Da ein Körperwechsel ein schwieriges Unterfangen wäre, blicken wir lieber auf Ihren Sendeplatz beim SWR. Dieser könnte eher dafür verantwortlich sein, dass der Name Pierre M. Krause nicht ganz so bekannt ist. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, den Sender zu wechseln?
Es wäre schon verlogen, das zu verneinen. Ja, selbstverständlich. Es ist ja auch nicht so, dass es keine Nachfrage gäbe. Ich bin aber tatsächlich vom Grundprinzip des Öffentlich-Rechtlichen überzeugt und mein Ziel ist es immer gewesen, besser zu werden. Da sind die Rahmenbedingungen natürlich entscheidend.
Gibt es kein Verlangen nach der "Pierre M. Krause Show", oder wie ist die nachlassende Fürsorge des SWR zu erklären?
Durch Zuschauerfeedback über die verschiedensten Kommunikationswege haben wir jedenfalls gemerkt, dass es ein eindeutiges Verlangen gibt. Und die Leute in diesem "echten Leben" nehmen da auch kein Blatt vor den Mund. Bis das nach Baden-Baden durchkommt, dauert es aber noch ein bisschen. Da sind einige massive Berge dazwischen.
Welche Umstände bräuchten Sie, um die perfekte Late-Night-Show zu machen?
Es braucht keine überbordende finanzielle Ausstattung und hunderte von Mitarbeitern. Ein ordentliches Budget und ein kleines Kernteam von festen Mitarbeitern, die diesen Spirit atmen, die eine Humorkonvergenz mitbringen, die wissen, wo die Reise hingeht. Es braucht Rückendeckung vom Sender und die echte Chance, gesehen zu werden. Man kann so eine Sendung smart produzieren und trotzdem teuer aussehen lassen.
Wie bewerten Sie die deutsche Late-Night-Szene?
Sie ist noch klein, aber sie wächst. Wenn wir sie regelmäßig füttern, wird sie irgendwann groß und stark werden. Wichtig ist, beim Publikum zu bleiben und dabei so authentisch wie möglich. Echte Authentizität ist im Fernsehen natürlich immer auch ein bisschen gespielte Authentizität.
© Stephan Godzieba
Das sehe ich bei amerikanischen Late-Night-Hosts nicht ganz so. Ein Jimmy Kimmel steht auch mal auf der Bühne, um zehn Minuten unter Tränen von der Geburt seines Sohnes zu erzählen.
Bei einer täglichen Sendung, wie der von Jimmy Kimmel, wirst Du irgendwann ein Freund des Zuschauers. Du besuchst den da jeden Tag im Privaten. Da darf man schon mal erzählen, was einen bewegt und dabei grundehrlich sein. Also eben auch emotional werden - ohne Ironie und Sarkasmus. Bei einer wöchentlichen Sendung verhält sich das noch einmal anders - da würden die Tränen über das Ereignis von letzter Woche wahrscheinlich inszeniert wirken. Außerdem verstecken Deutsche Fernsehleute ihre wahren Gefühle lieber unter dem schützenden Mäntelchen der Ironie. Wahrscheinlich aus Angst, ausgelacht zu werden. Da muss man's sportlich sehen: Auch ein Auslacher ist ein Lacher.
Sie hätten also Lust auf eine tägliche Late-Night?
Wenn die Bedingungen stimmen, klar. Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass Deutschland ganz dringend eine tägliche Late-Night braucht. Ich würde sie mir anschauen.
Sie selbst machen seit 2005 Late-Night. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Scheitern gehört immer dazu. Vom Scheitern könnte ich stundenlange Vorträge halten. Von Gags, die durchfallen bis hin zu den scheinbar besten Ideen, die nicht funktionieren wollten, habe ich über die Jahre alles mitgenommen. Ich kann gut mit Scheitern umgehen. Solange die Haltung und die Leidenschaft für die Arbeit vorhanden ist, ist das gar nicht schlimm. Als Medienmensch ist man im Laufe seiner Karriere hin und wieder der Verführung zur Überheblichkeit ausgesetzt. Daher hilft die Notiz an sich selbst: Man macht das für die Zuschauer. Immer.
Im Idealfall möchten Sie in den nächsten 15 Jahren weiterhin als Late-Night-Host auftreten?
Ich tue mich schwer mit solchen Prognosen. Sonst halten Sie mir in 15 Jahren ein Zitat vor. Das Mediengeschäft ist schnelllebig, das Karussell der Programmverantwortlichen dreht sich durchgehend, die Verlockungen sind verführerisch. Aber: Ich liebe meine Arbeit. Und nichts ist unberechenbarer als die Liebe.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die neue Staffel von "Krause kommt!" läuft ab sofort freitags um 23:30 Uhr im SWR Fernsehen.