicht alles gut gelaufen ist. Geschäftlich haben wir gemeinsam viel erreicht auch wenn rückblickend die Verhältnismäßigkeit zwischen Künstler und Geschäftsführung aus meiner Sicht nicht optimal war. Harald Schmidt war später einfach der Beste in der Late Night und mit Günther Jauch bin ich inzwischen auf einer wunderbaren Ebene angekommen. Wir sind sehr unterschiedliche Typen – aber wir harmonieren einfach gut. Mit mir macht er Sachen, die er mit anderen eher nicht machen würde und ich habe totalen Respekt vor Ihm, was mir auch ganz gut zu Gesicht steht.
"Ich polarisiere und die meisten haben eine Meinung zu mir. Das ist heutzutage vielleicht nicht unwichtig."
Oliver Pocher
Als Sie bei "5 gegen Jauch" durch Frank Buschmann ersetzt wurden, haben Sie die Zeit mit Jauch als "Zivildienst" beschrieben. Inzwischen sind Sie zurück – sehen Sie sich jetzt wieder als Zivi?
Die Zivi-Zeit ist vorbei. Welchen Grad der Pflegestufe er inzwischen hat, ist allerdings schwer zu sagen. Ich bin aber sehr froh, dass wir wieder zueinander gefunden haben und zum früheren Erfolg zurückkommen konnten. Das ist wirklich außergewöhnlich in der Fernsehlandschaft.
Das hängt aber sicher auch damit zusammen, dass die Verantwortlichen beim Sender gewechselt haben. Was hat Kai Sturm in Ihnen gesehen, was Frank Hoffmann nicht sah?
Natürlich geht es um Befindlichkeiten. Wenn der Trainer nicht auf dich setzt, kannst du wenig machen. Da spielt oft auch die Medienforschung eine Rolle. Ich werde sicher niemals der beliebteste Komiker des Landes sein, aber ich gehöre sicherlich zu den bekanntesten. Und das ist doch ein Pfund, mit dem man arbeiten kann. Ich polarisiere und die meisten haben eine Meinung zu mir. Das ist heutzutage vielleicht nicht unwichtig. Das hat Frank Hoffmann nicht in mir gesehen und hat deshalb auf andere Inhalte gesetzt. Mit Jörg Graf, Kai Sturm und Markus Küttner, der die Show verantwortet, hat sich das grundlegend geändert, und jetzt ist es an mir, unter Beweis zu stellen, dass sie richtig liegen.
Wir haben Sie die Zeit dazwischen erlebt?
In unserer Gesellschaft spielen Neid und Missgunst eine große Rolle und alle freuen sich immer sehr über einen Misserfolg des anderen – gerade wenn er mit meiner Person zu tun hat. Eine "Rampensau" wie ich möchte natürlich immer die möglichst größte Rolle spielen und wenn Du dann auf einmal Schwierigkeiten hast, einen vernüpftigen Tourveranstalter für Dein Soloprogramm zu finden, kommst Du kurzzeitig schon mal ins Grübeln. Wichtig ist es, sich in solchen Momenten nicht zu fein für die zweite Reihe zu sein und dann eben vorübergehend dort weiterzumachen.
Gibt es etwas, das Sie sich rückblickend lieber gespart hätten?
Überhaupt nicht. Ich habe noch nie eine Sendung gemacht, weil ich sie machen musste. "Deutschland tanzt" fand ich interessant, weil ich für mein Bundesland angetreten bin und choreographisch tanzen konnte. Da bin ich wenige Tage nach der Wahl von Donald Trump als Präsident aufgetreten. Danach kam "Global Gladiators", der bestbezahlte Adventure-Urlaub aller Zeiten. Da habe ich mit wirklich wertigen Kollegen zu tun gehabt. Nichts, für das ich mich schämen müsste.
Provokation ist Ihnen generell nicht fremd. Haben Sie für sich eigene Regeln definiert?
Wir reden von einem Pfannenwendler oder der Frage, ob ich den Wendler Papageil nennen darf. Das ist das Niveau, auf dem wir uns bewegen – nicht mehr und nicht weniger. Mir in diesem Zusammenhang Cybermobbing vorzuwerfen, ist wirklich absurd. Das Gegenteil ist doch der Fall: Michael Wendler hat uns alle cybergemobbt – niemand zwingt ihn, sich mit seinem Handy zu filmen und so tun, als sei das zufällig. Niemand zwingt seine Freundin, jeden Tag Produkte zu bewerben oder sich für den Playboy auszuziehen. Jemand, der in der Umkleide heimlich fotografiert wird und diese Fotos dann im Internet verbreitet werden – das ist Cybermobbing. Aber wer all das macht, was der Wendler und seine Freundin öffentlich tun, der weiß was das bedeutet. Das darf man parodieren. Vor allem, wenn es so peinlich ist.
Im Netz eskaliert manche Aktion allerdings möglicherweise schneller denn je.
Das ist grundsätzlich sicherlich richtig, aber in diesem Fall ist es positiv eskaliert. Das sieht man ja auch daran, dass der Wendler und seine Freundin der TV Show zugestimmt haben. Sie haben also nicht darunter gelitten, sondern auch ihre Vorteile daraus ziehen können. Im Netz passiert alles mit einer enormen Geschwindigkeit. Im Positiven wie im Negativen. Im Fall Wendler hätte ich nicht alles erst mit vier Redakteuren besprechen können, dann wäre es schwer geworden mit der Aufmerksamkeit. Dazu kommt, dass ich jeden Tag meine eigenen Quoten sehen kann – aufgesplittet nach Alter, Geschlecht oder Herkunft.
Sie machen sich gerne über Steuer- und Schulden-Themen lustig. Das kann man nur machen, wenn man selbst ordentlich ist. Sind Sie das?
(lacht) Selbstverständlich. Ich bin regelmäßig geprüft. Mein Vater macht meine Buchführung und ich habe natürlich einen Steuerberater. Was ich an Steuern zahle, ist nicht wenig, und ich würde niemals auf die Idee kommen, mit meinem Geld in die Schweiz oder sonst wohin zu gehen. Ich setze alles ab, was ich kann – und wenn dann mal ein Beamter wegen einer Jacke den Finger hebt, dann ist das eben so.
Was ist wichtiger: Ein guter Manager oder ein guter Steuerberater?
Im Idealfall geht das Hand in Hand. Ein guter Manager sollte dir einen guten Steuerberater empfehlen. Und was die Steuern vom Wendler angeht: Die Steuerschulden, über die ich gelesen habe, kann er mit der Teilnahme an unserer Show begleichen. Es ist nur die Frage, ob er die Kohle nicht womöglich doch in eine neue Philipp-Plein-Lederjacke investiert.
Herr Pocher, vielen Dank für das Gespräch.