Herr Großmann, erinnern Sie sich noch an Ihre erste "Morgenmagazin"-Sendung?
Ich erinnere mich sogar sehr gut daran. Das war 1996, also zu einer Zeit, in der Cherno Jobatey noch einen Zopf getragen hat. Ich bin damals mit langen Haaren und Creole im Ohr zusammen mit meiner Band im Studio aufgetreten und wurde gleichzeitig als Sportmoderator vorgestellt. Später hat dann auch noch ein Zuschauer an den Sender geschrieben: "Herzlichen Glückwunsch, dass Sie Steffi Graf als Moderatorin für das 'Morgenmagazin' gewinnen konnten." (lacht) Wer das nicht vergisst, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Wie sind Sie zu dem Job gekommen?
Das habe ich Johannes Kaul zu verdanken, der die Sendung gegründet und geleitet hat. Er hatte ein Auge für ausgefallene Elemente und kein Problem damit, wenn da mal ein schräger Typ kam. Ich habe zwar Sport studiert und wusste, was ich mache, sah aber eben anders aus als der Rest. So gesehen war das damals schon ein Risiko - und ich bin mir nicht sicher, ob heute noch einmal jemand ein solches Risiko eingehen würde.
Was war damals generell anders als Sie angefangen haben - abgesehen von Ihrer Frisur?
Die Kulisse bestand aus einem Pappmaché-Bau, der an allen Ecken und Enden zusammenzubrechen drohte. Rückblickend betrachtet war es aber auch Wahnsinn, wie viel wir Moderatoren damals gequatscht haben, weil die gesamte Sendung viel stärker auf das Wort ausgerichtet war als heute. Die Anmoderationen fielen oft länger aus als die Beiträge und insbesondere Johannes Kaul hat gerne mal ausführliche Geschichten erzählt. Das wäre heute in dieser Form undenkbar.
Nicht nur Sie sind schon lange dabei, sondern auch viele Ihrer Kollegen. Wie erklären Sie sich diese Konstanz?
Böse Zungen behaupten ja, wir seien hier niemals weggekommen. Mein Gegenargument lautet dann immer: Wann hat man schon mal die Chance, in einer Familie zu moderieren? Wenn man so früh aufsteht und miteinander zu tun hat, dann entwickelt sich dieses Familien-Gefühl beinahe automatisch. Ich kenne niemanden, der so früh mit mir meine Launen teilt. So etwas schweißt über all die Jahre hinweg zusammen.
"In all den Jahren habe ich vielleicht zweimal im Stau gestanden."
Peter Großmann
Wie hat man sich Ihren Tagesablauf vorzustellen, zumal Sie ja in Dortmund wohnen und in Köln senden?
Mein Tag beginn um 2 Uhr und nach einer kurzen Morgen-Hygiene mache ich mich direkt auf den Weg nach Köln. Man hadert jeden Morgen mit dem Schicksal, wenn der Wecker so früh klingelt, aber ich bin dann in aller Regel recht schnell wach. Und glücklicherweise kenne ich durch die frühe Arbeitszeit den Stau auf der A1 nur aus Erzählungen: Wenn ich nach Köln fahre, sind nur LKW unterwegs, und wenn ich Feierabend habe ist Richtung Dortmund wieder alles frei. In all den Jahren habe ich vielleicht zweimal im Stau gestanden.
In Ihrer Familie spielte der Bergbau lange eine große Rolle. Kam ein solcher Job für Sie in Frage?
Mein Vater, Opa und Onkel waren Bergarbeiter und auch mein Bruder hat das noch angefangen. Er ist allerdings irgendwann wieder ausgestiegen. Als ich darüber nachdenken konnte, was ich im Leben machen möchte, war der Bergbau in Dortmund aber schon fast tot. Mein Herz schlug ohnehin mehr für den Fußball. Aus diesem Grund habe ich mich dann auch dazu entschieden, Sport zu studieren.
Und offensichtlich schlug Ihr Herz auch für die Musik.
Genau - ohne Musik wäre ich heute vielleicht gar nicht da, wo ich bin. Denn erst durch die Musik lernte ich Leute im Radio kennen, sodass ich im Radio engagiert wurde. Mache ich ja auch wieder bei WDR 4. Und durchs Radio bin ich mit Leuten aus dem Fernsehen zusammengekommen, die mich dann fürs "Morgenmagazin" vorgeschlagen haben. Das eine nährte immer das andere, ohne dass ich einen großen Plan verfolgt hätte.
Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus? Für immer "Morgenmagazin"?
Über die Jahre gab es auch schon mal Angebote, etwas anderes zu tun. Ich habe mich jedoch stets für meine "Familie" entschieden. Heute nennt mich Kollege Lorig liebevoll “Sendeopa”. Und das möchte ich gerne bleiben, bis ich auch zu Hause Opa werde. Das kann allerdings noch ein bisschen dauern. Meine Töchter sind noch jung.
Herr Großmann, vielen Dank für das Gespräch.