Wenn die "Harry Potter"-Stars Tom Felton und Natalia Tena mit "Origin" im Weltraum aufwachen, sind sie nicht die Einzigen, die sich auf dem Weg zu einem fremden Planeten befinden. Unter den zehn Passagieren ist auch der deutsche Schauspieler Philipp Christopher. Drei Jahre lang war er als David Brenner in der RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" zu sehen, wo er den Schurken mimte. Wir haben uns mit ihm unterhalten und erfahren können, welche Rolle er in "Origin" einnimmt und wie authentisch YouTube dieses Projekt aufgezogen hat.
Herr Christopher, von "GZSZ" bei RTL zu YouTube – wie kommt so ein Weg zustande?
Philipp Christopher: Ich hatte bei "GZSZ" eine wirklich gute Zeit. Da hat alles gepasst, ob nun die Arbeitszeiten oder das Gefühl, seine 'zweite Familie' zu sehen, wenn man ans Set kommt. Nach drei Jahren hatte ich dennoch das Bedürfnis, mich als Schauspieler nochmal anderes auszuleben. Es kam dann erstmal eine kurze Pause, bis nach und nach wieder Castings auf meinem Plan standen. Darunter war auch ein Vorsprechen für "Origin". Als ich herausgefunden habe, dass die Produktionsfirma Left Bank Pictures dahintersteht, war ich schon ziemlich aufgeregt. Die haben beispielsweise "The Crown" gemacht, eine der erfolgreichsten Netflix-Serien überhaupt. Außerdem wurde Paul W.S. Anderson für die ersten zwei Folgen als Regisseur verpflichtet, dessen Namen man in der Branche auch kennt. Es verlief dann ganz klassisch per E-Casting, ehe ich schließlich zu einem Vorsprechen mit Regisseur und Produzent in London eingeladen wurde. Da hab ich's dann in den Hauptcast geschafft.
Was war der Auslöser für ihre schlussendliche Zusage: Die Tatsache, dass YouTube hier so ein spannendes Projekt aufzieht, oder doch das Drehbuch?
Ich konnte mir anfangs noch kein genaues Bild von all dem machen, da mir auch nicht direkt das ganze Drehbuch ausgehändigt wurde. Selbst Andersons Filme kannte ich zwar, hatte sie bis dato aber noch nicht gesehen. Das habe ich mit "Event Horizon" dann erstmal nachgeholt. Da geht’s auch um ein Sci-Fi-Abenteuer und was im All so alles schief gehen kann. Nachdem ich das gesehen habe, war mir bewusst, wie sehr Paul es draufhat, den Look und die Atmosphäre für solch eine Geschichte zu inszenieren. Es waren also vor allem die Eindrücke, die ich von der Produktionsfirma und den anderen Umständen hatte, die mich unbedingt mitmachen lassen wollten.
"Event Horizon" erschien vor über 20 Jahren. Hat Anderson ihre modernen Erwartungen getroffen?
Paul war maßgeblich für den Look von "Origin" verantwortlich und hat seinem Ruf alle Ehre gemacht. Ich bin froh, dass er seinen Stil nicht geändert hat. In Kombination mit Left Bank Pictures und dem Budget, dass von YouTube kam, konnte er seine Visionen verwirklichen. Er hatte sogar einige visuelle Ideen, die er in "Event Horizon" aus Kostengründen nicht machen konnte, in diese Show übertragen. "Origin" ist in vielerlei Hinsicht also mehr "old school", als man vielleicht denken mag.
Wieso?
Als ich in Kapstadt am ersten Arbeitstag ans Set gekommen bin, bin ich aus dem Staunen gar nicht mehr rausgekommen. Wir hatten dort zwei Studios, weil eines nicht ausgereicht hätte. In einem davon haben sie das gesamte Raumschiff aufgebaut. Es gab kaum Green Screen und CGI. Alle Räume, alle Gänge wurden als Set gebaut. Das war richtiger Hollywood-Style. Als Schauspieler ist es natürlich großartig, so arbeiten zu können. Ich bin der Meinung, dass auch der Zuschauer so besser Teil der Welt werden kann.
Netflix und Amazon dominieren den Streaming-Markt deutlich. In Amerika kommt dann auch noch Hulu dazu. Diverse andere Plattformen versuchen ebenfalls, sich zu behaupten. Hat YouTube Premium wirklich so viel Potenzial, da mitmischen zu können?
YouTube ist jetzt schon die größte Video-Streaming-Plattform der Welt. Es wird sich jedoch zeigen müssen, wie gut die Zielgruppe erreicht werden kann. Für YouTube sind das vor allem die Jüngeren unter uns. Das macht natürlich auch Sinn, wenn man sich all die Kids und Teenager vor Augen führt, die den ganzen Vlogern folgen, die das klassische YouTube nunmal dominieren. Auf der anderen Seite hat YouTube Premium aber auch schon Serien wie "Cobra Kai" produziert, also die Fortsetzung zu "Karate Kid". Da wird dann eher der Nostalgie-Faktor genutzt, der auch das ältere Publikum anspricht. Am Ende gilt einfach, gute Unterhaltung zu produzieren, und ich denke da ist YouTube auf dem besten Wege.
Amazon und Netflix werden immer über den Klee gelobt, wenn es um die Arbeitsumstände geht. YouTube hält es ähnlich?
Ich kann Ihnen jetzt leider nicht von einem Skandal berichten, falls Sie sich das erhofft haben (lacht). Tatsächlich hat YouTube uns unfassbar viel Spielraum gelassen. Natürlich wurde ab und an drüber geschaut, wie wir vorankommen. Doch im Grunde hieß es: "Macht ihr mal." Es gab aber auch die Möglichkeit, dass sich Mitglieder aus dem Team mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen einbringen konnten. Dafür gibt es dann ein offenes Ohr. In kleineren Diskussionsrunden mit den Darstellern kam es dann auch dazu, dass das Drehbuch an einigen Stellen geändert wurde.
Sollte sich das Fernsehen darauf besinnen, auch so zu arbeiten?
Auf alle Fälle. Ich bin schon lange der Meinung, dass sich das Fernsehen mehr trauen sollte. Damit meine ich nicht nur, dass mehr Vertrauen an die zuständigen Produktionsfirmen gegeben werden muss, sondern dass allgemein mehr Vertrauen in das eigene Handwerk gelegt werden sollte. Wir dürfen nicht immer nur kopieren wollen. Wir erzählen kaum Geschichten, die hier bei uns in Deutschland stattfinden, sondern vor allem Konzepte, die Übersee funktionieren. Um das zu schaffen, muss den kreativen Köpfen hierzulande auch mehr Spielraum gelassen werden. Wenn denen nämlich immer vordiktiert wird, was gewünscht ist, bleiben wir immer bei dem, was wir schon kennen.
Welche deutsche Serie hat ihnen in der Vergangenheit gezeigt, dass es doch funktionieren kann?
"4 Blocks". Eine deutsche Serie die packend in Berlin erzählt wird. So etwas finde ich spannend.
Zurück zur Serie: Wie sehr unterscheidet sich der Philipp Christopher, den wir aus GZSZ kennen, zu dem, den wir in "Origin" sehen werden?
Die Sache ist, dass ich auch hier eine Art Bösewicht spiele (lacht).
In einer internationalen Produktion passiert den Deutschen das ja öfters…
Ja, aber hier ist es dann doch etwas anders. Ich bin hier nicht der Hau-Drauf-Bösewicht, sondern agiere eher auf eine smarte Art. Ich spiele einen Außenseiter, dem der Rest der Gruppe nicht ganz vertrauen möchte. Da ich so gut wie akzentfrei spreche, fällt lange aber auch gar nicht auf, dass ich Deutscher bin. Das Klischee wird hier also nicht endlos bedient. Ich kann auf jeden Fall verraten, dass ich von Anfang bis Ende dabei bin und keinen schnellen Tod erleide (lacht).
Sie sind sowieso nicht der einzige Ausländer unter Amerikanern. Die Serie ist tatsächlich sehr breit aufgestellt, was die verschiedenen Nationalitäten seiner Schauspieler anbelangt.
Australien, Japan, Südafrika, England, Irland, Deutschland, Frankreich, Amerika. Alles Länder, die hier im Hauptcast vertreten waren. Das meine ich wirklich so, nicht nur Tom Felton wird hier ins Zentrum gestellt. Von jedem Passagier wird, ähnlich wie bei "Lost", ein großer Flashback gezeigt, der erklären soll, wie die jeweilige Person an Board gekommen ist. Da hat man sich beim Deutschen dann auch nicht weniger Mühe gegeben, als beim Briten. Die Nationalitäten haben eigentlich gar keine Rolle gespielt. Deswegen finde ich auch, dass "Origin" so zukunftsorientiert wirkt. Hier arbeiten einfach alle zusammen, egal unter welcher Flagge sie geboren wurden.
Wurde die erste Staffel von "Origin" denn so konzipiert, dass eine zweite Staffel Sinn machen würde?
Abwarten. Der Cliffhanger in der letzten Folge ist auf jeden Fall der absolute Hammer.
Ob das stimmt, können Youtube Premium Kunden hier selbst entscheiden. Die ersten zwei Folgen von "Origin" stehen kostenlos zur Verfügung.