Eine Frage für diejenigen, die nicht im Kinderfernsehen zuhause sind: Welche Serie bzw. Sendung würden sie als Signature Programming für Nickelodeon benennen?
"SpongeBob Schwammkopf" bleibt auch weiterhin ein großes Thema, obwohl er inzwischen schon wirklich lange im Markt ist. Oft ist aber Konstanz das Erfolgsrezept, so gern man als Programmmacher oder Kreativer auch auf neue und erfolgreiche Launches aus ist. Aber auch die "Teenage Mutant Ninja Turtles" werden bei uns weiterhin im Focus stehen.
Welche Rolle spielen die Eigenproduktionen?
Wir sind gerade beim Thema Eigenproduktionen in Gesprächen darüber, was wir für das nächste Jahr planen. Es wird auf jeden Fall mit "Alaaarm!" weitergehen. "Das Haus Anubis" oder "Hotel 13" waren tolle Themen, die wir vergangenes Jahr aber leider nicht fortführen konnten, weil die Back-to-back-Produktion aufgrund unterschiedlicher Prioritäten in den einzelnen Märkten schwer zu realisieren war. Wir haben für diese Serien ein Set gebaut und dann mit den unterschiedlichen lokalen Casts produziert. Dadurch fallen nur einmal die Kosten für das Set an. Gleichzeitig können wir die Produktion aber für die einzelnen Regionen adaptieren, weil wir davon überzeugt sind, dass der lokale Touch wichtig ist. Das sind Projekte, an die wir wieder anschließen wollen. Ob wir schon im nächsten Jahr wieder damit loslegen, werden wir in Ruhe mit Pete Flamman, unserem neuen SVP Brands für Nordeuropa, abstimmen.
Wenn von Video-on-Demand die Rede ist, dann geht es meistens um Serien-Ware für Erwachsene. Welche Rolle spielt das Trendthema für Nickelodeon?
Für uns ist es eine wichtige Strategie, uns neben der guten Performance im linearen Fernsehen um die digitale Distribution im weitesten Sinne zu kümmern. Hier haben wir mit dem Launch unserer Nickelodeon-App einen wichtigen Schritt unternommen. Wir haben in der Entwicklung eine Weile gebraucht, sind inzwischen aber wirklich überrascht, wie gut das Produkt angenommen wird. Seit dem Start Mitte Juli haben wir knapp 200.000 Downloads der App und allein im August knapp vier Millionen Streams verzeichnet. Das ist wirklich ein Hammer und gibt uns viel Hoffnung, dass dieser Multiplattform-Approach der richtige Weg für die Zukunft ist.
Geht es da auch schon um Refinanzierung? Oder will man erstmal dabei sein?
Das ist für uns bereits eine Refinanzierungsquelle. Die Vermarktung mobiler Inhalte wurde eine Zeit lang etwas stiefmütterlich behandelt, weil der Fokus vor allem auf fest installierten Screens lag. Das kippt aber gerade komplett Richtung Mobile.
Reden wir über Nicknight. Das Abendprogramm feiert am 1. Oktober seinen ersten Geburtstag. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Darüber freuen wir uns eigentlich am meisten. Nicknight ist der erfolgreichste Senderlaunch in Deutschland seit Jahren. Die Abendschiene ist von der Zielgruppe her zugeschnitten auf die 14- bis 29-Jährigen mit einem speziellen Fokus auf junge Frauen, weil wir darin auf dem deutschen Markt noch eine Nische gesehen haben. Wir haben es da mit einer sehr spannenden, auch kauffreudigen Zielgruppe zu tun. Gerade erst im August hatten wir mit Nicknight 3,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 29-Jährigen - unser höchster Tageswert lag sogar bei 5,6 Prozent. In diesem Monat liegen wir bis dato wieder über dem bereits tollen Augustergebnis. Von diesem Erfolg sind wir selbst ein bisschen überrascht.
Mit was hatten Sie gerechnet?
Gerechnet hatten wir eher mit ein, zwei Prozent. Dass wir jetzt in dieser Dimension liegen, ist großartig - auch weil in der jüngeren Vergangenheit bekanntlich nach manchem Sender-Launch in Deutschland die Ernüchterung groß war. Wir sind sehr zufrieden mit Nicknight und werden diese neue Marke kontinuierlich weiterentwickeln und dabei vielleicht noch ein bisschen älter werden.
Man wird Nicknight aber auch weiterhin von Comedy Central unterscheiden können? Ich frage nur, weil Viacom mit seinen Marken ja manchmal sehr sprunghaft verfährt…
Die Programmierung richtet sich nach wie vor an junge Frauen. Wenn man einen so schönen Erfolg hat, wäre es nicht gerade smart, das in eine komplett andere Richtung zu lenken. Ich kann schon verstehen, wenn manch einer in den vergangenen Jahren von außen betrachtet ein Bäumchen-wechsle-dich-Spiel bei Viacom erkannt haben will. Das liegt allerdings nicht so sehr daran, dass wir bei Viacom so ein chaotischer Haufen sind, sondern dass wir in einem Markt unterwegs sind, in dem sich vor allem unsere jungen Zielgruppen einfach wahnsinnig schnell verändert und entwickeln. Im Fokus stehen bei uns ja zum größten Teil junge Erwachsene, die ihr Mediennutzungsverhalten schneller ändern als die 20- bis 59-Jährigen, die beispielsweise die IP im Blick hat. Da müssen wir wahnsinnig schnell reagieren. Wenn wir sehen, dass sich Geschmäcker verändern, versuchen wir uns und unsere Marken entsprechend anzupassen, oder vielleicht sogar einen Schritt voraus zu sein.
Herr Specht, herzlichen Dank für das Gespräch.