Herr Dr. Franckenstein, die Bavaria entdeckt mit „Das Boot“ also ihre eigenen Programmschätze wieder...
Wir haben uns, als ich Ende 2014 bei der Bavaria anfing, frühzeitig mit dem Bestand an eigenen und für uns zugänglichen Marken und Projekten beschäftigt, um zu prüfen, was sich aus unserer Tradition heraus neu entwickeln ließe. Natürlich ist „Das Boot“ dabei das ganz große Highlight mit internationaler Bedeutung und wird unmittelbar mit der Bavaria assoziiert. Wir sind in diesem Zusammenhang froh und dankbar, die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Buchheim Stiftung als Inhaber der Rechte an den literarischen Vorlagen von Lothar-Günther Buchheim fortzuführen. Der Film von Wolfgang Petersen ist ein einzigartiges filmisches Meisterwerk. Diesem begegnen wir und unser Partner Sky Deutschland bei der Entwicklung eines Serien-Sequels mit allergrößtem Respekt.
Wie muss man sich das konkret vorstellen?
Wir haben viele Ideen entwickelt und auch wieder verworfen. Dabei haben uns Wolfgang Müller und Benito Müller von Barry Films in Berlin sehr geholfen. Ein klassisches Remake haben wir recht schnell ausgeschlossen und uns für eine Fortsetzung der Geschichte entschieden. Wir wollen mit der Serie an die Ereignisse am Ende des Films – dem schweren Luftangriff auf den U-Boot-Hafen in La Rochelle – anknüpfen und vor allem aus Sicht deutscher Protagonisten auf den ab 1942 an Brutalität noch zunehmenden U-Boot-Krieg blicken. Erweitert wird diese Perspektive um die des Französischen Widerstands und der Alliierten zu Land und zur See.
Wie kam Sky an Bord?
Die Romane „Das Boot“ und „Die Festung“ von Lothar-Günther Buchheim eröffnen viele Möglichkeiten, die Geschichte weiterzuerzählen. Vor einigen Monaten haben wir unsere Absicht, dies zu tun, im Markt kundgetan. Marcus Ammon von Sky Deutschland hat von Beginn an größtes Interesse geäußert und ist konsequent dran geblieben. Auch Sky-CEO Carsten Schmidt hat große Leidenschaft für unser gemeinsames Projekt. Leidenschaft und gegenseitiges Vertrauen sind wertvolle Treiber für ein so ambitioniertes Vorhaben.
Das Reboot vom Boot ist also keins. Mit der Fortsetzung des Klassikers wird man eben dem ja dann im Vorfeld des Serienstarts sicher auch nochmal die große Bühne bieten…
Aus vermarktungstechnischer Sicht gebe ich Ihnen Recht. Aber ausschlaggebend für unsere Entscheidung gegen ein Remake war eindeutig der Respekt vor dem Kinofilm. Das ist ein Klassiker der deutschen Filmgeschichte. Wir haben auch zu einem frühen Zeitpunkt mit Professor Günther Rohrbach gesprochen, dem damaligen Geschäftsführer der Bavaria Film und Produzent von „Das Boot“. Er war begeistert von der Idee, die Geschichte fortzusetzen, statt neu zu erzählen. Er hat uns sehr dazu ermuntert, weil auch aus seiner Experten-Sicht die Geschichte der Romane filmisch noch nicht auserzählt ist. Das hat uns auch noch einmal sehr bestärkt.
Dr. Christian Franckenstein, CEO Bavaria Film und Carsten Schmidt, CEO Sky Deutschland, bei der Präsentation des gemeinsamen Projekts.
In welcher Größenordnung spielt das Serien-Projekt?
Zunächst einmal planen wir - auch um mit der Serie international wettbewerbsfähig zu sein - mit einem Budget von etwa 25 Millionen Euro.
Wird „Das Boot - die Serie“ damit die teuerste Produktion in der Geschichte von Bavaria Film?
Aktuell ist es für die Bavaria sicher das größte Projekt. Nur zum Vergleich: Seinerzeit lagen die Produktionskosten des Films bei rund 30 Millionen D-Mark.
Hinter dem Projekt stehen zum jetzigen Zeitpunkt Bavaria Film und Sky. Wollen Sie noch weitere Partner mit ins Boot holen?
An erster Stelle steht nun zunächst die Qualität der Stoffentwicklung. Mit Sky haben wir einen Co-Development- und Koproduktionsvertrag geschlossen. Im weiteren Verlauf ist es sicher nicht ausgeschlossen, dass weitere Partner dazu kommen.
"Es ist in jedem Fall erstrebens- und wünschenswert, einen gebührenden Teil der Produktion auch am Standort durchzuführen"
Welchen Zeitplan für das Projekt haben Sie im Blick?
Die Erstausstrahlung in den Sky-Ländern Deutschland, Österreich, Italien, Großbritannien und Irland ist für 2018 geplant. Dementsprechend haben Carsten Schmidt und ich gestern unverzüglich das Kommando „Leinen los!“ gegeben.
Was bedeutet „Das Boot - die Serie“ für den Standort der Bavaria Film in Geiselgasteig? Wird die Serie bei Ihnen auf dem Gelände entstehen?
Da sowohl Sky Deutschland als auch Bavaria Film ihren Hauptsitz in München haben, ist es in jedem Fall erstrebens- und wünschenswert, einen gebührenden Teil der Produktion auch am Standort durchzuführen. Aber wie dies bei internationalen Großprojekten der Fall ist, sind auch wir den wirtschaftlichen Zwängen einer solchen Mammut-Produktion ausgesetzt. Wir werden bei der Erstellung des Produktionskonzepts und der Gesamtfinanzierung alle üblichen Parameter einfließen lassen, inklusive Förderungen und gegebenenfalls Tax Incentives.
Herr Dr. Franckenstein, herzlichen Dank für das Gespräch.