Wie stark sind Sie persönlich beim deutschen "Newtopia" involviert?
Ich habe mich intensiv ums Casting und den Aufbau gekümmert und bin jetzt zum Start die ganze Woche in Deutschland. Viel näher dran geht nicht.
Und vermutlich müssen Sie gelegentlich Senderverantwortliche beruhigen, weil das Konzept den Machern relativ wenig Eingriffsmöglichkeiten lässt. Anders als bei "Big Brother" kann man nicht mal eben eine Challenge verordnen, wenn es langweilig zu werden droht.
Das tue ich gern und aus tiefster Überzeugung. Die Kollegen haben ja in Holland gesehen, dass die Grundidee funktioniert. Das ist wirklich eine ganz pure Form von Reality. Am spannendsten ist für mich die Frage, wie unsere 15 Pioniere die Regeln für ihr Zusammenleben entwickeln werden. Läuft das demokratisch ab? Gibt es einen oder zwei Anführer? In Holland hatten wir in 14 Monaten bisher fünf verschiedene Strukturen – vom Captain des Monats bis zu Mehrheitsentscheidungen. Das Konzept enthält genug Eckpunkte, die dafür sorgen, dass etwas passiert. Ganz simpel: Wenn die Pioniere nichts tun, dann verhungern und verdursten sie. Keine Aktivität heißt kein Geld heißt kein Essen.
Dann müssten Sie allerdings schon irgendwann eingreifen, bevor es zum Äußersten kommt.
Natürlich. Aber wir würden sicher nicht gleich am ersten oder zweiten Tag eingreifen. Ein bisschen Hunger sollen sie ruhig erleben.
Wie finden Sie eigentlich den deutschen Titel "Newtopia"?
Es ist der zweitbeste, den wir haben. (lacht) Aus markenrechtlichen Gründen war es wirklich nicht möglich, "Utopia" in Deutschland zu benutzen. Inzwischen habe ich mich an "Newtopia" gewöhnt.
Was hat sich für Sie unternehmerisch durch die neue Struktur der Talpa Germany – früher Schwartzkopff TV – verändert, seitdem Sie Ende vorigen Jahres 49,9 Prozent der Anteile von Axel Springer übernommen haben?
Nicht allzu viel. Wir hatten ja schon vorher eine enge und gute Zusammenarbeit mit Schwartzkopff TV. Wir haben über fünf Jahre in diesem Joint Venture gesehen, dass Schwartzkopff der perfekte Partner ist, um unsere holländischen Formate für den deutschen Markt zu produzieren. Es war dann ein natürlicher Schritt, uns auch unternehmerisch an der Firma zu beteiligen.
"Ich bin leider ein Mensch, der nicht so schnell zufrieden ist"
John de Mol
Wie fällt Ihre erste Zwischenbilanz zum Fiction-Debüt mit "Männer! Alles auf Anfang", der deutschen Version von "Divorce", aus? Sind Sie mit Ihrer RTL-Serie zufrieden?
Ich bin leider ein Mensch, der nicht so schnell zufrieden ist. Zufrieden bin ich nur, wenn alles hundert Prozent perfekt ist. Ganz so weit sind wir noch nicht. Aber das heißt nicht, dass ich unzufrieden bin. Das Business-Modell von Talpa ist es, neue Ideen und Formate zu entwickeln, diese in Holland auszuprobieren und im Erfolgsfall zu exportieren. Fiction-Formate sind grundsätzlich schwerer zu exportieren als Entertainment- oder Reality-Formate. Mit "Männer!" haben wir einen guten Anfang gemacht. Das wollen wir nach Möglichkeit weiter ausbauen.
Schwerer dürfte es für Ihr Reality-Format "The Secret of a Good Marriage" werden. Sat.1 war ausgerechnet mit dem sehr ähnlichen Red-Arrow-Format "Married at First Sight" erfolgreich.
Wenn man die beiden Formate nebeneinander legt, könnte ich eine halbe Stunde lang Unterschiede aufzählen. Unabhängig davon war der Erfolg unseres Formats in Holland schlicht und ergreifend nicht so groß, dass es einen Grund für großartige internationale Exportbemühungen gegeben hätte.
Herr de Mol, herzlichen Dank für das Gespräch.