Was reizt Sie überhaupt am Fernsehen? Für viele YouTube- und Social-Media-Stars ist das ein Medium von gestern.

Fernsehen ist immer noch das A und O. Die jüngere Generation schaut natürlich, was bei YouTube, Facebook oder Twitter so alles um die Welt geht. Aber es gibt auch noch eine andere Zielgruppe, eine ältere Generation. Die möchte ich auch gern erreichen. Ich glaube, man muss das kombinieren. Bei "Das T steht für Coach" tun wir das. Wir haben schon vorab einige Videos online gestellt. Wenn ich komme, machen die Leute natürlich Fotos und stellen die ins Netz. Oder sie kommentieren den Ausgang der Spiele. Dann weiß man eh schon, bei welchen Vereinen ich bin. Das versuchen wir nicht zu unterdrücken, sondern – im Gegenteil – zu pushen.



Wie sind Sie eigentlich zum Social-Media-Experten geworden?


Ich hab damit begonnen, als ich noch aktiver Spieler war, und habe es danach weiter ausgebaut. Wie in jedem Job muss man vieles ausprobieren, sich informieren und weiterbilden. Ich bin nicht eines Tages aufgestanden und habe gesagt: Ich bin jetzt Social-Media-Experte. Dieser Begriff kam von außen. Ich liebe es einfach zu experimentieren, indem ich Sachen schreibe und dann gucke, wie das bei den Fans ankommt. Ich tausche mich mit ihnen darüber aus, was gut und was nicht gut ist. So bekomme ich ein Gespür dafür, worüber ich schreiben kann und wie der nächste Schritt aussieht. Ich lerne jeden Tag dazu. Das ist wie im Fußball. Ronaldo sagt ja auch nicht: Ich bin der tollste Fußballer der Welt, jetzt höre ich auf zu trainieren.

Welche Unterschiede erleben Sie in der Nutzung von Facebook und Twitter?


Auf meiner Facebook-Seite habe ich ein sehr junges Publikum, das ich am besten mit Humor erreiche. Darüber gewinne ich die Leute nicht nur für Fußballthemen, sondern zum Beipsiel auch mal für Politik. Auf Twitter habe ich ein anderes Publikum: etwas älter als bei Facebook, überdurchschnittlich viele Medienleute. Wenn etwas Interessantes passiert, kann ich bei Twitter unmittelbar zu einem aktuellen Thema kommunizieren.

Ist Boris Becker auch ein Social-Media-Experte?


Zuletzt hat er Twitter vor allem genutzt, um sein Buch zu promoten und zu verkaufen. Was ich völlig legitim finde. Ich glaube auch nicht, dass er überhaupt ein Social-Media-Experte sein will.

"Auf Twitter habe ich ein anderes Publikum:
etwas älter, überdurchschnittlich viele Medienleute"

Hans Sarpei


Werden wir Sie künftig häufiger im TV sehen?


Weiß ich noch nicht. Fernsehen macht mir durchaus Spaß. Ich habe meine B-Lizenz gemacht und trainiere am DFB-Stützpunkt Köln die U14-Mannschaft. Dann schreibe ich regelmäßig für mein Yahoo-Eurosport-Blog. Und ich möchte mich verstärkt für Inklusion und Wertschätzung in Deutschland engagieren. Als aktiver Spieler ist man so auf seinen Job, auf seine Leistung konzentriert, dass man sich um solche wichtigen Themen viel zu wenig kümmert.

Herr Sarpei, herzlichen Dank für das Gespräch.