Kommen wir von Facebook zu Twitter. Da sind Sie sogar noch zurückhaltender, während für die meisten Sender in den USA oder Großbritannien eine On-Air-Integration von Twitter längst zum Standard gehört. Verschenken Sie hier nicht ein großes Potenzial?

Büchs
: Wir finden Twitter durchaus spannend und würden künftig gern mehr damit anfangen. Wir hatten auch bereits gute Gespräche mit den Verantwortlichen von Twitter. Allerdings stellt sich noch ein großes Fragezeichen bei der Verbreitung und Reichweite, was für uns natürlich nicht ganz unwesentlich ist.

Heise
: Im Moment spielt Twitter hierzulande einfach noch nicht die Rolle wie in den USA, Großbritannien, Australien oder – seit etwa einem Jahr – auch in Frankreich. Gerade, wenn wir nach Überschneidungen mit der breiten RTL-Zielgruppe schauen, ist Twitter ein absolutes Randgruppen-Thema. Von Medien und Journalisten wird es überdurchschnittlich gehypt. Es gibt rund drei Millionen Menschen in Deutschland, die twittern. Davon sitzen – wenn’s hoch kommt – eine halbe Million abends vorm Fernseher und gucken RTL. In der breiten Bevölkerung ist Twitter nicht angekommen. Insofern bin ich der größte Gegner davon, einfach nur einen Hashtag im TV einzublenden. Wenn wir on air etwas machen, müssen wir immer die Gesamtheit des Publikums im Auge haben. Es nützt nichts, wenn wir drei Prozent der Leute erreichen und die das cool finden, aber die übrigen 97 Prozent denken, wir starten gerade eine Rakete in Nordkorea mit diesem komischen Code. Dann verweisen wir viel lieber wieder auf „RTL Inside“, wo Twitter ja auch integriert ist für alle, die es kennen und nutzen möchten.



Woran messen Sie denn den Erfolg von „RTL Inside“? Laut AGOF mobile facts hat die App insgesamt 165.000 Unique Mobile User pro Monat auf iOS und Android zusammen. Ist das viel oder wenig?

Büchs
: Das ist eine spannende Frage. Der Markt ist noch dabei, seine Erfolgskennzahlen zu finden. Der genannte Wert für unsere App stammt noch aus dem Herbst 2012. Bei der nächsten Welle der mobile facts, die im September veröffentlicht wird, rechnen wir mit etwa 400.000 Unique Mobile Usern. Bisher kommt die App auf rund 2 Millionen Downloads. Allerdings müssen Sie zur mobilen Nutzung noch die stationäre hinzurechnen. Im Moment wird „RTL Inside“ immer noch mehr auf PC und Laptop genutzt als auf Smartphone und Tablet – das Verhältnis ist 60 zu 40. Aufgrund der rapiden Ausbreitung mobiler Endgeräte gehen wir aber davon aus, dass es in zwei Jahren 70 zu 30 für Smartphones und Tablets sein wird. Die große Kommunikationsaufgabe für uns heißt jetzt natürlich: Möglichst viele RTL-Zuschauer sollen künftig auch ohne speziellen On-Air-Aufruf wissen, dass sie jederzeit Programmbegleitung und Interaktionsmöglichkeiten bei „RTL Inside“ finden. Da investieren wir momentan viel in Promotion und binden nach und nach immer mehr Sendungen quer durch alle Genres in die App ein.

Herr Büchs, Herr Heise, herzlichen Dank für das Gespräch.