Worin genau liegt eigentlich der Unterschied zwischen „Bülent Ceylan Show“ und „Bülent & seine Freunde“, das ja ein wenig wie der Nachfolger von „Cindy aus Marzahn und die jungen Wilden“ daherkommt?
„Die Bülent Ceylan Show“ ist eine reine Personality-Show. Bei „Bülent & seine Freunde“ handelt es sich um eine Stand-Up-Show. Anders ist jetzt auch, dass ich in jeder Folge mindestens ein junges Talent begrüßen kann. Das war mir sehr wichtig. Außerdem haben wir für die Show sechs Folgen über mein Leben gedreht. Das haben die Kollegen wie einen Kinofilm aufgezogen. Von der Geburt bis hin zu meinem Tod.
Wie war es für Sie zu sterben?
Das war krass. Schon alleine, weil ich alt geschminkt wurde. Als meine Mutter diese Folge gesehen hat, kamen ihr die Tränen, obwohl es ja eigentlich bloß Comedy ist. Auch in der ersten Folge musste sie schlucken, weil ich darin meinen Vater spiele, der 2012 gestorben ist. Als ich sie gefragt habe, ob ich den Papa gut gespielt habe, konnte sie einfach nicht anders. Das war ein sehr emotionaler Moment. Aber ohne ihre Zustimmung hätten wir das nicht in der Sendung gelassen.
Daneben stehen Sie für „Mein bestes Jahr – Comedy mit Rückblick“ vor der Kamera. Eine weitere neue Comedyshow bei RTL. Worum geht es darin?
Das Konzept der Sendung sieht vor, dass in jeder Sendung ein Comedian über sein bestes Jahr spricht. Ich habe mich für 2003 entschieden, weil sich in dieser Zeit meine Karriere sehr gut entwickelt hat und auch viele Dinge passiert sind, die man rückblickend witzig in der Sendung aufgreifen kann. Natürlich hätte ich auch 2001 nehmen können, weil mir in dieser Zeit der Sprung auf die Kleinkunstbühnen gelang. Aber das Jahr wäre mit dem 11. September für eine Comedyshow vermutlich etwas zu heikel gewesen.
Aber wäre es nicht eine besondere Herausforderung gewesen, sich gerade deshalb dieses Jahr auszusuchen? Ich erinnere mich daran, wie David Letterman damals als erster Late-Night-Moderator in den USA nach den Anschlägen wieder auf die Bühne gegangen ist und gemeinsam mit den Zuschauern geweint und gelacht hat. Sehr packend.
Amerikaner haben ein anderes Verständnis von Humor als wir in Deutschland. Man muss sehr stark aufpassen, dass so etwas nicht falsch verstanden wird. In den vergangenen Jahren hat sich in diesem Punkt allerdings viel getan. Davon abgesehen war ich jedoch nie der Typ, der sich über tote Menschen, Kranke oder Behinderte lustig macht. Deswegen lasse ich das auch in Zukunft sein.
Gibt es rückblickend eigentlich einen Moment, an dem Ihnen bewusst wurde, dass die Karriere von jetzt an einen unglaublichen Schub bekommen wird?
Das war 2009. Damals wurde mein Bühnenprogramm in der SAP-Arena in Mannheim aufgezeichnet und zum ersten Mal bei RTL ausgestrahlt. Mit über 20 Prozent Marktanteil war ich damals Quoten-Sieger. Als ich das realisierte, sind mir die Tränen gekommen, weil ich wusste, dass von nun an alles größer wird und sich die vorherigen zehn Jahre, in denen ich so stark für die Karriere geackert habe, endlich gelohnt haben.
Lassen Sie uns zum Schluss noch über eine Äußerung Ihres Kollegen Kaya Yanar sprechen. Der sagte vor einigen Wochen in einem Interview, er sei in dem Moment, in dem er eine Bühne betrete, politisch. Haben Sie wegen Ihrer türkischen Wurzeln ähnliche Erfahrungen gemacht?
Man steht schon sehr stark unter Beobachtung, keine Frage. Ich habe auf dem Weg hier her den Kollegen Fatih Çevikkollu gehört, der sich sehr kritisch über Erdogan geäußert hat. Da muss man wissen, was man sagt...
… man braucht vor allem eine Haltung.
Genau. In diesen Punkten halte ich mich allerdings lieber zurück, weil solche Aussagen Hand und Fuß haben müssen, damit Sie dir später nicht um die Ohren fliegen.
Und am Ende kommt der Kritiker und fragt, wieso Sie sich nicht an politische Witze trauen.
Die Frage ist doch, wem es etwas bringen würde, wenn Bülent Ceylan aus Mannheim plötzlich politische Zusammenhänge erklärt. Das schließt nicht aus, auch mal grundlegende Statements abzugeben, beispielsweise gegen Nazis oder Gewalt. Letztlich bin ich aber nur ein Comedian. Mein Job ist es, die Leute zum Lachen zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger.
Meinen Sie, dass man mit Comedy etwas verändern kann?
Das glauben immer alle! Jeder meint, etwas bewegen zu können, dabei sind wir alle nichts Besonderes. Mich regt es auf, wenn einige auf der Bühne die Nase so hoch haben, dass Sie das vergessen. Wir sollten uns alle nicht so wichtig nehmen.
Herr Ceylan, herzlichen Dank für das Gespräch.