Palina Rojinski, als 1995 nach sieben Jahren die letzte Ausgabe "Yo! MTV Raps" lief, waren Sie gerade mal ein Jahr älter als die Sendung und erst kurz zuvor aus Russland nach Deutschland gezogen.
Palin Rojinski: Drei Jahre, um genau zu sein.
Was verbinden Sie da mit einer Musiksendung, die bereits Geschichte war, bevor Sie sie sehen konnten?
Oh, einiges. Schon weil ich sehr jung begonnen habe, dieselbe Musik zu hören. Meine Jugend war HipHop, meine Gegenwart ist HipHop, mit HipHop verbinde ich demnach ein Lebensgefühl, das sich schon damals in der Sendung wiederfand und hoffentlich jetzt wiederfinden wird.
Sind Sie denn eher der Oldschool-Typ oder offen für neue Entwicklungen?
Ich bin vor allem alive, deshalb mag ich Oldschool, aber auch Neuausrichtungen wie Trap oder Cloud-Rap. Außerdem finde ich es toll, dass darin mittlerweile so viele Frauen mitmischen und sich das Genre langsam in eine ausbalanciertere Richtung entwickelt.
Ist das Ihre Kernqualifikation für die Neuauflage dieser Legende – ein weiblicher Fan zu sein, der Leidenschaft mitbringt und die weibliche Seite des HipHop repräsentiert?
Beides, aber nicht ausschließlich. Es ist ja nicht so, dass ich mir jeden Morgen mein Update auf nerdigen Rap-Seiten hole, um auf dem neuesten Stand zu sein. Und dass ich die Show mit MC Bogy in einer gemischten Doppelspitze moderiere, ist angemessen zeitgemäß.
Soll das nur zeitgemäß oder auch emanzipiert sein?
Ich nenne es nicht Emanzipation, sondern Balance. Ohne Frauen gibt’s keine Kinder, ohne Männer aber auch nicht.
Sie gehörten einst selbst zur MTV-Familie, in der Sie mit Joko & Klaas "MTV Home" moderiert haben. Fühlt es sich zehn Jahre später da wie eine Heimkehr an?
Weil sich beim Sender, aber auch im Fernsehen insgesamt so viel verändert hat, fühlt es sich eher nicht so an. Aber obwohl ich nicht nach Hause komme, freut es mich total, dass ich mit Anfang dreißig wieder in meinem Jugendzimmer herumspringen kann. Auch wenn HipHop genauso erwachsen geworden ist wie ich. Wenn man sich die Szene ansieht, sind viele Künstler, die auch schon über 40 sind und trotzdem Nummer-1-Alben produzieren.
Die stammen wie "Yo! MTV Raps" aus einer Zeit als – wie Oli Schulz in einem Lied zurückblickt – Musik noch richtig groß war, während das Musikfernsehen längst richtig klein ist. Welche Relevant hat die Neuauflage auf einem Kanal, von dessen Existenz die meisten vermutlich gar nichts mehr wissen, da für die Popkultur?
Eine große. Denn "Yo! MTV Raps" bietet der Musik mal wieder eine prominente Plattform, auf der jene Rapper, die man sonst nur von Spotify oder Deezer kennt, live spielen. Pro Sendung gibt es zwei solcher Auftritte. Außerdem sollen bei uns Musikvideos laufen, die einem nicht nur von Youtube empfohlen werden. Ansonsten kennen Fernsehen und Internet entweder Videos oder Konzerte oder Interviews. Bei uns ist alles kompakt beisammen, in einer ausgewogen schönen Mischung. Wie eine Instagram-Story, bloß als Fernsehendung.
Das heißt, "Yo! MTV Raps" orientiert sich am Ursprung Ende der Achtziger, nicht dem Ende Mitte der Neunziger, als die Show bloß Clips kompiliert hat?
Ja eher. Es ist eine neue eigene Show mit altem Namen, die sich an der Musik orientiert und an sonst nichts.