Das stimmt wohl.
Wenn wir im Rahmen eines neuen Fernsehpreises also mehr Kategorien haben wollen, dann muss man ihn in zwei Schritten verleihen. Besonders, wenn man bedenkt, dass dieser Fernsehpreis auch breiter aufgestellt ist als mancher ausländische Fernsehpreis, wo nur Serien und Fernsehfilme ausgezeichnet werden. Das deutsche Fernsehen ist so vital und trotz oder dank all der neuen Wettbewerber und Verbreitungswege so vielfältig, dass wir eine größere Bandbreite haben als viele andere Fernsehmärkte. Dem wollen wir gerecht werden.
Wie sieht es mit der Preisfindung aus?
Wir glauben, dass man da noch optimieren kann. Zwei Punkte waren schon immer wichtig und müssen es auch bleiben: Zum Einen eine ganz breite Vorauswahl, in der wirklich alles gesichtet wird - damit am Ende auch das wirklich Beste eine Chance hat. Und das zweite ist eine hochkarätige und prominente Jury. Daneben können wir uns vorstellen, den Sachverstand der Macher oder - an ein, zwei Stellen – auch mehr die Meinung des Publikums einzubeziehen. Aber das sind noch ergebnisoffene Beratungen, daher will ich da nichts vorwegnehmen.
Eine finale Entscheidung über einen neuen gemeinsamen Fernsehpreis von ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 ist demnach noch nicht gefallen?
Die endgültige Entscheidung kann nur gefällt werden, wenn ein überzeugendes Konzept vorliegt. Der Zeitplan sieht vor, dass wir im November hoffentlich viele gute Ideen vorliegen haben, es dann einen Pitch gibt und wir Anfang des neuen Jahres so weit sind zu sagen: Ja, es gibt ein tragfähiges Konzept und einen Nachfolger für den Deutschen Fernsehpreis. Aber lassen Sie mich noch einmal sagen: Wir haben die Kritik deutlich gehört. Ich persönlich meine auch, dass es eine Leistung ist, dass das deutsche Fernsehen 16 Jahre lang trotz aller Kritik sehr unterschiedliche Systeme und Sichtweisen auf das Medium zusammengebracht hat. Das deutsche Fernsehen ist so hochwertig und vielfältig, dass ich mir wünsche, dass uns das am Ende auch bei der Gestaltung einer neuen Preisverleihung des Deutschen Fernsehpreises gelingt. Deswegen geben wir uns alle gerade große Mühe - und wollen keine Wände mal eben neu anstreichen sondern einreißen.
Die Verdopplung der Auszeichnung klingt nach mehr Aufwand, auch organisatorisch. Bislang gibt es beim Deutschen Fernsehpreis ein ständiges Sekretariat. Im Ausland gibt es teilweise sogar Stiftungen oder Akademien, die den Preis dann ausrichten. Muss man die Organisationsstruktur überarbeiten?
Das hängt am Ende vom Konzept ab. Das sind natürlich Punkte, die Stifter und Beiräte schon mal angesprochen haben. Aber ich bitte um Verständnis, dass das nicht der erste Schritt ist. Ich würde aber nicht von Verdopplung sprechen wollen. Es ist nicht das „Mehr“, um das es geht. Für mich dreht sich bei den Überlegungen alles um eine Fokussierung. Weil wir den Wert des Preises in der Branche heben und die TV-Gala gleichzeitig für das Publikum attraktiver gestalten wollen. Statt weiter den kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen, ist die Zweistufigkeit zielführender. Das würdigt die Macher und beschert den Zuschauern kurzweilige, überraschende, berührende Momente. Gute Preisverleihungen können dieses unvorhersehbare Element haben.
Also soll die TV-Gala zum neuen Fernsehpreis künftig auch live über den Sender gehen?
Ja, das wünschen wir uns.
Was erwartet uns denn am 2. Oktober - Ausstrahlung dann erst am folgenden Abend - beim letzten Deutschen Fernsehpreis der bekannten Art?
Wir wollten ein Team finden, das wichtige Kategorien des deutschen Fernsehens repräsentiert. So konnten wir Sandra Maischberger als profilierte Journalistin gewinnen. Hans Sigl als Schauspieler, der als „Bergdoktor“ für den prominenten deutschen Fernsehfilm steht und Klaas Heufer-Umlauf, der für neue Unterhaltung und Comedy steht. Die drei werden als Moderationsteam eine deutlich größere Rolle spielen, weil sie selbst auch Kategorien präsentieren werden. Das macht die Verleihung kurzweiliger, so unsere Hoffnung. Und kürzer, ist jedenfalls hiermit versprochen (lacht).
Herr Schönenborn, herzlichen Dank für das Gespräch.