Wurden die Augen in der Postproduktion bearbeitet oder haben Sie mit Kontaktlinsen gearbeitet, damit die Augen so wirken wie sie wirken?

Francis Lawrence: In der Postproduktion. Mit einem so enorm großen Cast on location in der WIldnis zu drehen ist mit Kontaktlinsen gar nicht machbar. Der Aufwand wäre enorm gewesen und über Monate hinweg jeden Tag mit Linsen zu arbeiten - bei einem Cast der in die hunderte geht - das wäre gesundheitsschädigend gewesen. Wie oft hätten wir unterbrechen müssen, weil es irgendjemanden juckt mit dem Fremdkörper im Auge. Ich habe anfangs auch überlegt, ob man sich den Effekt auf den Augen sparen kann, aber ich teste so etwas gerne und habe einigen Leuten Szenen gezeigt und ohne den Effekt waren alle darauf fokussiert beim ersten Auftritt neuer Charaktere anhand der Augenbewegung ablesen zu wollen, ob die etwa auch sehen kann. Das lenkte viel zu stark ab.



In der Welt von „See“ tauchen einige Elemente der Vergangenheit - unserer Gegenwart - auf. Plastikflaschen beispielsweise…

Francis Lawrence: Die Serie spielt Jahrhunderte nach unserer Zeit und die Zivilsation wie wir sie heute kennen, existiert nicht mehr. Aber Plastikflaschen von heute wären immer noch da und es ist eine ganz bewusste Entscheidung gewesen, das gleich in der ersten Folge zu zeigen wo wir zunächst in einer Höhle sind und alles wirkt als spiele es lange vor unserer Zeit, wenn durch die Plastfikflasche deutlich wird: „See“ ist ja doch keine historische Serie. „See“ muss Gegenwart oder Zukunft sein. Und langsam erklärt sich: So sieht die Welt in Jarhunderten aus, nachdem die Menschheit sich beinahe selbst zerstört hat.

Könnte man die Serie als Warnung verstehen, dass wir kurz davor stehen uns selbst zu zerstören weil technologischer Fortschritt einerseits und Rücksichtslosigkeit andererseits der Menschheit über den Kopf wächst?

Alfre Woodard: Oh ja. Angesichts der Tatsache, wie viel Böswilligkeit derzeit unsere Gesellschaft vergiftet, haben wir es allein denen zu verdanken, die unbeirrt Gutes tun und an das Gute glauben, dass wir nicht schon längst in der Hölle sind. Es sind diese guten Feen, die uns - und insbesondere uns in den USA - davor bewaren, dass uns so manche Typen nicht schon in die Hölle katapultiert haben.

Cast von

Die Umwelt in „See“ scheint sich gut erholt zu haben. Der Welt geht es offenbar besser ohne Menschen…

Francis Lawrence: Ich würde nicht sagen, dass die Welt besser dran wäre ganz ohne Menschen, aber mit weniger Menschen. Unser Planet ist deutlich übervölkert und wir verhalten uns angesichts dessen unverantwortlich im Umgang miteinander - und mit den verbliebenen Ressourcen. Aber nur um klarzustellen: Ich will nicht, dass Menschen verschwinden. Aber wir müssen uns der Situation bewusst werden.

Alfre Woodard: Die Serie erzählt die fiktive Geschichte eines Neubeginn für die Menschheit, bei der die Chance bestehen würde, manche der gemachten Fehler nicht zu wiederholen.

Francis Lawrence: Je weiter wir in die Staffel bzw. Serie kommen, erfahren wir immer mehr über das verloren geglaubte Wissen der Vergangenheit - unserer heutigen Gegenwart. Und die spannende Frage ist ja: Macht die Menschheit die gleichen Fehler noch einmal? Das ist eine der großen Fragen, die diese Serie aufwirft.

Wie und wo wurde „See" gedreht? Wir sehen ja enorm weite Landschasften, die nicht nach CGI aussehen…

Francis Lawrence: Steven Knight, der Erfinder der Serie, und ich wollten die Serie in Nordamerika spielen lassen. Wir wollten also nicht nach Neuseeland und es aussehen lassen wie „Herr der Ringe“ oder nach Schottland, wo es wie „Harry Potter“ gewirkt hätte. Also haben wir nach der schönsten Wildnis in Nordamerika gesucht, die auch noch über Fläche so unberührt ist, dass wir dort sorgsam arbeiten und drehen können - und nebenbei noch Steuervorteile mitnehmen können (lacht). Also wurde es Kanada aber es war noch sehr viel Arbeit dann die Landstriche zu finden, die wirklich ideal waren.

Sie haben also mehrheitlich on location gedreht und nicht in Soundstages?

Jason Momoa: Ja, und ich mag es outdoor, falls sie es noch nicht wussten (lacht). Es war wunderbar, die tägliche Überdosis frischer Luft. Der Regen nervt natürlich, aber wir hatten einen relativ harmlosen Winter. Es hätte schlimmer kommen können.

Francis Lawrence: Es macht etwas mit Dir, wenn Du in der Wildnis bist und an einem echten Wasserfall drehst. Das ist ein ganz anderes Gefühl als wenn man sowas in einer Soundstage nachdrehen würde. Sich im Freien zu bewegen, den Elementen ausgesetzt - das half der Atmosphäre beim Dreh.

Alfre Woodard: Ja, ganz toll war das. Wir als Cast bekamen natürlich nie irgendeinen Regenschutz. Wenns geregnet hat, dann waren wir in unseren Kostümen durchnässt und irgendeiner rief immer irgendwas wie „Das ist authentisch“. Das hat mir in manchen Situationen noch gefehlt, wenn man auch noch seit Stunden versucht einen Toilettenbesuch zu unterdrücken weil man mitten im Nirgendwo dreht - mit hunderten Leuten.

Jason Momoa (Foto): Lieber Nässe, Fell und Leder da draußen als jedes Superhelden-Latex vor Greenscreen. Das fühlte sich echt an. Das war etwas anderes als mal eben vom Parkplatz bei Tageslicht ins ausgeleuchtete Studio zu gehen. Auf Knopfdruck im Studio in die richtige Stimmung für so eine Serie zu kommen, ist härter. Wenn Du stattdessen den ganzen Tag in einer Hütte in der Wildnis sitzt, fragt man sich natürlich auch mal, ob das nicht auch irgendwo anders zu drehen wäre, aber dort ist man einfach  mehr im Charakter und der Geschichte. „See“ so zu drehen war eine sensationelle Entscheidung.

Alfre Woodard: Man muss einfach weniger tun als ob. Ganz einfach.

Jason Momoa

Übers Budget zu reden ist vermutlich schwierig…

Francis Lawrence: Ja. Aber ich lese nur überall, es sei die teuerste Serie aller Zeiten. Das ist Quatsch. Ich meine, „Game of Thrones“ war teurer. Vielleicht ist „See“ teurer als die erste Staffel von „Game of Thrones“. Es ist ja auch nicht so als wären wir günstig gewesen...

Die zweite Staffel würde ja vermutlich günstiger, jetzt wo einmal alles vorbereitet ist…

Francis Lawrence: Wir denken schon über die zweite Staffel nach, es gibt noch keine offiziellen Angaben aber wir sprechen darüber.

Zum Abschluss noch eine konzeptionelle Frage: „See“ wird nach den ersten drei Episoden wöchentlich veröffentlicht. Wie stehen Sie dazu?

Jason Momoa: Ein bisschen bingen geht ja, um mit den ersten drei Folgen richtig drin zu sein. Ich bin aber so glücklich, dass es wöchentlich kommt. Der nächsten Folge entgegen zu fiebern und gemeinsam über jede Folge sprechen zu können, ist einfach besser.

Herzlichen Dank an alle für das Gespräch.