Herr Pastewka, kommt ihr Interview-Marathon jetzt langsam zum Ende? Es gab ja kaum ein Kundenmagazin, bei dem Sie noch nicht auf dem Cover waren. Von Deutscher Bahn bis zu DM.
„Wirsing-Nudeln vom Blech“ stand beim DM-Magazin auf meinem Oberarm.
Worauf Sie so achten. Ich habe neben ihrem Kopf zuerst die Frage „Welcher Hauttyp bin ich?“ gelesen.
Und die Antwort ist man mir schuldig geblieben. Aber gerade heute schrieb jemand in meiner Timeline: „Ey, gibt’s mal wieder irgendwas von Pastewka?“. Offenbar hat unsere Marathon-Offensive mit dem Codenamen „Overkill“ ihr Ziel noch nicht endgültig erreicht. Vielleicht können wir helfen?
Dann reden wir über die achte Staffel „Pastewka“.
Das kommt überraschend.
(lacht) Sie sind mit der Serie jetzt bei Amazon Prime Video. Manchmal wird der Eindruck erweckt, alle gucken nur noch on demand. Aber dann haben am Sonntag wieder 11,5 Millionen Menschen den „Tatort“ geschaut.
Es sind ja nicht alle so drauf wie wir. Sind wir beide nicht in einer selbst herbeigesehnten Filter-Bubble? Wir suchen doch wie Süchtige permanent nach neuen Serien aller Anbieter, und seien sie noch so sinnlos. Da sind wir zwei doch ein sehr spezielles Publikum oder nicht?
Ganz sicher. Und wenn einem langweilig ist, checkt man halt zwischendurch mal den iTunes Store, ob was Neues im Angebot ist.
(lacht) Exakt. Also ich hoffe doch, dass das nicht alle so machen. Das wäre ja unheimlich.
Apropos iTunes. Da habe ich neulich mal ihren Tipp befolgt und „Der junge Inspektor Morse“ heruntergeladen.
„Der junge Inspektor Morse“! Ist das nicht die schönste Serie, die es gibt?
Moment, von geguckt war nicht die Rede. Hab sie bislang leider nur runtergeladen. Die Zeit!
(lacht). Der englische Autor Colin Dexter hat sich dieses von mir sehr geschätzte Universum ausgedacht: „Inspektor Morse“ mit John Thaw war die ursprüngliche ITV-Serie und lief von 1987-2000. Dessen Assistent „Lewis“ hat dann ein eigenes SpinOff bekommen. Und seit 2012 gibt es „Der junge Inspector Morse“ als Reboot im Oxford der 60er Jahre. Man muss sich das von der nationalen Bedeutung her so vorstellen, als würde hierzulande Matthias Schweighöfer den „jungen Inspektor Derrick“ spielen. So und jetzt haben wir alle Leser verloren. Aber ich habe sämtliche Staffeln vom „jungen Inspektor Morse“ komplett verschlungen. Müssen Sie nachholen.
Ist notiert. Aber wir müssen zu den wichtigen Themen kommen. Zu der wichtigsten aller Fragen: Sie haben sich mit Annette Frier überworfen und steigen aus der Comedyserie „Frier“ aus, hörte man?
(lacht) Ja, also: „Frier“ war vier Jahre lang wahnsinnig erfolgreich. Aber ich habe mich dann jetzt doch entschieden auszusteigen und zwar nicht, weil ich künstlerische Differenzen mit der Hauptdarstellerin hatte - das wurde sehr oft falsch kolportiert, auch in bekannten Medienmagazinen - sondern einfach weil alles auserzählt war. Die enorme Konventionalstrafe für mein vorzeitiges Ausscheiden zwingt mich zwar jetzt dazu, im Wohnmobil zu leben - aber das müssen sie ja nicht schreiben.
So. Das hat man jetzt wirklich nur verstanden, wenn man die achte Staffel von „Pastewka“ angefangen hat. Zurück zur Realität: Welche Frage hat sie denn bei all den Interviews der vergangenen Wochen am meisten überrascht? Gab es eine besonders merkwürdige?
Hmm, die skurrilste Situation gab es letzte Woche, als ich in der NDR Talkshow zu Gast war. Die Sendung war keine fünf Minuten alt, als Hubertus Meyer-Burckhardt mit Horst Lichter sprach und plötzlich meinte, es gäbe hier in der Runde einen prominenten Fan, der ihn - Horst Lichter - ganz besonders schätzt und der ihm das jetzt auch mal sagen möchte. „Bastian, bitte…“ Und ich wusste überhaupt nicht, was gemeint war. Es ist nicht so, dass ich Horst Lichter nicht schätze, aber ich hatte ihm in der Sekunde eigentlich gar nichts zu sagen, denn ich war ja gar nicht dran und ich hatte auch vorab nichts in dieser Richtung angedeutet. Da habe ich dann so ganz arm improvisiert: „Ja, äh, Bares für Rares, super Sendung. Vor allem die eine Folge da, die mit der Händlerkarte…“. Schließlich haben mich Barbara Schöneberger und Horst Lichter selbst aus der Situation gerettet. Es war nämlich genau andersrum. Horst Lichter wollte mir was sagen. Das hatte Hubertus Meyer-Burckhardt scheinbar durcheinandergebracht.
Herrlich. Das ist doch eigentlich das Schöne am Live-Fernsehen oder?
Ich hab mir das später nochmal angeschaut in der Mediathek. Als mich Hubertus Meyer-Burkhardt ansprach, sah man in meinem Gesicht auch wirklich die Sprachlosigkeit und die toten Augen von London.
Auf Twitter habe ich eine amüsante Frage an Sie gelesen. Wenn Sie die neue Staffel mit einem Geruch beschreiben müssten, welcher wäre es?
Ich habe geantwortet „Rahmschnitzel“.
Jetzt kommt die total investigative Nachfrage: Warum Rahmschnitzel?
Rahmschnitzel ist einfach ein schönes Wort, das viel häufiger benutzt werden sollte. Ich glaube, das ist der einzige Grund. Aber nein, es gibt natürlich eine viel tiefgründigere Antwort - die ich mir in diesen Sekunden aus den Fingern sauge. Sie lautet wie folgt: Rahmschnitzel steht für herrlich, offen, dampfend, gediegen. Ein einfaches Schnitzel kann jeder, aber erst mit Rahmsauce wird's perfekt. Man hat gute Erinnerungen dran - und man bekommt es überall, auch an jeder Autobahnraststätte. Und das überträgt sich natürlich mühelos auf unseren neuen Anbieter Amazon, wo man ebenfalls immer und überall gucken kann…
"Noch nie waren unsere Pointen so kristallklar."
Bastian Pastewka
Wow. Die Kurve von Rahmschnitzel an Autobahnraststätten zu Amazon muss man erstmal schaffen….
(lacht) Tja, sowas Schlimmes hätten nicht mal Sie sich ausgedacht oder?
Hat denn bei Ihrer Marathon-Offensive jeder schon etwas anfangen können mit Amazon Prime Video? Oder war das manchem noch nicht ganz klar, wo die neue Staffel dann zu sehen sein wird?
Einer Radio-Moderatorin habe ich das ausführlicher erklären müssen, aber sonst ist Amazon Prime Video in meiner Erinnerung allen bekannt gewesen, speziell den netz-affineren Journalist/innen.
Kennen die wiederum überhaupt „Pastewka“? Nach der langen Pause…
Mein Eindruck ist, dass ein Großteil des jüngeren Publikums unsere Sitcom erst in den vergangenen Jahren, seitdem sie bei einigen Streamingdiensten, darunter Amazon Prime Video, verfügbar war, kennengelernt hat. Das ist offenbar ein ganz neues Publikum neben denen, die es damals bei Sat.1 gesehen haben. Und viele, die dann erst bei „Pastewka“ eingestiegen sind, haben tatsächlich mit der ersten Staffel angefangen.
Ist das denn so verwunderlich?
Die erste Staffel ist doch - bei aller Liebe zur eigenen Arbeit - aus dem Jahr 2005 und noch in 4:3 gedreht. Das sieht aus! Man kann an unserer Serie übrigens den technischen Fortschritt auf den ersten Blick ablesen. Die ersten beiden Staffeln noch in 4:3, ab der dritten Staffel dann in 16:9, ab der fünften Staffel dann in HD und jetzt sind wir bei Amazon sogar in Ultra HD. Noch nie waren unsere Pointen so kristallklar.