Herr Oberfuchshuber, wie haben Sie die Minuten zwischen der eingegangenen Bombendrohung und der Evakuierung wahrgenommen?
Es gab einen Verdächtigen, den wir mit der Kamera verfolgten und der dann auch aus der Halle rausgenommen wurde. In der Halle selbst war es sehr ruhig. Wir mussten ja auch zunächst auf weitere Informationen darüber warten, was genau überhaupt geschehen ist.
Wie haben die Zuschauer auf Sie reagiert, als Sie plötzlich die Bühne betraten?
Das war erst mal nichts Besonderes. Die Werbepause kam zwar plötzlich, aber außergewöhnlich war sie nicht. Danach spielten wir Musik ein, um die Zeit zu überbrücken. Die Leute blieben ruhig und haben sich zunächst Getränke geholt. Während dieser Zeit trat das Krisenmanagement, bestehend aus Sender, Produktion und Polizei zusammen, um zu beratschlagen, wie es es weitergeht.
Hatten Sie sofort vor Augen, was zu tun ist, als Ihnen gesagt wurde, dass die Halle evakuiert werden muss?
Ich bin zunächst für zwei Minuten hinter die Bühne gegangen. Als ich raus bin, habe ich ehrlich gesagt sehr viel nachgedacht. Es kam für einen kurzen Moment ein mulmiges Gefühl auf, aber das ist eben mein Job. Und so habe ich die Leute aufgefordert, die Halle wegen eines technischen Problems ganz in Ruhe zu verlassen, um sich auf dem Parkplatz zu versammeln. Für mich war in diesem Moment wichtig, für die Leute auf der Bühne präsent zu sein und ihnen so ein sicheres Gefühl zu geben. Ich hab also die Halle geräumt und bin nach den Zuschauern als letzter raus. Wie in einer regulären Show war ich der Erste und der Letzte, der mit den Leuten sprach. Ich bin ja nicht Kapitän Schettino.
Können Sie sich erklären, wieso eine Viertelstunde zwischen der Evakuierung der Stars und der Evakuierung des Publikums verging?
Das liegt gewissermaßen in der Natur der Sache. Die Jury und das Team sind schneller evakuiert als eine Halle mit 10.000 Menschen. Es gibt natürlich immer einen Notfallplan, wie man etwa mit der Jury umgeht. Und dieser Notfallplan hat gestern Abend gegriffen. Was die Evakuierung der Halle anging, waren wir aber auch auf die Polizei angewiesen.
Nun kann man all das ja schlecht üben. Haben Sie sich jemals damit auseinandergesetzt, wie Sie in einem solchen Fall vorgehen?
Wir haben im Vorfeld der Sendung, aber auch im Vorfeld anderer Finalshows über Sicherheitsvorkehrungen im Allgemeinen und meine Aufgabe im Besonderen gesprochen. Was man letztendlich macht, ist dann aber von der jeweiligen Situation abhängig. Da kann man vorher noch so viel besprechen.
Wie ging die Nacht für Sie weiter?
Erst als ich selbst draußen war, wurde mir allmählich bewusst, was alles hätte passieren können. Nachdem Autos aufgetrieben wurden, sind wir irgendwann ins Hotel gefahren worden und haben auf den ganzen Schrecken erst mal einen Schnaps getrunken. Gegen 3 Uhr gab die Polizei die Halle schließlich wieder frei - weil sich noch all unsere Sachen dort befanden, ist ein Teil der Crew mitten in der Nacht dorthin zurückfahren. Zu diesem Zeitpunkt begannen dann auch schon die Abbauarbeiten. Ich selbst lag gegen 5 Uhr endlich im Bett und konnte immerhin noch etwa zwei Stunden schlafen.
Können Sie das als Überstunden abrechnen?
(lacht) Da muss ich gleich den Sender nochmal anrufen...
Nächste Woche werden Sie das Warm-Up beim Eurovision Song Contest in Wien machen - und auch dort werden wieder ganz viele Menschen in der Halle sein. Was nehmen Sie aus den Erfahrungen des gestrigen Abends mit?
Ich hoffe natürlich, dass so etwas weder beim ESC noch bei einer anderen Show nochmal passiert. Außerdem nehme ich die Hoffnung mit, dass die Evakuierung in einem Fall ähnlich gesittet abläuft wie gestern; dass das Publikum also besonnen auf meine Sprüche reagiert und die Halle in Ruhe verlässt. Mindestens so wichtig ist aber auch, dass kein Bericht vorher an die Öffentlichkeit gelangt, der im schlimmsten Fall eine Massenpanik unter den Zuschauern auslöst.
Herr Oberfuchshuber, herzlichen Dank für das Gespräch.