Abseits des Sports hat es bei Sport1 in den vergangenen 25 Jahren immer mal wieder Irrungen und Wirrungen gegeben, darunter eine Sex-Talkshow mit Porno-Darstellern. Wie sehen Sie diese Entwicklung, die ja immer mal wieder belächelt wurde?

Ich finde es okay, wenn Menschen darüber lächeln, ernst nehmen kann ich das aber nicht. Selbstverständlich nehme ich die Kritik an der Erotik hin, aber es ist letztlich ein Geschäftsmodell für eine Zeitschiene, in der die Mediennutzung sehr gering ist und in der Menschen nach meiner Auffassung ohnehin ins Bett gehören. Und wissen Sie, Sport1 hat im Jahr 2017 alleine im Free-TV insgesamt 1.500 Stunden Live-Sport produziert – so viel wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Zum Vergleich: 2008 waren es noch 643 Live-Stunden. Da waren Highlights dabei wie die Eishockey-Weltmeisterschaft, die Volleyball-Europameisterschaften, die Frauen-Weltmeisterschaft im Handball oder die World Games 2017 in Breslau. Mit dieser Sportvielfalt setzen wir neue Maßstäbe und schärfen unser Profil – und das kommt auch bei unserer Zielgruppe und in der Vermarktung sehr gut an.



In welchem Zustand befand sich der Sender, als Sie 2013 an die Spitze rückten?

2013 war mit Sicherheit ein schwieriges Jahr. Der Sender lag 2012 bei weniger als einem Prozent Marktanteil in der Zielgruppe und die wirtschaftlichen Parameter waren katastrophal. Ich will das nicht an einzelnen Personen festmachen, letztlich hat die gesamte operative Aufstellung damals nicht funktioniert. Bernhard Burgener hat daraufhin Leuten aus der zweiten Reihe eine Chance gegeben und ein Team geformt, das für den Sport brennt – aber immer unter wirtschaftlich vernünftigen Gesichtspunkten. Dadurch entwickelte sich dank leidenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Zeit eine Eigendynamik. Der Erfolg setzte ein, als wir Sport1 zur führenden 360-Grad-Plattform im deutschsprachigen Raum ausgebaut haben mit Free- und Pay-TV-, Online-, Mobile-, Radio- und Social-Media-Kanälen – und jetzt, fünf Jahre später, wirtschaftlich erfolgreich mit diesem Modell fahren.

Dennoch war die Zukunft des Senders im vorigen Jahr lang unklar, weil der Machtkampf bei Constantin Medien kein Ende nahm. Wie eng war es damals denn wirklich?

Die Darstellungen waren teilweise übertrieben. Einen Streit, der über einen derart langen Zeitraum zwischen zwei Großaktionären in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, hat es in Deutschland allerdings tatsächlich selten gegeben. Da gebührt in erster Linie den loyalen und engagierten Mitarbeitern mein Dank, die sich auch in dieser schwierigen Zeit zum Wohl des Unternehmens auf den operativen Erfolg konzentriert haben.

"Den eingeschlagenen Weg wollen wir weiterverfolgen, auch wenn es im Sportmedienbereich oftmals eine sehr kleinteilige Arbeit ist mit Aufs und Abs."
Olaf Schröder über die Positionierung von Constantin Medien

Jetzt sind Sie selbst Vorstandsvorsitzender bei Constantin Medien. Lassen sich diese beiden Aufgaben eigentlich dauerhaft gemeinsam bewältigen?

Constantin Medien ist mittlerweile zu fast 100 Prozent fokussiert auf den Sport. Wir haben eine Führung im Vorstand mit Dr. Matthias Kirschenhofer und mir – unterstützt durch eine starke Führung in den Sportgesellschaften mit Patrick Fischer, Jens Friedrichs, Stephan Katzmann sowie Daniel von Busse und Pascal Damm, die eine hohe Leidenschaft für Sport, Vermarktung und wirtschaftliches Denken haben. Insofern lässt sich das sehr gut miteinander vereinen. Den eingeschlagenen Weg wollen wir weiterverfolgen, auch wenn es im Sportmedienbereich oftmals eine sehr kleinteilige Arbeit ist mit Aufs und Abs, weil immer mal wieder Rechte in den entsprechenden Zyklen kommen und gehen.

Blicken wir zum Schluss noch einmal zurück: Wofür hat Ihr Herz in all den Jahren am meisten geschlagen?

Es gab in den Anfangsjahren besondere Ereignisse, die ich vor Ort begleiten konnte: Zum Beispiel die Goodwill Games 1994 in St. Petersburg, die wir fast drei Wochen lang zwölf Stunden am Tag live übertragen haben, oder die Schwimm-WM im selben Jahr mit Franziska van Almsick – die dort Gold über 200 Meter Freistil mit neuem Weltrekord holte –, um nur mal zwei Großevents zu nennen. Aber auch die Handball-WM 1995 in Island, bei der die deutsche Nationalmannschaft – unter anderem mit Stefan Kretzschmar und Daniel Stephan – im Halbfinale am französischen Torwart gescheitert ist, hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Und natürlich das Zweitliga-Rekordspiel der Hertha gegen Kaiserslautern im April 1997 – mit 75.000 Zuschauern im Stadion und fast drei Millionen vor den Fernsehern. An Höhepunkten mangelte es nie, auch heute nicht. Unser Herz schlägt über die Sporthighlights hinaus, aber besonders auch für die Nachwuchsförderung: Wir sind stolz darauf, die Talentschmiede Nr. 1 im Sportmedienbereich zu sein – mit prominenten Beispielen in der ganzen Medienbranche, von Barbara Schöneberger, Frank Buschmann, Jan Henkel und Thomas Wagner bis zu Julia Scharf, Anna Kraft, Laura Wontorra, Anett Sattler und vielen anderen. Bei uns können Talente sehr früh und sehr breit gefächert Erfahrungen sammeln.

Und was ist mit den Tiefpunkten?

Klingt im ersten Moment paradox, weil wir damals einen neuen Senderrekord aufgestellt haben mit 6,3 Millionen Zuschauern. Aber das Europa-League-Rückspiel zwischen Liverpool und Dortmund im April 2016 war für mich ein sportlicher Tiefpunkt, weil der BVB das Halbfinale locker hätte erreichen können, was auch für einen Sender wie Sport1 fantastisch gewesen wäre. Leider habe ich bis heute nicht verstanden, was sich Thomas Tuchel bei seinen Auswechslungen gedacht hat…

Und wie wird jetzt gefeiert?

Wir wollen mit unserem Publikum feiern – und das Jubiläum auch im ersten "Doppelpass" des Jahres prominent einbinden. Wenn eine Sportmarke 25 Jahre fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft ist, dann kann man sie hochleben lassen. Die jüngsten Quoten der Darts-WM, der Europa League oder der große Zuspruch für den "Doppelpass" zeigen doch sehr eindrucksvoll, dass wir immer wieder in der Lage sind, im Konzert der großen Sender mitzuspielen – schließlich haben wir 2017 im Free-TV insgesamt 38 Mal einen Durchschnittswert und 88 Mal einen Spitzenwert von über einer Million Zuschauern erreicht. Das ist in jedem Fall ein Grund zum Feiern.

Herr Schröder, vielen Dank für das Gespräch.

Der Jubiläums-"Doppelpass" läuft am Sonntag um 11:00 Uhr bei Sport1. Auch Olaf Schröder wird darin zu Gast sein.

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