Georg Kofler über Vollerotik, HD-TV und die Konkurrenz

Logo: PremiereDWDL: Markus Schächter sprach bei der Eröffnungsdiskussion des medienforum.nrw davon, dass Ihnen angesichts der Tatsache, dass Pornos im Internet billiger und Hollywood auf der DVD beliebter seien, nur noch Sport als Wachstumssegment bleibt. Was sagen Sie?

Georg Kofler: Das ist eine demagogische Schwerpunktsetzung, die natürlich so nicht stimmt. Der große Anteil der Premiere-Abonnenten, über 70 Prozent, haben Sport und Film abonniert. Und Porno ist im Übrigen ein Geschäft, das wir Vollerotik nennen. Und damit machen wir, wenn es mal gut geht, drei bis fünf Prozent unseres Umsatzes. Also von einer Säule kann man da nicht sprechen. Eher von etwas was dazu gehört, wie im richtigen Leben auch.

DWDL: Trotzdem scheinen Sie sich finanziell vom Sport künftig viel zu erwarten. Wer künftig bei Ihnen alle Sportsendungen sehen will, zahlt nach der kürzlich bekanntgegebenen Preiserhöhung deutlich mehr...

Georg Kofler: Sie vergessen, dass diejenigen, die keinen Live-Fußball sehen wollen, künftig weniger bezahlen. Das sind künftig nur noch 19,90 Euro statt 25. Und die, die wirklich alles sehen wollen, die zahlen mehr - das ist so. Das werden wir unseren Abonnenten auch transparent machen. Das ist Geld, dass wir nicht in unsere Taschen stecken, sondern an die Bundesliga abgeben. Mit dieser neuen Preisstruktur wollen wir mehr Preisgerechtigkeit. Außerdem gibt es noch ein neues flexibles Angebot, mit dem sie sich das ganze Sportportal für fünf Euro pro Tag besorgen können.

DWDL: Im letzten Jahr kündigten sie beim medienforum.nrw die digitalen Videorekorder an, jetzt kündigen Sie die HD-TV-Angebote an. Wann werden diese starten?

Georg Kofler: Wir haben es für diesen Herbst im November geplant. Unsere Vorbereitungen dafür liegen im Plan. Wenn die Industrie schnell genug die neuen MPEG4-Chips liefert, dann steht dem nichts im Wege. Das einzige zeitliche Risiko liegt in der Produktion dieser neuen Chips.

DWDL: Wird das neue HD-TV-Angebot gleich zu Beginn kostenpflichtig angeboten oder wird es zur Einführung besondere Angebote geben?

Georg Kofler: Das wollen wir bei der IFA in Berlin festlegen. Bis dahin haben wir noch etwas Zeit. Längerfristig wird es ein eigenes Zusatzangebot sein. Wir wollen dann auch schon mittelfristig in HD Inhalte anbieten, die es natürlich sowieso nicht in dieser Qualität aber vielleicht auch bisher überhaupt nicht bei Premiere gab. Im November/Dezember, das wird eine Startphase. Richtig losgehen wird es dann zur Fußball-WM im Juni 2006.

DWDL: Wer sich zu HD-TV entscheidet, muss für einen neuen Fernseher ja schon viel investieren. Wäre es da nicht klug, die Investionen wenigstens von Seiten Premiere attraktiv und verlockend zu machen?

Georg Kofler: (unterbricht) Aber wir müssen ja nicht die Fernseher finanzieren.

DWDL: Also keine subventionierten Geräte zur Förderung des neuen Fernsehstandards?

Georg Kofler: Wir helfen HD-TV dadurch, dass wir überhaupt Sender in diesem Format ausstrahlen. Wir werden natürlich auch mit der Geräteindustrie zusammenarbeiten um schöne Einführungsangebote zu präsentieren. Aber da ist auch die Marketingkraft der Hersteller gefordert. Die kommen derzeit auf uns zu und wir werden da interessante Kooperationen haben - noch vor Weihnachten.

DWDL: Was macht Sie so sicher, dass Sie Fernsehzuschauer mit HD-TV zum Umstieg auf eine Technik bewegen, die zunächst viel kostet?

Georg Kofler: Das wird ein normaler Investionszyklus der Haushalte sein, wie früher der Umstieg von Schwarzweiß- auf Farbfernseher. Jetzt geht der Trend zu Flachbildschirmen mit HD-Technik. Das schöne an der neuen Technik ist ja, dass sie digital ist. Der Zuschauer kann jetzt also das ganze digitale Satellitenfernsehen genauso gut anschauen.

DWDL: Bei unserem letzten Gespräch waren die PayTV-Angebote von KDG noch in der Vorbereitung, jetzt stehen sie in Konkurrenz zu Ihnen.

Georg Kofler: Es gibt zwei Kategorien von Abonnement-Fernsehen. Das eine ist das sogenannte Premium-PayTV und das andere ist das Nischen-PayTV. Die KDG spielt da in einer anderen Liga, das ist Nischen-PayTV. Ich begrüße ausdrücklich, dass die Kabelwirtschaft endlich auch etwas für das Marketing des digitalen Fernsehens macht. Wir haben genügend Selbstbewusstsein um anzunehmen, dass die Mehrheit der Zuschauer sich dann doch für Premiere entscheiden werden.

DWDL: Aus der von Ihnen initierten Programmzeitschrift "tv kofler" ist der Springer-Titel "TV Digital" entwachsen. Seit letzter Woche gibt es erstmals auch eine "TV Digital"-Version speziell für Ihre Konkurrenz. Wurmt einen das?

Georg Kofler: Nein, sie müssen ja die Größenordnungen sehen. Das sind ja kleine Auflagen. Wir haben mit Springer eine gute Partnerschaft und wenn die eine solche Programmzeitschrift für die KDG macht, dann ist mir das immer noch lieber als wenn das ein anderer Verlag tut, zu dem wir keine so partnerschaftliche Verbindung haben.

DWDL: Herzlichen Dank für das Gespräch.