Die "Rosenheim-Cops" haben nun schon seit Jahren regelmäßig deutlich mehr als vier Millionen Zuschauer. Der Trend geht ja inzwischen eher in Richtung fünf Millionen. Zuletzt war die Serie manchmal sogar die meistgesehene Sendung am Dienstag. Worauf führen Sie das zurück?
Wir sind sehr verlässlich: Die Zuschauer wissen, was sie bei uns bekommen. In einer Zeit, in der es überall Krisen, Sorgen und Nöte gibt, und die realen Nachrichten manchmal schwer erträglich sind, bieten wir für 43 Minuten pure, nette Unterhaltung. Der Zuschauer wird weder erschrocken noch irritiert. Wenn ein Kind mit vor dem Fernseher ist, kann man sich darauf verlassen, dass es nicht erschrecken wird, weil bei uns kein Schuss fällt und wir auch keine dramatischen Verfolgungsjagden haben. Und wir haben auch sonst keine Brutalitäten - bis auf die Ausnahme des Mordes, der aber ja auch nicht gezeigt und nur am Rande erzählt wird. Wir sind jugendfrei und familientauglich - kein Kind sitzt danach verstört vor dem Fernseher und fragt die Mama, was ein Kondom ist.
Kondome könnten Kinder in einer 19-Uhr-Serie verstören?
Nein, das würde zu weit gehen. Was ich damit sagen will: Bei uns können sich alle Zuschauer wohlfühlen. Wir erzählen eine ganz schwarz-weiße Welt: Es gibt einen Bösen, das ist der Mörder und der kommt am Ende ins Gefängnis. Der Tote ist auch ein bisschen böse: Der hat seine Ehefrau betrogen, die Geliebte verlassen oder Geschäftspartner über den Tisch gezogen. Irgendwo ist er bisschen selbst schuld an dem, was ihm passiert ist und hat es auch verdient. Es wird meistens über den Toten schlecht gesprochen, weil er ein charakterlicher Mistkerl war.
Besteht da nicht auch die Gefahr, dass ein Mord unterbewusst relativiert wird? Der hat seine Frau betrogen, da ist er jetzt auch selbst schuld dran, dass er getötet wurde?
Nein, da wird nichts relativiert. Es wird nur der Unterhaltung Rechnung getragen: Wenn ich einen Mordfall ernst nehme, und das gilt für alle Krimiformate, dann will der Zuschauer eigentlich gar nicht mit dabei sein. Ein Mord ist etwas so abscheuliches, das will man gar nicht sehen. Bei uns ist es die Schablone eines Rätsels, bei dem man mitmachen kann.
Jetzt sind von den vier bis fünf Millionen Zuschauer naturgemäß viele relativ alt. Bei den 14- bis 49-Jährigen holt die Serie regelmäßig Marktanteile um 6,0 Prozent. Stört Sie das, dass es so wenige junge Zuschauer gibt?
Das sagen Sie jetzt einfach so. Ich verfolge regelmäßig die Quoten und wenn ich mir den Jugendanteil beim ZDF ansehe, dann liegen wir im Vergleich zu anderen seriellen Formaten keineswegs schlecht. Auch wenn das natürlich eigentlich nicht zufriedenstellend ist für die heutige Zeit, aber auf diesem Sendeplatz und im ZDF ist so einfach auch nicht mehr zu erreichen. Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir regelmäßig gegen "Gute Zeiten Schlechte Zeiten" laufen, die automatisch einen hohen Jugendanteil haben.
Auch wenn das natürlich eigentlich nicht zufriedenstellend ist für die heutige Zeit, aber auf diesem Sendeplatz und im ZDF ist so einfach auch nicht mehr zu erreichen.
Ärgert Sie das eigentlich manchmal, dass die "Rosenheim-Cops" nicht so viel Beachtung finden oder teilweise auch ganz gerne belächelt werden? Woche für Woche vier bis fünf Millionen Zuschauer sind ja eine echte Hausnummer, das schaffen nicht einmal hochkarätige US-Serien.
Nein, das stört mich nicht. Diese Serien kann man auch mit den "Rosenheim-Cops" gar nicht vergleichen. Es gibt andere Produktionsbedingungen, Erzählstrukturen und außerdem ist es ein Programm, das sich an andere Zuschauer richtet. Viele der US-Serien sind ja inzwischen auf Binge Watching ausgelegt. Dass diese aktive Gruppe, meist sind es ja jüngere Menschen, die solche Serien schauen, lauter darüber reden als die etwas konservativen Zuschauer, liegt in der Natur der Sache.
Aber würden Sie sich eine stärkere Würdigung wünschen? Die "Rosenheim-Cops" ist eine der erfolgreichsten deutschen Serien und findet zum Beispiel in der Presse kaum statt.
Ach, natürlich würde ich mich da freuen. Vor allem wäre es schön für das Team und die Schauspieler. Es werden regelmäßig Preise verliehen oder Artikel geschrieben, da würde ich mich schon darüber freuen, wenn Marisa Burger, Max Müller, Igor Jeftic, Joseph Hannesschläger, Dieter Fischer und andere ein bisschen mehr die Chance auf Aufmerksamkeit bekommen würden. Aber es ist uns lieber, dass wir erfolgreich bleiben und weitermachen können, als nur ein Highlight aufblitzen zu haben und sich viele Kollegen in der Bavaria dann neue Jobs suchen müssen.
Sie waren damals auch bei der ZDF-Telenovela "Bianca - Wegen zum Glück" mit dabei. Reizt Sie so etwas noch einmal? Eine tägliche Serie?
Ich war auch als Redakteur bei "Rosa Roth" und "Sperling" mit dabei, habe also auch ganz düstere Geschichten gemacht. Natürlich reizen mich andere Themen und wir entwickeln auch andere Stoffe. Da hoffen wir einfach, dass wir auch mal mit anderen Stoffen bei einem Sender einen Auftrag bekommen. Wir haben bei verschiedenen Sendern liegen und sind in guten Gesprächen. Wenn das klappt, sind wir zufrieden und wenn nicht, sind wir mit den "Rosenheim-Cops" gut beschäftigt. Glauben Sie mir: 27 Folgen im Jahr plus ein 90-Minüter ist etwas, was einen Menschen gut ausfüllt (lacht). Und da bin ich nach wie vor mit Lust und Laune dabei.
Die gute Laune hat wahrscheinlich auch mit dem Wetter zu tun. Bei den "Rosenheim-Cops" scheint immer die Sonne. Wieso regnet es in Oberbayern nicht?
Die Sonne und der blaue Himmel erzeugt dieses Wohlfühlen bei den Zuschauern. Die Menschen sehnen sich nach dem Sommer, da geht einem doch das Herz auf. Das haben wir ein bisschen zum Konzept gemacht.
Aber jetzt schaue ich im Winter oder Herbst die "Rosenheim-Cops" und draußen regnet oder schneit es. Ist das nicht unglaubwürdig, wenn es da in der Serie immer nur gutes Wetter gibt?
Dann wenden Sie sich doch gleich wieder dem Fernseher und dem guten Wetter zu (lacht).
Herr Ollig, vielen Dank für das Gespräch!