Wie viel eigenes Geld von Ziegler Film steckt in diesen Projekten?

Rein theoretisch betrachtet, ist man bei derartigen Koproduktionen in der Regel mit 5 Prozent Eigenanteil dabei. Die Praxis sieht aber fast immer anders aus. Während man sich noch um die Finanzierung bemüht, fängt man schon mit der Produktionsvorbereitung an, um den richtigen Moment nicht zu verpassen. Dann passen die Zahlen plötzlich nicht mehr zusammen. Oder man bekommt aus der Förderung vielleicht nicht den erwarteten Höchstbetrag oder das Budget explodiert – und schon schwillt der Eigenanteil auf 15 bis 25 Prozent an. Ist mir alles schon passiert.

Auch an "Weissensee" sind Sie mit Eigenmitteln beteiligt. Dass Sie vorige Woche mit den Dreharbeiten zur vierten Staffel begonnen haben, dürfte viele ungeduldig wartende Fans der Serie beruhigen.

Nicht nur die. Während der Berlinale hatte der European Producers Club zu einem Cocktail mit der Führungsmannschaft von Netflix geladen. Dort wurde ich Brian Pearson, dem Director International Originals, vorgestellt. Als er hörte, dass ich "Weissensee" produziere, umarmte er mich und sagte, das sei so eine tolle Serie und Netflix sei so happy damit. Dann wollte er wissen, wann endlich die vierte Staffel kommt. Ob "Weissensee" oder viele andere unserer Produktionen, ob Netflix oder andere Plattformen: Erfreulicherweise zeichnet sich ab, dass immer mehr VoD-Rechte angefragt werden. Damit geht meine Strategie künftig noch besser auf und ich bin froh, dass wir so viele Rechte im Haus haben.



Mit "Weissensee" ist es Ihnen ab 2010 gelungen, eine neue Art der horizontal erzählten Miniserie im deutschen Fernsehen zu etablieren – lange bevor dies zum Trend wurde. Bringt es einen nicht irgendwann auf die Palme, wenn man zwischendurch immer wieder auf Sendeplätze warten und um Fortsetzungen kämpfen muss?

Man muss auch mit dem Kopf der Partner denken. "Weissensee" war ja anfangs ein völlig atypisches Programm. Es war schwer programmierbar. Auf dem Dienstagabend-Sendeplatz im Ersten gibt es normalerweise die langlaufenden Serien. Da war es schwierig, sich überhaupt vorzustellen, wie dort eine horizontal erzählte Miniserie mit sechs Folgen hinpassen könnte, zumal es die erste deutsche Serie dieser Art war. Ohne Jana Brandt vom MDR und den damaligen Degeto-Chef Jörn Klamroth hätte es wohl kaum geklappt. Die ARD-Gemeinschaftsredaktion wollte lieber einen Dreiteiler, aber mir lag die Erzählform der Miniserie am Herzen und ich wäre damit sonst zur Konkurrenz gegangen. Klamroth hat dann die Hälfte der Produktionskosten aus dem Degeto-Etat gezahlt, um der Gemeinschaftsredaktion die Entscheidung zu erleichtern.

Die dritte Staffel lief im Herbst 2015 erstmals an drei Abenden hintereinander. Hat "Weissensee" damit – und mit dem anschließenden echten Bingewatching bei Netflix – seine ideale Präsentationsform gefunden?

Ich glaube schon. Die Event-Programmierung der dritten Staffel hat uns sehr gut getan. Die Quoten waren hoch, ebenso wie die Anerkennung und die Aufmerksamkeit. Bei Netflix kenne ich zwar nicht die Zahlen, aber die Umarmung auf der Berlinale spricht dafür, dass sie offenbar ganz gut sind. (lacht)

"Annette Hess schreibt für mich einen ZDF-Film über die legendäre Serienmörderin Gesche Gottfried aus Bremen"

Regina Ziegler


Entsprechend hoch liegt die Erwartungshaltung für die vierte Staffel.

Ich kann Ihnen versprechen: Friedemann Fromm hat wieder wunderbare Drehbücher geschrieben. Diesmal erzählen wir ja den Sommer 1990. In dieser völlig neuen Situation zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung sind natürlich auch unsere Figuren mit ungewohnten Rahmenbedingungen konfrontiert und gezwungen, sich in verschiedensten Lebensbereichen neu zu orientieren. Marc Müller-Kaldenberg als Produzent und Friedemann Fromm als Regisseur stehen für die Qualität, die von uns erwartet wird.

Nicht mehr an Bord ist Annette Hess, die ursprüngliche Autorin von "Weissensee", die sich nach der dritten Staffel verabschiedet hat. Bedauern Sie das?

Annette hatte irgendwann das Gefühl, etwas anderes machen zu wollen. Ich finde, das muss man verstehen. Wir sind nach wie vor im engen Austausch und planen zwei gemeinsame Projekte. In Kürze wird sie für mich ein Drehbuch für einen ZDF-Film schreiben, der die Geschichte der legendären Serienmörderin Gesche Gottfried aus Bremen erzählt. Die hat zwischen 1813 und 1827 insgesamt 15 Menschen mit Arsen vergiftet. An ihre Hinrichtung erinnert bis heute der Spuckstein vor dem Bremer Dom. Als ich während der "Gladbeck"-Dreharbeiten in Bremen war, bin ich dorthin gegangen und habe drauf gespuckt, wie es alle Bremer und Touristen tun.

Frau Ziegler, herzlichen Dank für das Gespräch.