In den vergangenen Jahren hat Sky immer mehr Serien zeitgleich mit dem Start in den USA auch in deutscher Synchronfassung angeboten. Wie sehr hat das Ihre Arbeit verändert?
Der zeitliche Spielraum wird immer knapper, alle Gewerke, einschließlich unserer Redaktion, müssen diszipliniert nach einem Schedule arbeiten, der im Grunde keinerlei Verzögerungen zulässt. Dabei muss man in höchstem Maße flexibel sein, auf jede kurzfristige Änderung im Plan, die dann natürlich doch eintritt – beispielsweise in Form verspäteter Materialanlieferungen oder neuer Schnittfassungen – sofort reagieren können. Es ist oft ein bisschen wie Jonglieren mit einem Hauch zu vieler Bälle.
Der Markt für fiktionale High-End-Serien boomt ja schon seit einiger Zeit. Wo liegen da die Herausforderungen in der Synchronisation?
Ganz ehrlich: ob High-End-Serie oder seichte Soap (wenn wir Soaps hätten!) - wir versuchen immer mit demselben Respekt vor dem Original ans Werk zu gehen, schließlich haben wir bewusst die entsprechenden Titel für unsere Kunden ausgewählt. Die Herausforderungen bei den sogenannten High-End-Serien liegen meist darin, die hochkarätigen Stars mit hochkarätigen und damit oft auch hochpreisigen, bereits beim Publikum etablierten Synchronschauspielern zu besetzen. Das ist nicht immer leicht, da für TV nicht dieselben Budgets zur Verfügung gestellt werden können wie für Kino.
Wie sehen die Sicherheitsvorkehrungen während der Synchro bei High-End-Serien aus? Was wird da aus den USA vorgegeben?
Die Sicherheitsvorkehrungen können die altgewohnten Prozesse schon erheblich beeinträchtigen. Unsere Autoren, die ja in aller Regel freiberuflich arbeiten, dürfen die deutschen Scripts nicht an einem beliebigen Arbeitsplatz schreiben, sondern nur im gesicherten Kämmerlein bei der beauftragten Synchronfirma, was zeit- und reisekostenintensiv sein kann. Weiterhin ist der zeitliche Vorlauf bei Day&Date-Releases enorm eingeschränkt, das heißt man hat sehr viel weniger Zeit, eine Episode zu bearbeiten, und wir erhalten – gekoppelt an den Release-Turnus im Ursprungsland – jeweils nur eine Episode pro Woche, sodass wir nicht in Blöcken synchronisieren können, sondern pro Woche nur eine Folge.
"Die Herausforderungen bei den sogenannten High-End-Serien liegen meist darin, die hochkarätigen Stars mit hochkarätigen und damit oft auch hochpreisigen, bereits beim Publikum etablierten Synchronschauspielern zu besetzen."
Apropos Sicherheit: Man weiß ja aus der Branche, dass manchmal große Teile des Bildes geschwärzt angeliefert werden und die Synchronsprecher jeweils nur kleine Bereiche des Bildes angezeigt bekommen, damit das Leak-Risiko gesenkt wird. Ist Ihnen das auch schon einmal untergekommen?
Ja, das hatten wir leider auch schon. Und ich fürchte, dass das in Zukunft immer wieder vorkommen wird.
Wie schwer ist es heutzutage, an gute Synchronsprecher zu kommen?
Es gibt in Deutschland so viele gute Synchronschauspieler. Was sich gelegentlich eher als kompliziert herausstellt, ist der Umstand, dass beliebte Hollywoodgrößen zunehmend auch in Serien und Miniserien wie zum Beispiel "Big Little Lies" (HBO) oder "Catherine the Great" (HBO/Sky) zu sehen sind und die deutsche Stammbesetzung nicht immer ohne weiteres zur Verfügung steht.
Ist die Synchronisation eigentlich teurer geworden?
Das kommt ganz darauf an. Mehr Zeitdruck, immer wieder neu von den Ursprungsproduzenten übersandte Schnittfassungen und damit verbundene Mehrarbeit für den Versionsabgleich, die Notwendigkeit von Star-Talent-Besetzungen, erhöhte Sicherheitsauflagen. Das alles sind Faktoren, die die Sache durchaus ein ganzes Stück teurer machen können als früher.
"Die Sicherheitsvorkehrungen können die altgewohnten Prozesse schon erheblich beeinträchtigen."
2019 gab es nach langer Zeit mal wieder die Verleihung des Deutschen Synchronpreises. Gemeinsam mit der FFS - Film- & Fernseh-Synchron sind Sie dort für Ihre Arbeit an "Game of Thrones" geehrt worden. Wie wichtig ist eine solche Auszeichnung für die Branche?
Es ist auf jeden Fall schön, dass sich die Synchronbranche, die für Erfolg und Misserfolg internationaler Produktionen ja durchaus von Bedeutung ist, aber sonst eher ein Schattendasein fristet, ausführlich feiert und feiern lässt.
Gute Synchronisation fällt meist nicht auf, sondern ist einfach da. Bei schlechter Synchronisation gibt es dagegen meist viele negative Reaktionen. Wie erleben Sie das und ist das nicht auch manchmal frustrierend?
Nein, gar nicht frustrierend. Tatsächlich sind wir bei Sky in der glücklichen Lage, beim Publikum mit unseren Synchros nur ganz selten in negativer Kritik zu stehen. Meistens sind unsere deutschen Fassungen, wie Sie so schön sagten: einfach da. Das passt schon. Außerdem halte ich es ganz mit dem Spruch "Nicht gemeckert ist genug gelobt". Klar gibt es auch mal Schelte von Zuschauern, auch nachvollziehbare Schelte, dann kann man sich das hinter die Ohren schreiben und beim nächsten Mal versuchen, besser zu machen.
Frau Haupt, vielen Dank für das Gespräch!