Es klingt wie eine typische "American Dream"-Geschichte: Ohne feste Perspektive zog Inbar Lavi 2005 aus ihrer Heimat Israel in die USA. Schauspielerin wollte sie werden. Also kellnerte sie in New York solange, bis sie schließlich im renommierten Lee Strasberg Theatre and Film Institute angenommen wurde. Sie spielte in Theaterstücken wie "King Lear" und erhielt ihre ersten Fernsehauftritte in Serien wie "The Closer" und "CSI: Miami". Der breiteren Masse bekannt wurde sie dann durch die MTV-Show "Underemployed" und Gastrollen in "Sons of Anarchy" und "Prison Break". Mit der Bravo-Produktion "Imposters" bekommt sie nun ihre erste Hauptrolle und ist ihrem Ziel, Vorbild und Landsfrau Natalie Portman nachzueifern, ein großes Stück näher gekommen. Von diesem Mittwoch an räumt sie bei Vox die Konten ihrer Ehemänner als Heiratsschwindlerin Maddie leer.
Mrs. Lavi, ich fürchte, dass mich "Imposters" nachhaltig für mein Dating-Leben geschädigt hat.
Ha, Ziel erreicht! Nein, tatsächlich wollen wir nicht schädigen, sondern kurieren. Als der von mir ausgeraubte Ezra Bloom feststellt, dass nicht nur seine Frau weg ist, sondern auch sein ganzes Geld, wird ihm neben dem Verlustschmerz noch so einiges anderes klar. Ihm wird bewusst, dass er mich, also Maddie, viel zu überstürzt geheiratet hat und eigentlich keine Ahnung hatte, wer sie war. “Imposters” soll dem Zuschauer klar machen, dass er sich selber genau fragen soll, wer er ist und was er für eine Partnerschaft haben möchte. Und mit wem. Und ob er dies nicht nur möchte, damit er nicht alleine ist. Das sind wichtige Fragen, die sich jeder von uns immer wieder stellen sollte. Wir wollen dabei helfen.
In Sachen Liebe ist Vorsicht also das erste Gebot?
Vorsicht klingt so falsch. Wenn es um Emotionen geht, wird Vorsicht sowieso gerne mal klein geschrieben. Ist man aber mit sich selbst zufrieden und sucht nicht nur jemanden, um ein inneres Loch zu stopfen, wird sich der Weg früher oder später mit der richtigen Person kreuzen. Noch wichtiger: Tief im Inneren kann man dann spüren, dass es auch die Richtige ist.
Das klingt mir etwas zu sehr nach Hollywood-Schnulze.
In Hollywood-Filmen geht es mir tatsächlich oft anders. Die Figuren sind mir dort meistens zu künstlich oder eigentlich gar nicht bereit für eine Liebesbeziehung. Das macht eine Geschichte für mich schnell zu unglaubwürdig.
Inwiefern macht "Imposters" das besser?
Maddie und alle anderen Figuren lassen ihre Masken fallen. Das geschieht erst nach und nach, aber es geschieht. Dass wir unsere Charaktere auf dem Bildschirm emotional ausziehen ist insofern wichtig, dass der Zuschauer dann am ehesten nachvollziehen kann, wie es sich anfühlt, von der angeblichen Liebe des Lebens ausgeraubt zu werden. Oder wie es sich anfühlt, einer Person Liebe vorzuheucheln, weil darin ein Geschäft gesehen wird. Außerdem können wir so zeigen, dass es sich auch im echten Leben auszahlt, die Masken fallen zu lassen. Sei wie du selbst und dir werden gute Dinge widerfahren.
Das klingt wieder nach Hollywood-Schnulze.
(lacht) Ich hätte den Satz vervollständigen sollen: Sei wie du selbst und sei dabei das Beste von dir selbst. Klingt immer noch nach einem Teenie-Spruch, trägt aber viel Wahres in sich.
Ihre Figur Maddie ist aber nunmal ganz und gar nicht sie selbst. Besteht nicht die Gefahr, dass der Zuschauer sie unsympathisch findet und gar nicht begleiten möchte?
Wenn du das Gesetz brichst und Menschen verletzt, bist du natürlich viel zu weit gegangen. Maddie macht im Grunde aber das, was viele von uns machen: Sie spielt eine gewisse Rolle, je nachdem vor welcher Person sie sich befindet. Das tust du auch ab und zu, so wie ich. Ob wir nun mit unserem Chef sprechen, mit der Babysitterin oder einer guten Freundin: Wir verstellen uns ein bisschen. Darauf legen wir auch den Fokus, und nicht darauf, dass Maddie herzlos eine Person nach der anderen ausraubt. Das Ziel der Geschichte ist es, dass Maddie ihre Masken fallen lässt.
2015 erschien mit "Sneaky Pete" eine ebenfalls ambitionierte Trickbetrüger-Serie. 2016 folgte "Good Behavior". Was bringt "Imposters" in dieses Genre, das gerade an Zuneigung gewinnt?
Ich habe beide Serien nicht gesehen. Doch auch so kann ich sagen, dass wir den schwierigen Spagat geschafft haben, beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen. Ob Mann oder Frau, beide gehen auf eine Reise der Selbsterforschung. Außerdem wird keine der in "Imposters" spielenden Figuren glorifiziert, sondern jeweils zutiefst menschlich dargestellt. Anhand von Serien wie "This is Us" haben wir ja gesehen, wie wichtig das eigentlich ist.
Den Vergleich mit "This is Us" hätte ich weniger erwartet. Wird hier also auch die ein oder andere Träne vergossen?
Das glaube ich nicht. Der Beginn ist zwar recht deprimierend und es kann auch kurz die Hoffnung an die Liebe verloren werden. Doch dann wird schnell klar: "Imposters" ist Dark Comedy und möchte eine ernste Geschichte nicht dramatisch runter erzählen, sondern auch mal zum Lachen animieren. Mit den drei Ex-Liebschaften von Maddie, die sich zusammenschließen, um sie wieder zu finden, haben die Autoren da auch eine super Grundlage geschaffen.
Was braucht eine Dark Comedy eigentlich, um wirklich lustig zu sein?
Du musst den Figuren eine gewisse Tiefe verleihen. Nicht Weite. Das macht für mich einen großen Unterschied. Wenn sich der Autor in eine Figur hineindenkt und ihr einzigartige Momente schafft, ist das die halbe Miete für lustige Situationskomik. Wenn er aber in die Weite geht und ganz viele kleine Momente schaffen möchte, weil er darauf hofft, dass irgendetwas davon ja schon gut sein wird, geht‘s in die falsche Richtung.
Mrs. Lavi, vielen Dank für das Gespräch.
Die erste Staffel von "Imposters" ist ab heute bei Vox zu sehen. Jeden Mittwoch um 20:15 Uhr werden Doppelfolgen ausgestrahlt. In den Vereinigten Staaten startete diesen Monat bereits die zweite Staffel.