Herr Benthues, vor neun Jahren haben Sie die Produktionsfirma Redseven Entertainment gegründet. Macht der Job heute eigentlich mehr oder weniger Spaß als damals?
Definitiv mehr. Wir hatten nicht gerade die einfachste Anfangszeit. Inzwischen sind wir jedoch schon seit einigen Jahren hundertprozentig im Produzenten-Dasein angekommen und haben ein sehr gutes Gespür für erfolgreiche Formate. Wir wissen, wie wir unsere hohen Ansprüche erfüllen und setzen viele Dinge viel fokussierter um als zu Beginn.
Also kein Ende in Sicht?
Nein, ich freue mich sehr, dass ich meine Zusammenarbeit mit Redseven Entertainment langfristig fortsetze. Ich werde das Unternehmen bis mindestens 2020 als Geschäftsführer leiten. Dann werde ich – mindestens – 25 Jahre bei ProSiebenSat.1 gewesen sein! Für mich fühlt sich das richtig an: Die Art und Weise, wie wir innerhalb des Konzerns, aber auch mit anderen Sendern arbeiten können, ist großartig. Ich bin glücklich, dass ich gemeinsam mit Redseven und ProSiebenSat.1 weitermache.
In der Anfangszeit wurde Redseven von der Konkurrenz durchaus kritisch beäugt. Wie haben Sie das erlebt?
Manche Produzenten-Kollegen hatten anfangs befürchtet, dass wir plötzlich alle Formate für ProSiebenSat.1 übernehmen – dieses Szenario ist nicht eingetreten. Es gibt keine Rahmenverträge oder Commitments für bestimmte Sendeplätze. Der Produzentenmarkt hat gemerkt, dass wir uns genauso beweisen und um Aufträge pitchen müssen wie alle anderen auch. Es ist immer ein fairer Wettbewerb gewesen und die Kollegen nehmen uns heute als Konkurrent auf Augenhöhe wahr.
Inwiefern hat es Ihnen als Produzent geholfen, auch die Senderseite genau zu kennen?
Das hilft mir bis heute sehr. Nach 13 Jahren als Unterhaltungschef bei ProSieben kenne ich die Ansprüche der Sender genau und kann diese von Anfang an mitdenken. Ich versetze mich bei jeder Präsentation einer Formatidee intensiv in mein Gegenüber hinein und versuche direkt, eine mögliche Formatstrategie mitzuverkaufen. Gleichzeitig habe ich in meiner früheren Funktion die Arbeitsweisen verschiedener Produzenten kennengelernt. Daraus konnte ich zusammen mit meiner Co-Geschäftsführerin Christiane Heinemann den besten Weg für Redseven ableiten.
Was waren rückblickend betrachtet für Sie der größte Erfolg und die größte Enttäuschung?
Wir sind stolz, dass wir viele Formate als langfristige Redseven-Standbeine aufbauen konnten, wie etwa "Germany's next Topmodel" und "The Biggest Loser". Das sind Shows, die wir immer wieder weiterentwickeln und so nachhaltig zum Erfolg geführt haben. Genauso freut es mich, dass mit "Galileo Big Pictures" eines unserer ersten Formate immer noch so gut bei den Zuschauern ankommt. Enttäuscht war ich sicherlich, dass das Sat.1-Magazin "Unser Tag" nach nur zehn Folgen abgesetzt wurde und wir nicht mehr Zeit hatten, es bei den Zuschauern zu etablieren. Generell bin ich immer enttäuscht, wenn eines unserer Formate nicht in eine zweite Staffel geht.
"Wir setzen optisch immer wieder neue Reize."
Benthues über "Germany's next Topmodel"
Umso besser läuft es für "Germany's next Topmodel", das derzeit die stärksten Quoten seit Jahren einfährt. Woran liegt das? Immerhin tut sich andere langlaufende Castingshow gerade umso schwerer...
Wir überlegen bei "Germany’s next Topmodel" immer wieder mit dem Sender, wie wir die Heldenreise neu erzählen können. Vor ein paar Jahren wollten wir näher an Heidi und die anderen Juroren ran und haben deswegen mit einer veränderten Kameraführung eine modernere Optik geschaffen. Dann haben wir den Erzählrhythmus aufgebrochen, indem wir das Duell zwischen Thomas Hayo und Michael Michalsky eingeführt haben. Dadurch können wir vielschichtiger erzählen und die Geschichten der Mädchen besser in den Fokus stellen. In der aktuellen Staffel haben wir außerdem einen außergewöhnlich tollen Cast mit vielen charakterstarken Kandidatinnen. Und natürlich spielt auch der Production Value eine Rolle: Das Geld, das wir vom Sender bekommen, investieren wir zum größten Teil in die Sendung. In der Auftaktfolge sind wir beispielsweise von Kassel an die Côte d'Azur geflogen und waren anschließend mehrere Tage auf einem Schiff unterwegs. Wir setzen also auch optisch immer wieder neue Reize. Diese Veränderungen werden von den Zuschauern honoriert.
Hat sich RTL eigentlich schon mal bei Ihnen dafür bedankt, dass Sie mit "Topmodel" seit Jahren so viele Kandidaten fürs Dschungelcamp produzieren?
(lacht) Dann müsste sich ja auch der DFB bedanken, immerhin hat "Germany’s next Topmodel" auch schon die eine oder andere Spielerfrau hervorgebracht... Aber im Ernst: Unser Ziel ist es, den Teilnehmerinnen eine Chance in ihrem Traumberuf zu ermöglichen. Viele haben nach der Sendung nachhaltig erfolgreiche Karrieren aufgebaut, ob als Model oder Schauspielerin, und wir beraten sie auch gerne weiter. Aber natürlich kann jede frei über ihren Weg entscheiden.