Verraten Sie uns bitte noch Ihre dritte Säule der Programmentwicklung.
Nina Klink: Das sind internationale Formate, die wir gezielt für unseren Bedarf identifizieren und lizenzieren. Mit Christine Kim als Head of Acquisitions & Sales haben wir eine Verantwortliche, die sich auf den internationalen Märkten hervorragend auskennt und sehr gut vernetzt ist.
Ist es nicht ziemlich schwierig geworden, an gute Formate zu kommen, die nicht gleich an einen der großen Konzerne gebunden sind?
Stefan Oelze: Es ist jedenfalls durchaus möglich, wenn man sich damit auskennt. Ich glaube, ich habe noch in keinem Job zuvor so viele Formate optioniert wie im Moment für Seapoint. In der öffentlichen Betrachtung liegt der Fokus oft auf den ganz großen Monster-Formaten, die momentan tatsächlich etwas spärlicher im internationalen Markt vertreten sind. Aber wenn wir nach UK, Skandinavien oder in die Niederlande schauen, dann sehen wir dort ja eine ganze Menge unabhängiger Produzenten und Formatdistributoren. In diesen kleineren Strukturen entsteht derzeit sogar wieder mehr Flexibilität und Kreativität.
Nina Klink: Es ist im Übrigen auch ein Irrglaube, dass man einfach nur ein Format kaufen und dem Sender eine DVD auf den Tisch legen müsse. Da fängt die eigentliche kreative Leistung eines Produzenten erst an. Insofern stecken wir auch in die internationalen Formate, die wir optionieren, nochmal wahnsinnig viel eigene Entwicklungsarbeit.
Wie groß ist das Team von Seapoint und wie haben Sie die Firma strukturiert?
Nina Klink: Unter dem Dach von Seapoint haben wir einerseits den Bereich Soaps & Daily Series, den die langjährige filmpool-Kollegin Imke Runde als Produzentin leitet, andererseits den Bereich Entertainment & Factual, den ich in Personalunion betreue. Hier arbeite ich sehr eng mit meinen langjährigen und sehr geschätzten Kollegen Nora Kauven, Jan Gräfe zu Baringdorf und Jan-Philipp Scherz zusammen. Und darüberhinaus haben wir mittlerweile eine hoch motivierte Mannschaft von 20 Festangestellten und setzen ganz bewusst auf flache Hierarchien. Da wir ja schon mitten in der ersten Produktion stecken, sind es momentan zusammen mit den projektbezogenen Mitarbeitern sogar mehr als doppelt so viele.
Was genau können wir uns unter Soaps & Daily Series vorstellen? Vermutlich eher Scripted Entertainment à la "Berlin – Tag & Nacht" als die klassische fiktionale Daily Soap...
Nina Klink: Genau. Wir gehen davon aus, dass hier noch einiges an Potenzial besteht und verschiedenste Spielflächen offen sind. Unser Ansatz ist, zuerst die richtigen Gesichter zu finden und von ihnen ausgehend die passenden Formate zu entwickeln. Daher haben wir viel Energie in den Aufbau unserer Casting-Abteilung und unseres Online-Portals "Casting für alle" gesteckt. Ohne dass wir mit einem Format on air sind, haben wir innerhalb von vier Monaten über 4.000 registrierte User gewonnen. Das sind Menschen, die ins Fernsehen wollen und die für uns Inspiration für Entwicklung sind.
In Ihrem Casting-Portal suchen Sie u.a. Polizisten für eine Serie über den Alltag auf einer Polizeiwache, glückliche Paare für das Gameshow-Format "Best Couple Ever", Mütter für eine deutsche Version des französischen Formats "Mum of the Week" oder Menschen, die andere überraschen möchten, für "Mission Traumgarten". Sind das alles Formate, die Sie schon an den Mann – sprich: an den Sender – gebracht haben?
Stefan Oelze: Da uns, wie gesagt, nicht nur die Idee an sich wichtig ist, sondern auch die jeweiligen Menschen vor der Kamera, ist das momentan eine Parallelität der Ereignisse: Wir haben bestimmte Ideen und bestimmte Formate optioniert – und für diese Ideen und Formate suchen wir die passenden Leute. Erst dann gehen wir mit einem kompletten Cast zum Sender. Das alles sind Themen, an die wir glauben, weil es um Familie und Beziehungen geht und wir damit nah am Alltagsleben deutscher Familien dran sind.
"Bis 2018 haben wir hoffentlich etwas
entwickelt, das uns auch international
im Vertrieb Freude macht"
Stefan Oelze, Seapoint Productions
Wenn es nach Ihren Plänen geht – wo soll Seapoint in einem Jahr stehen?
Stefan Oelze: Das ist schwer zu beantworten, weil wir gefühlt immer noch ganz am Anfang stehen. Wir wünschen uns natürlich, dass wir mit einigen Dingen, die wir gerade aussäen, erfolgreich sein werden. Wir wissen, dass die Dinge Zeit brauchen, und werden uns diese Zeit auch geben. Deswegen ist der Blick auf 2015 für uns gar nicht so spannend, sondern eher die Jahre 2016 bis 2018. Bis dahin haben wir hoffentlich etwas entwickelt, das uns auch international im Vertrieb Freude macht.
Nina Klink: Erfolg wäre für mich, wenn unser Team in einem Jahr sagt: Wir hatten alle gemeinsam ein tolles, kreatives Jahr! Wenn wir das schaffen, ist es die beste Grundlage dafür, dass wir erfolgreich produzieren können.
Frau Klink, Herr Oelze, herzlichen Dank für das Gespräch.