Frau Behrends, mal salopp gefragt: Alle reden derzeit von eigenproduzierten Serien. 13th Street investiert stattdessen in den Shocking Short Award, eine teure Werbeveranstaltung zum Filmfest München?
(lacht) Ja, er ist teuer und er wirbt für 13th Street. Beides lässt sich nicht bestreiten. Aber diese Preisverleihung, lieber Herr Lückerath, die uns sehr ans Herz gewachsen ist, erfüllt viele Zwecke und demonstriert für mich in erster Linie unsere Liebe zur Nachwuchsförderung. Ich würde es also umdrehen und sagen, dass wir nicht erst durch das „Golden Age of Television“ Lust bekommen haben, deutsche Geschichten zu erzählen und ihnen ein Forum bieten. Der Shocking Short Award findet immerhin schon zum 16. Mal statt. Wir präsentieren die Filme umfangreich im Programm und auch Tele 5 zeigt die „13th Street Shocking Shorts“. Wenn es nebenbei auch einfach noch die coolste Party beim Filmfest ist, dann freue ich mich darüber.
Und Universal Networks International Germany ist in Feierstimmung?
Wir hier im deutschsprachigen Raum sind aktuell neben Lateinamerika und Asien einer der Wachstumsmärkte für Universal Networks mit einem jährlichen Wachstum von 10 bis 15 Prozent, womit wir jetzt auch die Kollegen in Großbritannien und Frankreich überholt haben. Der Erfolg von Sky als wichtigem Partner hilft uns dabei natürlich sehr, ebenso wie die grundsätzlich stabile gesamtwirtschaftliche Situation im Land.
Wenn die Rahmenbedingungen also stimmen: Haben Sie Lust auf fiktionale Eigenproduktionen?
Vorweg möchte ich bei diesem Thema mal kurz den Gedanken einwerfen, dass unsere Zuschauer von Sendermarken wie 13th Street, Syfy und Universal Channel zunächst einmal tolle US-Serien sehen wollen. Dafür stehen unsere Marken und ich frage mich bei all der Begeisterung für Eigenproduktionen: Erwartet das Publikum unserer Sender überhaupt eine eigene deutschsprachige Serie von uns?
Wie fällt Ihr Urteil dazu aus?
Es ist in jedem Fall ein spannendes Thema, das wir auch häufig in unserem Network diskutieren - perspektivisch durchaus interessant. Wir sprechen auch mit fast allen deutschen Produzenten. Aber wenn man wir das machen, dann muss es etwas Besonderes sein. Wir sind uns schließlich der Verantwortung unserer Sendemarken gegenüber bewusst. Und das ist logischerweise richtig teuer. Dafür muss man dann erst einmal die perfekte Konstellation finden.
Wie könnte die aussehen?
Sky hat da mit der Partnerschaft mit der ARD einen interessanten Weg eingeschlagen. Aber es stellt sich auch die Frage, wie man eine solche Produktion darüber hinaus auswerten könnte - international, im eigenen Network etc. Anbieten würde sich sicher am ehesten unser Crime-Sender 13th Street, aber wir sind da noch nicht am Ende unserer Überlegungen. Daher kann ich noch kein Projekt ankündigen. Wir suchen aber nicht ohne Grund gerade einen Local Production Manager. Wir machen ja schon seit Senderbeginn eine ganze Reihe an non-fiktionalen Eigenproduktionen für 13th Street und Syfy - und für E! ja sowieso. So startet im Herbst die zweite Staffel von „E! in the City“, moderiert von Collien Ulmen-Fernandes.
PayTV war lange eine Kommunikations-Aufgabe, jetzt geht es ums Inhaltliche...
Wir beobachten zwei Entwicklungen, die für uns sehr günstig sind. Der Serien-Hype beflügelt das PayTV und im frei empfangbaren Fernsehen dominiert Scripted Reality und Co. - jedenfalls weit weniger fiktionales Programm. Das treibt die Zuschauer zu uns und ich sage „Herzlichen Dank“ dafür. Mich freut übrigens auch, dass es gar nicht mehr so sehr um die Begrifflichkeiten Free- oder Pay-TV geht - sondern um konkrete Sendermarken. Seit HD+ gibt es ja eh keinen Unterschied mehr: Für das Free-TV zahlt man jetzt ja schließlich genauso wie für 13th Street, Syfy, Universal Channel und E!.
Als Sie vor knapp zwei Jahren den Universal Channel gestartet haben, formulierten Sie bei unserem letzten Interview ein Ziel: Der Kanal solle ihr Flaggschiff werden.
Wir haben das erste große Ziel erreicht: Der Sender ist auf allen großen Plattformen verfügbar. Das ist inzwischen längst nicht mehr selbstverständlich und wir sind der einzige Pay-TV-Sender, der das schon innerhalb des ersten Jahres geschafft hat. Und darauf sind wir stolz. Aber wir müssen beim Universal Channel noch einmal nachlegen. Wir haben ein fantastisches Programm, aber wir müssen noch mehr Abonnenten überzeugen, einzuschalten. Wenn die Abonnenten den Sender gefunden haben, lieben sie ihn auch. Daher starten wir im September die größte Kampagne, die wir seit Jahren für einen unserer Sender hatten. Wir nehmen dafür richtig Geld in die Hand. Ziel ist es, die einzigartige Marke Universal Channel noch bekannter zu machen.
Bedarf es einer Justierung beim Programm?
Wir haben großartige Universal-Serien, die zur Positionierung 100% Charakter passen, wie „Chicago Fire“ und „Bates Motel“. Im September starten wir „State of Affairs“ mit Katherine Heigl und „Devious Maids“ geht weiter. Ein neuer Deal mit Universal Television Distribution sichert uns da viel Programmnachschub. Also eigentlich müssten bei diesem außergewöhnlichen Programm mehr Zuschauer einschalten. Wir sehen ja, dass unser innovatives Marketing im Netz sehr gut ankommt. Beispielsweise hatte unser Weltrekord zur Serie „Chicago Fire“ Tausende von Fans auf Youtube und Facebook. Am Ostersamstag hatten wir in Vaterstetten bei München das größte Feuermosaik der Welt entzündet. Mehr als 5400 Fackeln brannten, um den Start der Staffel 3 der Serie zu begleiten. Deshalb bin ich optimistisch, dass es weiterhin bergauf geht. Wir sind natürlich Pay-TV und in erster Linie unseren Abonnenten verpflichtet. Aber Plattformpartner und Werbekunden schauen auch auf die Reichweiten. Mittelfristig wollen wir auch beim Universal Channel die Quoten veröffentlichen.