Inwiefern braucht es überhaupt Live-Rechte, wenn man mit einer Talkshow unter Umständen für wenig Geld auch gute Quoten erreichen kann?
Talk ist immer spannend, aber man muss schauen, wo er Sinn macht. Sehr stolz bin ich natürlich auf den "Doppelpass", aber auch auf unseren "Fantalk". Interessant sind besonders die Beweggründe der Zuschauer, die sich für dieses Format begeistern, während die Spiele parallel live im Pay-TV laufen.
Was vermuten Sie?
Viele Leute, die zum Beispiel kein Bezahlfernsehen nutzen, wollen auch ohne Live-Spielbilder wissen, was passiert – und werden dabei dank der launigen Runde auch noch gut unterhalten. Als Pay-TV-Abonnenten würden sie eine parallele Sendung ohne Live-Bilder wohl nicht anschauen. Die Situation kann ich ganz gut nachvollziehen: Ich habe mir die Ergebnisse früher entweder aus dem Videotext geholt oder beim Nachbarn an der Wand gelauscht, wenn ein Tor gefallen ist. (lacht)
Was sind für die Zukunft die wichtigsten Pfeiler für Sport1?
Wir sind perspektivisch sehr gut aufgestellt mit Kernsportarten wie Fußball, Motorsport, Handball, Eishockey, Basketball und Darts. Darts ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie wir mit unserer Markt-Positionierung und Sport-Kompetenz Sportarten groß machen können: Die Übertragungen verzeichnen gerade bei der WM Reichweiten, mit denen Handball oder Basketball nicht mithalten können. Wir haben die Sportart zwölf Jahre lang aufgebaut. Dementsprechend freue ich mich, dass wir den Vertrag gerade um fünf Jahre verlängern konnten. Letztes Jahr gab es kaum jemanden, der diese Rechte dafür nicht schon bei RTL oder ProSiebenSat.1 gesehen hat. Auch der "Doppelpass" ist und bleibt als Leuchtturm natürlich äußerst wichtig – mit rund einer Million Zuschauern im Schnitt. Und dass wir uns in der Europa League durchgesetzt haben, war ebenfalls bemerkenswert.
Lohnt sich die Europa League denn auch finanziell?
Unser Konzept, das wir vor einem Jahr entworfen haben, ist zu 100 Prozent aufgegangen – auch inhaltlich. Die große Frage war, ob die Zuschauer Lust auf eine derart ausgedehnte Berichterstattung mit einem zweistündigen Vor- und Nachlauf haben. Die Quoten zeigen jedoch, dass wir hier auf einem äußerst guten Weg sind. Wenn die Rechte im nächsten Jahr wieder ausgeschrieben werden, werden wir uns daher auch wieder darum bemühen.
Bleibt noch das Nachtprogramm, für das Sport1 gerne mal Hohn und Spott erntet.
Wir werden unsere Sport- und Entertainment-Berichterstattung künftig noch ausdehnen. Unser Fokus liegt ganz klar auf der Festigung und dem Ausbau von Sportinhalten und Livestrecken in der relevanten Kernzeit für unsere Zielgruppe Männer 14-49. Wer weit nach Mitternacht immer noch nicht im Bett ist, sondern sich eingehend damit beschäftigt, was nachts wann und wo im Programm läuft, hat meiner Meinung nach auch andere Probleme. (schmunzelt) Für das von Ihnen angesprochene verbleibende Nachtprogramm arbeiten wir an einem ganzheitlichen Geschäftsmodell.
"Für Plazamedia ist klar, dass es keinen 1:1-Ersatz für Sky geben wird."
Olaf Schröder
Wären Sie ein Streaminganbieter, dann würde sich das Problem mit dem Nachtprogramm gar nicht stellen. Kein Thema für Sie?
Sport1 ist als 360°-Multimedia-Sportplattform hervorragend positioniert. Mit Sport1 im Free-TV komplett exklusiv ins Streaming zu gehen, kann ich ausschließen – das ist aber natürlich ein Baustein in unserem Portfolio. Zudem bewegen sich die Pay-Abrufe unseres Contents nicht auf dem Niveau, dass es sich wirklich lohnen würde, diese ausschließlich als Stream anzubieten. Mit Sport1+ und Sport1 US sind wir ja über unser eigenes Livestream-Angebot hinaus auch auf den relevanten externen Pay-Plattformen, darunter auch Sky, vertreten.
Durch den nahenden Abschied von Sky steht Plazamedia vor großen Herausforderungen. Wie wollen Sie das angehen?
Es ist nach dem Bundesliga-Rechteerwerb konsequent von Sky, sich eine eigene technische Landschaft aufzubauen. Im Verhältnis zur Rechteakquise ist das auch gar keine so große Investition. Für Plazamedia ist klar, dass es keinen 1:1-Ersatz für Sky geben wird. Aber solch eine neue Konstellation führt manchmal dazu, dass man aus diesem jahrelangen Komfort herauskommend neue Wege und Potenziale findet. Ich bin optimistisch, dass Plazamedia auch in Zukunft erfolgreich sein wird – insbesondere aufgrund der noch stärkeren Digital-Ausrichtung neben den etablierten Broadcasting-Aktivitäten. In der digitalen Produktion gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten – wie zum Beispiel Lösungen für OTT- oder Social-Media-Plattformen – um die sich seit September Robin Seckler als Geschäftsführer Digital Products kümmert. Hinzu kommt, dass wir wesentlich flexibler in der Kundenansprache sind. Durch ihr Leistungsportfolio und ihre jahrelange Erfahrung hat Plazamedia ein gutes Standing im Markt. Das sind mehr als gute Voraussetzungen.
Herr Schröder, vielen Dank für das Gespräch.