Herr Steuer, Sky teilt sich die Champions-League-Rechte erstmals mit DAZN, der Wettbewerb wandert damit komplett ins Pay-TV. Glauben Sie, es haben schon alle Zuschauer verstanden, wer wann wieso welche Spiele zeigt? Wie groß war der Ansturm auf den Kundenservice?
Roman Steuer: Ich habe das Gefühl, dass alle Interessenten es verstanden haben. Wir haben in den letzten Wochen viel kommuniziert, was wo läuft. Nach der Auswahl der Spiele haben wir dann auch noch einmal besonders herausgestellt, für welche Einzelspiele sich Sky entschieden hat und zudem immer wieder auf die Konferenz hingewiesen. Einen Ansturm auf den Kundenservice gab es bislang nicht. Ich habe mich in zwei Callcentern davon vergewissert und mit einigen Mitarbeitern gesprochen. Wir haben da sehr viel getan, um die Kollegen in den Callcentern auf den aktuellsten Stand zu bringen, damit sämtliche Anfragen beantwortet werden können.
Es wird also auch nach dem ersten Spieltag keinen Ansturm geben? Also dann, wenn vielleicht einige Zuschauer erst merken, dass das ZDF die Spiele nicht mehr zeigt?
Das werden wir sehen. Es kann durchaus sein, dass die Leute kurzfristig anrufen, wenn sie merken, dass etwas anders ist. Aber da sind wir gut aufgestellt.
Künftig investieren Sie auch mehr ins Free-TV. Bei Sky Sport News HD soll es detaillierte Vor- und Nachberichte geben. Während den Live-Spielen ist dann "Champions Corner" zu sehen, da haben Sie sich aber vom Sport1-"Fantalk" inspirieren lassen, oder?
Es gibt auch im Ausland einige Übertragungsformen dieser Art im Free-TV. Für uns ist es wichtig, sowohl Sky Sport News HD, als auch skysport.de und die Sky Sport App zu der ersten Anlaufstelle im Free-TV zu machen. Wenn es Fragen rund um die Champions League gibt, sind diese drei Marken für alle Zuschauer und Nutzer die richtigen Adressen. Deswegen werden wir bei Sky Sport News HD nicht nur die Berichterstattung rund um die Live-Übertragungen ausweiten, sondern auch in den anderen Tagen rund um die Champions League.
Was heißt das konkret?
Montags finden zum Beispiel die Pressekonferenzen für die Dienstags-Spiele statt, auch das wird Sky Sport News HD abdecken. An den Spieltagen selbst wird viel stattfinden, weil wir natürlich den Zuschauern immer wieder die Information geben wollen, was bei uns läuft und wie Interessierte, die vielleicht noch kein Sky-Abo haben, die Sky Konferenz und die von uns gewählten Einzelspiele sehen können. Um 23 Uhr sind bei Sky Sport News HD die ersten Spielszenen aller Partien des Abends im Free-TV zu sehen, ab 0 Uhr können wir ausführliche Berichte senden.
Zuletzt hatte Sky auch In-Match-Videos angekündigt. Damit sollen Kunden in der App sämtliche Tore nur wenige Minuten nachdem sie gefallen sind sehen können. Das gilt auch für solche Spiele, die DAZN exklusiv in voller Länge zeigt?
Richtig. Wir zeigen immer alle Spiele in der Original Sky Konferenz, hinzukommen diverse Einzelspiele. Unter anderem zeigen wir die meisten Einzelspiele mit deutscher Beteiligung. Die In-Match-Videos sind ein schöner Mehrwert für unsere Kunden, mit dem Angebot haben wir auch schon gute Erfahrungen in der Bundesliga gemacht. Bereits während der laufenden Partien können unsere Abonnenten Tor-Videos aller Begegnungen der Königsklasse auf ihrem Smartphone abrufen. Sky bietet als einziger Anbieter diesen Service zu allen Spielen des Wettbewerbs an.
Und was sagt DAZN dazu? Haben Sie das im Vorfeld abgesprochen? Ich nehme an, dass das Angebot den Kollegen nicht gefallen wird.
Das ist etwas, das sich aus der neuen Rechtekonstellation ergibt. Und weil wir bei der Bundesliga gesehen haben, dass das einen Mehrwert für unsere Kunden hat, bieten wir es nun auch gerne in der Champions League an. Vor dem Start der Champions League Saison wird es noch eine neue Version der Sky Sport App geben, in der die User die Spiele aussuchen können, die sie interessieren. Dann bekommen sie einen Tor-Alarm und die entsprechenden Videos geliefert. Bislang konnte man sich beim Tor-Alarm nur für vier Spiele anmelden, künftig werden es mehr als zehn sein.
Mit den verstärkten Investitionen ins Free-TV und in die Online-Angebote wollen Sie natürlich auch Kunden gewinnen, die bislang vor allem beim ZDF geschaut haben. Wie groß ist das Potenzial?
In der letzten Saison kam das ZDF bei allen Spielen im Schnitt auf rund acht Millionen Zuschauer, das ist schon ein sehr großes Potenzial. Wir glauben, wir können davon einiges heben. Grundsätzlich ist das Interesse an der Champions League riesig und dieses Interesse wollen wir mit einer 360-Grad-Berichterstattung bedienen, das geht von unseren digitalen Angeboten bis hin ins Free-TV, im Zentrum steht natürlich unser Pay-Angebot.
"In der letzten Saison kam das ZDF bei allen Spielen im Schnitt auf rund acht Millionen Zuschauer, das ist schon ein sehr großes Potenzial."
Wie sehen die konkreten Pläne aus? Wie viele Kunden wollen Sie durch den Wegfall der Spiele im ZDF hinzugewinnen?
Dass die Champions League jetzt exklusiv im Pay-TV läuft, ist etwas historisches und gab es in Deutschland bislang nicht. Für Sky ist das auch ein großer und wichtiger Schritt. Konkrete Erwartungshaltungen formulieren wir aber nicht. Wenn es uns gelingt, gutes Programm, auch im Free-TV, zu bieten und die Menschen zu überzeugen, dass nicht nur die Champions League, sondern auch das Programm drum herum stark genug ist, dann werden wir in der Lage sein, einiges von diesem Potenzial zu heben. Ob das letztendlich Kunden sind, die sich für ein langfristiges Abo entscheiden oder Sky Ticket wählen, spielt dann keine Rolle.
Wie bewerten Sie die Änderungen rund um die Champions League? Etwa die geänderten Anstoßzeiten.
Allein durch die zwei neuen Anstoßzeiten haben wir 17 Stunden mehr Programm. Gleichzeitig sind 16 Mannschaften aus den vier stärksten europäischen Ligen im Wettbewerb, schon deshalb wird es sehr starke Begegnungen geben. Die Attraktivität der Champions League wird so hoch sein wie noch nie. Natürlich werden sich die Leute daran gewöhnen müssen, dass es künftig in der Gruppenphase zwei Anstoßzeiten geben wird - das müssen wir auch. Dadurch können unsere Kunden aber auch zwei Konferenzen nacheinander schauen.
Kommen wir noch kurz zur Bundesliga-Berichterstattung. Die Vorberichte am Samstag beginnen seit dieser Saison erst um 14 und nicht mehr um 13 Uhr. Wieso?
Wir lernen aus den Wünschen unserer Kunden und die haben sich eine etwas kürzere Berichterstattung gewünscht. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass wir mit drei statt fünf Protagonisten im Studio alles etwas schneller machen können als bislang. Hinzu kommt, dass wir mit dem Schritt künftig mehr Platz für die Zweitliga-Berichterstattung haben. Der spätere Beginn ist für mich aber ohnehin nur ein kleiner Aspekt, viel wichtiger ist die Aufwertung von "Alle Spiele, alle Tore" durch die Experten, die im Studio sitzen und diese Sendung analytisch begleiten.
"Ob das letztendlich Kunden sind, die sich für ein langfristiges Abo entscheiden oder Sky Ticket wählen, spielt dann keine Rolle."
Beim Topspiel ist Sky wieder zurück im Stadion. Die Hemden der Experten und Moderatoren wurden bereits im Laufe der vergangenen Saison verändert. Waren Sie unzufrieden mit den Übertragungen, als diese noch von Chefredakteur Burkhard Weber verantwortet wurden?
Das, was wir letzte Saison gemacht haben, war alles abgestimmt. Als Burkhard Weber ausgeschieden ist, habe ich mich mit den Redaktionsleitern zusammengesetzt und wir haben überlegt, welche kurzfristigen Verbesserungen wir machen können. So groß waren die Änderungen ja auch nicht, vielleicht etwas sichtbar, vor allem was die Farbe der Hemden anging. Ansonsten haben wir uns zu dem Zeitpunkt schon sehr detailliert mit der neuen Saison auseinandergesetzt. Darauf lag der Fokus.
Dennoch haben Sie viele Änderungen, die Anfang der vergangenen Saison eingeführt wurden, inzwischen wieder zurückgedreht.
Das ist ein Learning gewesen. Wir hatten in der ersten Saison der vierjährigen Rechteperiode unsere Berichterstattung komplett geändert und sind aus den Stadien raus gegangen und ins Studio gezogen. Da haben wir nüchtern analysiert: Was lief gut und was nicht? Es gibt bei jeder Lösung Vor- und Nachteile und wir haben uns alles angeschaut und auf Basis dessen uns nun für Veränderungen entschieden. Unsere Blickrichtung dabei ist immer, das Programm besser und fokussierter zu machen. Dabei haben wir natürlich auch auf das Feedback unserer Zuschauer gehört.
Herr Steuer, vielen Dank für das Gespräch.