Herr Kromschröder, Herr Oelze, Sie teilen sich Büro. Wie läuft bei Ihnen der Austausch ab?
Jan Kromschröder: Wir sitzen uns gegenüber und tauschen uns morgens über Termine, Reisen und Projekte aus. Das ist natürlich nicht institutionalisiert, aber wir setzen uns auch einmal pro Woche zusammen, um konkret darüber zu sprechen, woran wir gerade arbeiten.
Stefan Oelze: Das funktioniert auch wirklich gut, immerhin kennen wir uns schon seit 25 Jahren.
Welche Rolle spielt dabei Jan Mojto?
Oelze: Wenn man sich in Deutschland als unabhängiger Produzent etablieren möchte, ist es günstig, sich nicht nur von einem Genre abhängig zu machen sondern sich breit aufzustellen. Wir hatten daher eine klare Vorstellung über die Firmenstruktur, um in diesem sich immer stärker konsolidierenden Markt zu bestehen. Dafür haben wir nach dem richtigen Partner gesucht und hatten bereits nach dem ersten Gespräch das Gefühl, dass Jan Mojto dieser Partner ist.
Kromschröder: Das ist ja im Grunde ein Familienunternehmen und Jan Mojto ist jemand, der Entscheidungen treffen kann. Er muss auf keinen Aufsichtsrat oder Investor warten. Hinzu kommt, dass wir uns beide als Langstreckenläufer sehen - das ist nicht auf ein Jahr und auch nicht auf drei oder vier Jahre angelegt. Für Jan Mojto sprach auch, dass er ein Partner ist, der Verlässlichkeit und Beständigkeit über viele Jahre hinweg garantiert.
Sie sprachen bereits die Konsolidierung des Produzentenmarktes an. Wie sehen Sie die jüngsten Entwicklungen?
Oelze: Die unabhängigen Firmen auf dem Markt werden immer weniger. Das ist auch aus Sendersicht nicht wirklich gut. Daher sind wir zur richtigen Zeit in eine gute Nische hineingegangen. Am Ende muss man sich die Frage stellen, ob diese Konsolidierung gut ist für die Entstehung von kreativen Inhalten. Ich glaube, dass es die Kreativität nicht unbedingt befördert, wenn man in immer größeren Konzernstrukturen denkt, sondern dass Kreativität vor allem da entsteht, wo es bewegliche Einheiten von hervorragenden Leuten gibt, die Ideen haben und diese umsetzen können. So verstehen wir uns. Mit einer separaten Verwaltungsstruktur zu den operativen Firmen Bantry Bay und Seapoint bieten wir die Rahmenbedingungen für Kreative, unabhängig und inhaltlich zu arbeiten und halten bei organisatorischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Themen den Rücken frei. Das hat beim Aufbau der Seapoint mit Nina Klink als Geschäftsführerin bereits sehe erfolgreich geklappt – und mit Gerda Müller bei der Bantry Bay. Es ist ein gutes Modell für weiteres Wachstum.
Kromschröder: Meine sechs Jahre bei ITV waren auch davon geprägt, dass es eine wunderbare Format-Library gibt. Die haben wir als kleines Haus natürlich nicht. Die Unabhängigkeit bietet daher zwar eine gewisse Freiheit, bedeutet aber große Anstrengungen, um an gute Ideen zu kommen. Auch deshalb kommt unseren internationalen Partnerships eine große Bedeutung zu.
"Wenn man sich mal anschaut, woher die großen Ideen der Vergangenheit wie 'Wer wird Millionär?' oder 'Pop Idol' herkamen, dann waren es häufig kleine Zellen."
Stefan Oelze
Wie hat man sich das vorzustellen?
Kromschröder: Es gibt befreundete Firmen in England, Israel oder Skandinavien, mit denen wir uns zusammentun können. Wenn man nicht den Supermarkt hat, der hinter einem steht, dann muss man sich eben verschiedene Boutiquen suchen. Dieser Weg kostet Mühe und Zeit.
Oelze: Wir machen das sehr bilateral. Es ist nicht so, dass alle an einen Tisch kommen und gemeinsam versuchen, das nächste Super-Format zu entwickeln. Alle Firmen verbindet aber die Tragkraft, dass es sehr unternehmerisch geführte Einheiten sind, bei denen die Kreativität Platz hat. Aber wenn man sich mal anschaut, woher die großen Ideen der Vergangenheit wie "Wer wird Millionär?" oder "Pop Idol" herkamen, dann waren es häufig kleine Zellen, selbst wenn große Häuser dahinterstanden.
Welche Genres halten Sie im deutschen Fernsehen derzeit für unterrepräsentiert?
Kromschröder: Diese Frage lässt sich heute nicht mehr so einfach beantworten. Es existieren doch längst nicht mehr nur zwei große Türen für Produzenten, sondern ganz viele neue Türen. Im fiktionalen Bereich gab es lange nur ARD und ZDF, später kamen die großen Privatsender hinzu. Aber jetzt haben wir auch noch Netflix, Amazon, die Telekom oder funk. Wir haben auf einmal fünf verschiedene Klimazonen, in die wir mit unseren Stoffen gehen können. Auf diese Weise findet gerade eine Individualisierung des Marktes statt.
Aber das macht es doch schwer, Programm für die Masse zu machen.
Kromschröder: Es ist tatsächlich immer komplexer, den größten gemeinsamen Nenner herzustellen.
Mit "Let's dance" gelingt Ihnen das bei Seapoint aber seit Jahren gut. Aber reicht dieses Format zusammen mit dem "Sommerhaus der Stars" als Standbein für das Unternehmen?
Oelze: Wir sind stolz auf diese Erfolge – und auf die anderen Programmfarben, die wir in diesem Jahr für verschiedene Sender produzieren durften, und entwickeln natürlich kontinuierlich an neuen Formaten, insbesondere in den Bereichen Show und Reality.
Gerade erst war zu lesen, dass Sylvie Meis in der neuen Staffel durch Victoria Swarovski ersetzt wird. Was versprechen Sie sich davon und wie soll die Show darüber hinaus erneuert werden?
Oelze: Lassen Sie sich überraschen.