Apropos Performance. Im Januar lief es mit 5,4 Prozent Marktanteil für Nick so schlecht wie seit 2006 nicht mehr. Wird es angesichts dessen zu weiteren Veränderungen kommen?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich die Veränderungen in den Quoten niederschlagen werden. Zusätzlich zur Abschaffung von Nick Jr. zeigen wir seit einigen Tagen Mini-Marathons, damit reagieren wir auf die veränderten Nutzungsgewohnheiten unserer Zuschauer. Das sind Programmstrecken, die zwischen eineinhalb und zwei Stunden lang sind und in denen ein Programm läuft. Da konzentrieren wir uns auf unsere stärksten Formate wie "Spongebob Schwammkopf" und "Willkommen bei den Louds". Wir gehen also ein wenig weg von der horizontalen Programmierung und setzen etwas mehr auf vertikale Strecken.
Was gibt es in den kommenden Monaten inhaltlich neues?
Der nächste große Schritt sind die Kids‘ Choice Awards im April. Neben der internationalen Version aus Los Angeles machen wir die seit dem letzten Jahr ja auch in Deutschland aus dem Europa-Park. In diesem Jahr moderieren mit Lisa und Lena die größten Social-Media-Stars, die Deutschland hat, die Show. Dieses Event nutzen wir, um uns zu präsentieren und neue Shows zu starten. Ab dem 7. April startet etwa die neue Serie "Noobees", die in der eSports-Szene spielt. Darin geht es um rivalisierende Teams und darum, wie man ein guter eSports-Spieler wird. Gleichzeitig ist es eine klassische Teenie-Serie, wo es um Liebe, Freundschaft und natürlich Teamwork geht. Außerdem startet am 8. April die neue Animationsserie "Der Aufstieg der Teenage Mutant Ninja Turtles", diese Neuauflage läuft in weiten Teilen der Welt übrigens schon sehr erfolgreich. Ansonsten gibt es von unseren etablierten Formaten wie "Henry Danger" und "Willkommen bei den Louds" viele neue Folgen.
Wie sieht denn das mittelfristige Quotenziel aus? Bleibt es dabei, dass Nick im Kinderfernsehen abgeschlagen auf dem vierten Platz liegt oder gibt es andere Ambitionen?
Wenn wir keine Ambitionen hätten, würde es ja keinen Spaß machen. Natürlich haben wir ein großes Interesse daran, aufzuschließen. Inwieweit wir dazu kurzfristig in der Lage sind, sei dahingestellt. Ich gehe aber sehr davon aus, dass wir durch die Änderungen in den vergangenen Wochen und unsere starken Eigenproduktionen wieder aufschließen werden.
Wie glücklich sind Sie als Nick-Chef denn eigentlich mit der Tatsache, dass Sie dafür verantwortlich sind, MTV in Deutschland endlich wieder bekannter zu machen? Stichwort MTV+.
(lacht) Ich bin ja beides, ich bin Nick-Chef und auch ein Teil unseres Viacom-Teams. Wir haben im letzten Jahr festgestellt, dass die Zuschauer von Nicknight sehr nah dran sind an unserer MTV-Zielgruppe. Das sind keine klassischen Nick-Zuschauer. Insofern haben wir die Entscheidung gemeinsam getroffen, am Abend Nicknight durch MTV+ zu ersetzen. Über unsere App erreichen wir mit den ehemaligen Nicknight-Formaten übrigens noch immer die Zielgruppen von damals. Das sind auch Inhalte, die von den VoD-Anbietern verstärkt nachgefragt werden, weil die Anbieter wissen, dass sie damit die jungen Zuschauer gut erreichen können. Ich bin also happy, dass MTV bei Nickelodeon läuft.
"Wenn wir keine Ambitionen hätten, würde es ja keinen Spaß machen. Natürlich haben wir ein großes Interesse daran, aufzuschließen."
Sie wollen die Primetime also nicht zurück?
Ich bin mit der jetzigen Situation zufrieden. Der Kika sendet auch nur bis 21 Uhr und Super RTL und Disney haben zwar ihre Abendprogramme, aber auch dort gibt es um 20:15 Uhr einen großen Switch hin in Richtung einer älteren Zielgruppe. So ist es bei uns auch.
MTV soll durch Nick bekannter werden und derzeit trommelt Viacom ja noch sehr für die Ausweitung der Sendezeit von Comedy Central. Ich habe manchmal das Gefühl, das Nick in der Prioritätenliste nicht so weit oben steht im Konzern. Ab dem 1. März soll das HD-Signal des Senders in den Satelliten-Paketen von HD+, Freenet und Diveo auch noch durch das von Comedy Central ersetzt werden. Wird Nick stiefmütterlich behandelt?
Wenn man nur auf das Free-TV schaut, verstehe ich die Frage. Nickelodeon hat mit seinem Portfolio aber ganz andere Möglichkeiten als Comedy Central. Nickelodeon ist für Viacom in Deutschland die wichtigste Marke. Wir sind bereits in der Position, dass wir unser Angebot auf vielen Plattformen jeweils zielgenau ausspielen, und unser Geschäft, um neue Säulen erweitern können. Das Portfolio von Comedy Central ist stärker auf Free-TV ausgerichtet, wir sind hier selbst an vielen Stellen Lizenznehmer. Gleichzeitig ist Comedy Central im Free-TV sehr beliebt. Warum sollen wir dem Sender da nicht noch einen zusätzlichen Push geben, wenn Nickelodeon auch andere Möglichkeiten hat? Es ist ja nicht so, dass sich unsere Verbreitung verringert. Jeder, der Nick sehen will, kann das auch weiterhin tun.
Seit Mitte 2017 heißt Nickelodeon wieder Nick. Jetzt lese ich ständig beides, auch Sie sprechen wahlweise von Nick und Nickelodeon. Warum ist das so kompliziert?
(lacht) Meine Lieblingsfrage! Nickelodeon ist die gesamte Welt der Marke und umfasst viel mehr als nur den TV-Sender, das reicht von digitalen Plattformen über Freizeitparks bis hin zu Lizenzprodukten. Wir haben aber, so wie übrigens auch die Kollegen in den USA und Großbritannien, den linearen Sender Nick genannt. Das hat schlichtweg damit zu tun, dass Nick etwas sympathischer klingt und für Kinder in Deutschland, Österreich und der Schweiz einfacher auszusprechen ist.
Herr Kottkamp, vielen Dank für das Gespräch!