Und das passt zu Tele 5?
Nicht wirklich (lacht). Wir sind klein, und günstig. Ich darf Herrn Dr. Kloiber zitieren: Wir sind hochprofitabel – und wenn der Gesellschafter das sagt, dann ist das schon mal was. Dann hat man an dieser Front schon mal Ruhe. Wir sind eine eigenständige Marke geworden, insbesondere bei denen, die uns kennen. Es kommen immer mehr dazu. Es gibt auch eine Strategie dahinter: Wenn die internationalen und nationalen Konzerne aufrüsten, wird es eng für uns. Da kann man nur anders sein. Deshalb ist es eine Ausweichstrategie. Letztlich entspricht all das meiner Persönlichkeitsstruktur, also all das zu machen, was andere nicht oder nicht mehr machen wollen. Segensreich kam hinzu, dass uns die Filmversorgung aus dem Mutterhaus abhanden gekommen ist. Wir mussten sehr schnell darüber nachdenken, was wir jetzt machen. Das ist klassisches Handwerk: Geh aus dem Kreis raus, geh auf den Hügel und betrachte dich selbst, wo du stehst. Plötzlich wird die Welt ganz weit und es ist nicht mehr so eng, wie du es vorher mal gedacht hast. Dadurch stellten wir fest, dass in der ganzen Welt Filme produziert werden. Die haben wir inzwischen sehr erfolgreich eingeführt.
Aus der Not eine Tugend gemacht?
Total.
Es ist allerdings nicht gerade eine Wertschätzung, wenn Herr Dr. Kloiber die Filme, die bisher bei Ihnen liefen, doch lieber weiterverkauft.
Mit Wertschätzung hat das nichts zu tun. Es ist sehr professionell, so zu denken. Dr. Kloiber ist Gründer und Besitzer von Tele 5 – und was er entscheidet, ist immer richtig. Punkt. Das ist eine Welt, in der ich mich sehr gut zurechtfinde.
Wenn Herr Dr. Kloiber sagt, sie seien hochprofitabel. Gibt es da auch konkrete Aussagen?
Das ist doch langweilig. Also ich habe gerade meinen Vertrag als Geschäftsführer von Tele 5 verlängert.. Wir haben das zehnte Mal in Folge alle Rahmendaten verbessert und seit vielen vielen Jahren verdienen wir Geld für den Gesellschafter.
Sie bleiben jetzt also auf Lebenszeit bei Tele 5?
Niemals werde ich woanders im TV arbeiten als hier. Niemals. Es reizt mich null. Das war mal. Ich wollte mal Sat.1-Chef werden. Da war ich bei Guillaume de Posch und dass er mich nicht ausgelacht hat, war alles. Und heute unter diesen Rahmenbedingungen bei einem der großen TV-Konzerne zu arbeiten, entspräche nicht meiner Lebensplanung. Da wird doch nicht mehr in die Substanz der Sender investiert. Aber Unternehmen, die nicht genug in die eigene Substanz investieren, enden wie die A1-Brücke bei Ihnen da in Leverkusen.
Woher kommt die starke Abneigung?
Die letzte große Innovationswelle im Deutschen Fernsehen ist 10 Jahre alt. Seitdem herrscht diese Controller-Logik: Läuft doch noch! Wenn es von 25 Prozent auf 15 absackt, muss ich nur die Kosten beim Produzenten senken und schon ist die Rentabilität wieder da. Da fehlt mir die Liebe zu dem, was ich mache und die Liebe zu dem, für den ich das mache. Witzigerweise ist das so, seitdem die Telemesse abgeschafft wurde, und damit die großen Privat-Sender ihr Selbstverständnis verloren haben. Stellen Sie sich vor, die IAA würde eingestellt werden…
Da ist etwas dran.
Wir sind ein Volk der schlechten Laune. Was uns im Ingenieurswesen ganz weit nach vorne gebracht hat. "Das ist nicht perfekt. Jetzt habe ich schlechte Laune und jetzt gehe ich in meine Werkstatt und tüftele so lange, bis das perfekt ist". Für die Unterhaltung ist so eine Einstellung aber eine Katastrophe. Diese Miesmacherei sieht man doch überall in den Kommentaren in den sozialen Medien und sicher auch gleich wieder hier unter diesem Artikel. Da wird immer nur bitterböse und verachtend kommentiert.
"Wir gewinnen unser Rennen über die Kosten."
Sie sehen bei den großen Sendern also eine fehlende Liebe zum Programm?
Wenn mir Mitarbeiter der großen Sender mit ihren Rekordgewinnen sagen, dass ich es ja auch echt leicht hätte bei Tele 5, dann ist das doch absurd. Die haben doch all das Geld und all die Aufmerksamkeit. Wir drehen jeden Euro zweimal um und gelten dennoch als innovativ. Das Privatfernsehen hat mich komplett verloren. Auch als Zuschauer. Die meinen nicht mich. Die halten ein Schild hoch mit: Kai, schalt um! Und das ist bei Tele 5 tatsächlich anders. Und das liegt nicht daran, dass wir sagen: Wir machen es so billig, wie es nur geht. Sondern es ist wirklich handverlesen. Aber ja: wir kaufen auch günstig.
Bei der Fortsetzung eines Kultfilms innerhalb Ihrer Nische wie beispielsweise „Sharknado“ dürfte es Wettbewerb gegeben haben. „Günstig“ war das doch aber sicher nicht?
Den ersten Teil gab es auch schon nicht ohne Wettbewerb, den zweiten natürlich erst recht nicht und auch beim dritten Teil wollten mehrere – aber wir haben ihn. Da war es nur so, dass ich dem Rechtelieferanten, der bei uns 40-60 Filme im Jahr unterbringt, drei Dinge gesagt habe: 1. Wenn Du Deine Highlights an andere verkaufst, kaufe ich Dir gar nichts mehr ab. 2. ProSiebenSat.1 und Co. kaufen Dir ein oder zwei Filme ab, aber ich nehme auch die ganze Suppe, die sonst keiner will. 3. Ich bring Dich um (lacht). Deswegen ist und bleibt Tele 5 im deutschen Fernsehen für Fans dieser Filme „The Home of Asylum“. Wir freuen uns, dass dieses prächtige Studio eine Heimat bei uns gefunden hat.
Auf welchen Sendestrecken verdienen Sie denn Geld? Mit "Der Klügere kippt nach" schon mal nicht, wenn dort keine Werbung läuft. Mit andersARTig ja offensichtlich auch nicht...
Wir gewinnen unser Rennen über die Kosten. Wir kaufen unsere Programmware sehr günstig ein, zu Preisen, die vor fünf Jahren undenkbar gewesen wären. Wir gehen in Videotheken und schauen uns an, was da eigentlich steht. Da steht doch nicht nur "Der Hobbit" rum! Wir hatten von 200 neuen Filmen im letzten Jahr 100 Erstausstrahlungen in Deutschland. Damit haben wir großen Erfolg. Wenn man günstig einkauft, lässt sich das Risiko minimieren. Wir machen eine Umsatzrendite von 500 Prozent auf einen durchschnittlichen Film. Wir machen hier ja alles selber, von der Werbezeitenvermarktung bis zum Sparkassen-Besuch. Wir sind 50 Leute. Unsere Personalkosten sind im überschaubaren Bereich. Dadurch kannst du dir so etwas wie "Der Klügere kippt nach" leisten. Das ist Gold wert. Da wird eine ganze Seite in der "Bild am Sonntag" gefüllt: Hugo, Sauf-TV – egal was da steht. Am Ende ist Wahrnehmung für mich ein wichtiger Wert.
Auf welche Werte achten Sie darüber hinaus? Woran lässt sich Kai Blasberg bei Tele 5 messen?
Wir sind die Nummer 1 bei den 20- bis 59-Jährigen in der Währung, die für mich wichtig ist: Ich verkaufe ja keine Marktanteile morgens um 3 Uhr, sondern Werbeinselreichweiten in der Zeit, in der ich Geld verdiene. Wir haben eine 90-prozentige Werbeinsel-Auslastung. Da ist ein Markt und in diesem Markt ist Tele 5 Teilnehmer. Und für die Marktteilnehmer auf der anderen Seite habe ich eine Relevanz, die ich bediene. Wenn ich das tue, bin ich frei.
Gibt es konkrete Ziele?
Dass so viele Leute wie möglich sagen: Geiler Sender! Wenn die Zuschauer verstehen, was wir meinen. Wenn sie es nicht verstehen, ist es auch egal (lacht). Es gibt zahlenmäßige Ziele, die ich gegenüber meinem Gesellschafter habe, die ich auch gerne einhalten möchte. Denn ich bin ja Kaufmann, das vergisst man ja immer.
Herr Blasberg, herzlichen Dank für das Gespräch.