Aber noch einmal zurück zum Thema Serien. Gibt es da Nachschub?
Wir zeigen die neuen Staffeln von "The Walking Dead" und "Game of Thrones" wieder als Event-Programmierung und "Teen Wolf". Voraussichtlich wird auch "Warehouse 13" weitergehen. Mehr haben wir für die Saison noch nicht eingekauft, aber wir halten weiter unsere Augen offen. Im Bereich Dokusoap werden wir einige neue Formate haben: "Extrem schwer - Mein Weg in ein neues Leben" kommt im Herbst. Das ist schon in den USA unter dem Titel "Obese" ein großer Erfolg. Da drehen wir bereits seit einem Jahr, um die Protagonisten beim Abnehmen langfristig zu begleiten. Dann sind wir auch weiterhin in der Entwicklung von neuen Familien-Dokusoaps: Unsere prominentester Neuzugang sind "Die Reimanns". Da begleiten wir Konny Reimann und seine Familie bei Ihrem Leben und Arbeiten in den USA. Wir werden das Thema Familien-Dokusoap weiter ausbauen.
Wann soll Konny Reimann bei RTL II auf Sendung gehen?
Wir planen in diesem Jahr noch ein Special auszustrahlen, aber die Staffel startet dann Anfang 2014.
Wie wichtig ist das Genre Show eigentlich für RTL II? Durchschlagende Erfolge gab es da nicht...
Das Thema müssen wir nicht schönreden. Wir haben sehr viel probiert im Showbereich. Wir haben feststellen müssen, dass wir mit eingeschränkten Mitteln – und die waren schon nicht ohne für uns – nicht viel reißen können. Beim Genre Show gilt einfach: Entweder Du machst es richtig groß, oder Du lässt es. Der Zuschauer ist da von den großen Sendern doch sehr verwöhnt. Wir müssen nicht unbedingt die großen Freitag- oder Samstagabendshow anbieten. Gleichwohl: Wenn wir ein passendes Konzept finden, was auch im wirtschaftlichen Rahmen liegt, dann sind wir auch bereit, da weiter was zu machen. Aber es ist kein Entwicklungsschwerpunkt für uns.
Also ist Show und bestimmt auch Comedy, womit RTL II mal zwischendurch experimentiert hatte, keine festen Säulen in der Zukunft?
Nein, dazu fehlt auch ein vernünftiges Line-Up. Aber in andere Genres investieren wir massiv. Wir wollen noch stärker Eigenmarken entwickeln und uns damit breiter und unabhängiger aufstellen. Und "Berlin - Tag & Nacht" ist international sehr erfolgreich. In Ungarn läuft es irrsinnig gut mit zum Beispiel einem Drittel Marktanteil bei den 18- bis 49-Jährigen im Mai, und auch in anderen Märkten ist es sehr gut gestartet.
Sie wollen unabhängiger werden vom Lizenzgeschäft?
Unabhängiger in Hinblick auf den Einkauf. Wir wollen lieber Formate entwickeln, bei denen wir mit unseren Partnern die Lizenzen ins Ausland verkaufen können. Verkaufen macht mehr Spaß als Einkaufen. Und wir haben bei Eigenmarken die Sicherheit, dass alle Rechte bei uns liegen. Im Netz und speziell im Bereich Social Media können wir damit frei agieren. Mit amerikanischen Lizenzgebern diskutieren Sie da über unfassbar viele Details. Nein, lieber alle Rechte bei uns. Die Möglichkeiten die sich daraus ergeben, erkennt jetzt auch der Werbemarkt. Mit Base setzen wir bei "Berlin - Tag & Nacht" gerade erfolgreich eine Idee um.
Wobei "Berlin - Tag & Nacht" von Filmpool bzw. All3Media vertrieben wird. Aber Sie haben demnach einen spürbaren wirtschaftlichen Vorteil am internationalen Erfolg des RTL II-Formats?
Ich freue mich grundsätzlich, dass ein RTL II-Format derzeit international ein gefragter TV-Trend ist. Wir exportieren hier eine deutsche TV-Idee. Aber natürlich verdienen auch wir Geld daran: Filmpool vertreibt es, wir sind aber die Rechteinhaber. Wir haben hier einen Durchbruch geschafft: Nicht oft blickt der internationale Markt auf der Suche nach neuen Ideen nach Deutschland.
Wie wirken sich aus Ihrer Sicht die vielen neuen FreeTV-Sender aus, die in den Markt gedrängt sind? Ist das für RTL II eine Gefahr?
Wir beobachten jede Konkurrenz, nicht erst bei den Reichweiten und Marktanteilen. Schon beim Einkauf von Programmen bedeuten neue Sender, auch der neue Disney Channel, neue Wettbewerber, die damit Preise nach oben treiben. Noch ein Grund mehr lieber in Eigen- und Auftragsproduktionen zu investieren. Und wenn ich mir bei Serien anschaue, wie viele Verwertungsfenster es inzwischen vor unserer Free-TV-Ausstrahlung gibt, dann muss man sich fast überlegen künftig "all rights" einzukaufen. Das wäre aber für einen Sender wie RTL II ein sehr teures Investment. Eigentlich müsste seit Jahren der Free-TV-Preis sinken, weil immer mehr Player die Quote wegnehmen. Aber erzählen Sie das mal den Amerikanern. Der Preis bleibt gleich oder steigt sogar noch.
Jetzt läuft es insgesamt sehr gut für RTL II in diesem Jahr, wenn man auf die Marktanteile schaut. Das muss jetzt nur noch in der Vermarktung kapitalisiert werden...
Wir sind optimistisch und werden es schaffen, im Jahr 2013 unseren Umsatz zu steigern. Und das, obwohl der Markt sehr statisch ist mit zwei großen privaten Sendergruppen und ihren Vermarktern. Da gibt es keine großen Bewegungen von Werbebudgets, die von denen zu uns fließen, zu beobachten. Einen Teil des Erfolges können wir auf jeden Fall kapitalisieren, aber wollen uns da noch steigern. Einen Großteil der Mehreinnahmen investieren wir zusätzlich ins Programm.
Herr Starke, herzlichen Dank für das Gespräch.