Beim Dschungel sind die Moderationen allesamt von Autoren geschrieben. Wie viel Raum für Spontaneität werden Sie bei "Promi Big Brother" haben?
Cindy aus Marzahn: Da wir nicht wissen, was im Haus passiert, werden wir immer spontan reagieren können. Wenn wir live rüberschalten und der eine kippt dem anderen gerade Vanillepudding über den Kopf, dann muss man so reagieren, wie man es in diesem Moment für richtig hält. Solche Momente lassen sich nicht vorbereiten.
Aber der Dschungel lebt ja nicht zuletzt von seinen Autoren…
Cindy aus Marzahn: Auch bei uns gibt es Autoren, keine Frage. Aber wir unterscheiden uns als Duo schon sehr deutlich von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich - alleine schon, weil wir von der Bühne kommen. Ich habe früher im Theater gespielt, da hat in der zweiten Reihe einer gesoffen und ist dann eingeschlafen. Mit der Zeit lernt man, mit solchen Momenten umzugehen. In einem Fernsehstudio ist alles sehr durchstrukturiert und vorgegeben. Das hat unheimlich viel mit Improvisation zu tun, im Übrigen eine der großen Stärken von Olli.
Pocher: Beim Dreh der Trailer war das ähnlich. Da gab es zwar ein großes Konzept, aber irgendwann haben wir einfach rumgealbert. Das wird in der Sendung nicht anders sein. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir uns bei "Promi Big Brother" auch mal ernsthaft unterhalten werden.
Cindy aus Marzahn: Wir werden uns in den Wahnsinn reden.
Pocher: Ein großer Unterschied zum Dschungel wird übrigens auch sein, dass wir Publikum haben werden. Das war mir sehr wichtig. Leer ins Baumhaus zu spielen, ist eben doch was anderes.
Das kennt man ja vom ARD-Vorabend.
Pocher: (lacht) Stimmt. Man reagiert eben doch anders, wenn Zuschauer im Studio sitzen. Bei den großen Live-Shows werden wir außerdem ein Open-Air-Studio mit 2.000 Zuschauern haben.
Dann muss nur noch jemand kommen…
Pocher: "Promi Big Brother" muss erfolgreich werden. Es gibt keine zwei Möglichkeiten. Sat.1 wird auch in der PR alles dafür geben. Nun liegt es an der Produktionsfirma, den bestmöglichen Cast zusammenzustellen. Diejenigen, diedafür verantwortlich sind, sind zum Teil schon seit zehn Jahren mit dem Format vertraut. Die wissen, wie man Reality zusammenschneidet. Ich bin da also sehr optimistisch - und 80 bis 85 Prozent der Zuschauer dürfen ja auch was anderes gucken.
Ohne jetzt auf die möglichen Teilnehmer zu sprechen kommen zu wollen...
Pocher: Wir kennen sie auch gar nicht.
Cindy aus Marzahn: Uns erzählt ja keiner was. Die Leute vom Sender haben Angst, dass wir uns um Kopf und Kragen reden.
Pocher: Man muss sich aber keine Sorgen machen, dass nicht genügend Leute zur Verfügung stehen.
Wie wichtig ist denn der Bekanntheitsgrad der Bewohner?
Cindy aus Marzahn: Der Bekanntheitsgrad ist zweitrangig. Wenn einer langweilig ist, dann ist es mir egal, ob der irgendwo mal eine Rose überreicht hat oder nicht. Die Leute müssen interessant sein und gute Geschichten erzählen.
Pocher: Außerdem sorgt schon die Situation dafür, dass nach ein, zwei Tagen ein gewisses Konfliktpotenzial in der Luft liegt.
Wie wollen Sie die Kandidaten denn beschäftigen?
Pocher: Wir werden ihnen Tagesaufgaben stellen und schon dafür sorgen, dass es ihnen nicht langweilig wird. Glücklicherweise haben die Promis aber keine Reisestrapazen hinter sich und müssen auch nicht mit der Zeitumstellung kämpfen.
Klingt nach dem passenden Format für Helmut Berger.
Pocher: Man darf allerdings nicht den Unterschied zwischen "Big Brother" und Reha verwechseln!
Man kritisiert Teilnehmer solcher Formate grundsätzlich leicht. Ich habe immer das Gefühl, dass Prominente in Deutschland sehr gerne schnell fallen gelassen werden. Worauf führt ihr das zurück?
Pocher: Das macht ihr doch auch gerne. Wenn man Formate mag, versucht man doch immer noch, irgendwo eine gute Quote zu finden - und umgekehrt.
Zum Beispiel?
Pocher: Das weiß ich doch selber. Ich bin tendenziell jemand, dem immer nochmal eine Quote reingedrückt wird. Schauen Sie sich die Quote des Fußballspiels an, bei dem wir gegen den BVB gespielt haben. Da wird natürlich die Bayern-Quote dagegengehalten, obwohl das Spiel damals nur am Vorabend lief und wir diesmal in der Primetime ranmussten.
Das haben wir aber schon erwähnt.
Pocher: Es geht ja nicht nur um die Quoten. Generell sind viele Mechanismen in diesem Geschäft sehr ermüdend.
Worauf führen Sie das zurück?
Pocher: Neid. In Deutschland geht es immer um die Frage, wer wofür wie viel verdient. Und wieso bekommt der andere mehr als ich? Zu mir kommen auch andauernd Leute und sagen: "Ey, du kannst zwei Witze auf der Bühne erzählen. Kann ich auch." Da sag ich: "Ja gerne, buch dir eine Halle und stell dich hin."
Cindy aus Marzahn: Man sollte aufhören, auf Leute einzudreschen. Nehmen Sie Markus Lanz: Er hat schon alleine deshalb Achtung verdient, weil er sich traute, eine Sendung wie "Wetten, dass..?" zu übernehmen. Man muss Leuten immer eine Chance geben, sich zu beweisen.
Pocher: Der größte Hohn und Spott war es doch, dass dieselben Leute, die Gottschalk einst vernichtet haben, plötzlich Gottschalk zurückforderten. Das ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Es ist niemandem geholfen, wenn Interviewpassagen von Tom Hanks aus dem Zusammenhang gerissen werden, nur um der Sendung zu schaden. Aber das steigert eben die Auflage.
Immerhin ist "Wetten, dass..?" noch eine der wenigen großen Live-Shows. "Promi Big Brother" wird ebenfalls live sein. Gibt es eigentlich heutzutage grundsätzlich viel zu wenige Live-Formate im deutschen Fernsehen?
Pocher: Das ist total egal. Wenn eine Sendung gut gemacht ist, dann kommt es nicht darauf an, ob sie live ist oder nicht. "Alle auf den Kleinen" wäre nicht spannender, lustiger oder besser, wenn wir es live ausstrahlen würden. Umbauten und lange Wege interessieren den Zuschauer nicht. Wenn man das alles weglassen kann, wird die Sendung schneller und dadurch in der Regel besser.
Cindy aus Marzahn, Oliver Pocher, vielen Dank für das Gespräch.