Das Vorurteil war sicher lange, dass Serien europäischer Nachbarländer nicht von besonders guter Qualität seien.
Aber inzwischen kauft Hollywood fleißig Rechte an europäischen Produktionen, meist um ein Remake in den USA zu produzieren. Da lohnt es sich meiner Meinung nach, einen Blick auf die European Originals zu werfen - und nicht nur auf US-Remakes, denn der Kern jeder starken Serie ist ihre Geschichte und die ist bei so vielen Produktionen so stark, dass nicht erst ein Hollywood-Makeover sie sehenswert macht. Und eine Serie wie „Broadchurch“ hat ja gezeigt: Europäische Serien haben ein Qualitätslevel erreicht, bei dem so manches US-Remake erst einmal mithalten können muss. Da war das Original deutlich besser obwohl in der US-Produktion ein paar Dollar mehr drinsteckten.
Aus dem Grund stellen wir bei DWDL seit zwei Jahren in „Made in Europe“ auch herausragende europäische Produktionen vor.
Wissen Sie, als ich in meiner Jugend die Liebe für Filme entdeckt habe, da war der neue „Star Wars“-Film genauso wichtig für mich wie der neueste Fellini. Und so ist es heute auch bei den Serien. Da gibt es die Produktionen über die weltweit alle reden, wie „House of Cards“ oder „Game of Thrones“. Aber es gibt eben auch jene Serienperlen, die entdeckt werden wollen. Das macht sehr großen Spaß und ist reizvoll - schon beim Programmeinkauf für eoTV. Neben den neuen europäischen Produktionen gibt es bei uns aber auch Klassiker wie „Kommissar Beck“ aus Skandinavien oder das zu seiner Zeit sehr stilprägende „Allein gegen die Mafia“ aus Italien.
Woher beziehen Sie die Programme für eoTV?
Extrem unterschiedlich. Ich arbeite mit Lizenzhändlern meines Vertrauens, von denen man größere Pakete einkauft. Es gibt aber auch direkte Kontakte zu europäischen Sendern bzw. Medienhäusern oder auch Produktionsfirmen, die hin und wieder auch Rechte an ihren Produktionen behalten haben. Wir sehen uns da auch als ein natürlicher Partner für Amazon, Netflix oder Pay-TV, um sich beispielsweise eine deutsche Sprachfassung zu teilen und die Free-TV-Auswertung zu übernehmen. Und beim europäischen Kinofilm gibt es auch noch viele Schätze zu entdecken, die oftmals nur eine kurze Auswertung in kleineren Programmkinos erhielten und dann nur selten nochmal irgendwo gezeigt wurden. Das ist wirklich schade.
Also soll auch der anspruchsvolle Film einen Platz haben?
Ja, aber eoTV ist keine reine Arthouse-Marke für Independent Film. Die Mischung muss stimmen.
"Uns ist aber völlig klar, dass wir erst einmal mit Wahrnehmbarkeit und Messbarkeit der Reichweite kämpfen werden."
Als frei empfangbares Programm brauchen Sie letztlich Reichweite, um zu überleben.
Richtig, wir finanzieren uns über Werbung, im linearen Fernsehen als auch durch PreRoll auf der Website. Die Vermarktung übernimmt Goldbach Germany. CEO Peter Christmann kenne ich ja von früher (schmunzelt). Uns ist aber völlig klar, dass wir erst einmal mit Wahrnehmbarkeit und Messbarkeit der Reichweite kämpfen werden. eoTV bedarf zunächst einmal der Aufbauarbeit. Das Programmfenster ist ein StartUp. Das Team ist gerade im Aufbau.
Wer steckt hinter eoTV?
Hauptgesellschafter der eoTV ist meine Euvid One GmbH.
Können Sie noch ein bisschen mehr über das konkrete Programm verraten?
Zu den ersten Premieren bei eoTV gehört die britische Serie „The Bletchley Circle“ über vier Frauen, die einst für die Behörden Geheimcodes knackten und Anfang der 50er Jahre gemeinsam und auf eigene Faust in einer Mordserie . Wir zeigen auch die irische Produktion „Amber“ über ein verschwundenes Mädchen und die finnische Krimiserie „Roba“. Dazu kommen weitere neue Serien-Highlights wie "Proof", "Undercover" oder "The Driver". Zu den Feiertagen haben wir aber mit „Krieg und Frieden“ einen Klassiker im Programm, in der Form der 2007er Miniserie aus Italien. So ein richtig schöner Schinken. Ein echter Klassiker ist auch „Michael Strogoff“, eine Abenteuer-Miniserie des ZDF aus dem Jahr 1975, basierend auf dem Roman „Der Kurier des Zaren“. „Allein gegen die Mafia“ hatte ich ja schon erwähnt. Wir haben auch die italienische Version von „Kommissar Rex“ im Programm. Und auch Deutschland gehört zu Europa, also werden wir auch deutsche Produktionen zeigen. An den Weihnachtstagen zum Beispiel „Momo“.
Herr Hörner, herzlichen Dank für das Gespräch.