Wer kam im Vorfeld eigentlich auf wen zu? Der WDR auf Sie oder Sie auf den WDR?
Gute Frage. Ich glaube, Reiner Michalke vom Stadtgarten zeitgleich mit Vasco Boenisch. Der hat mich vor ein paar Jahren als Vertretungsmoderatorin eingeladen für eine Ausgabe "West Art", das war astrein. Dem WDR bin ich verbunden, weil ich hier lebe und schon sehr früh in diesem Haus rumgelaufen bin...
... was haben Sie damals beim WDR gemacht?
Ich war ja mal eine kleine Radioreporterin. Als 12-Jährige habe ich Leute interviewt, wenn hier zum Beispiel die "Plattenküche" produziert wurde - eine Sendung, die niemand mehr kennt, der unter 50 ist. Ich habe mich dann immer in die Kantinenecke gesetzt und durfte mit Leuten wie Helga Feddersen oder Blondie sprechen. Da sind im WDR ganz verrückte Sachen passiert.
Glaubt man kaum, wenn man heute so durch die Gänge im WDR läuft.
Man verläuft sich ein bisschen. Das ist so ein großer Schuppen. Damals empfand ich den WDR aber als sehr modernes Haus. Meine Arbeit im Radio hat auch immer mit dem WDR zu tun gehabt, obwohl ich ja eigentlich für Radio Luxemburg die Kindersendungen gemacht habe. Und auch später gab es immer wieder Gastspiele, bei "West Art" eben oder der "Sendung mit dem Elefanten", bei der ich schon so lange mitmache.
Aber die "Sendung mit dem Elefanten" wird Sie vermutlich nicht zu "Anke hat Zeit" gebracht haben...
Nö. Aber ich habe Vasco Boenisch recht aufdringlich signalisiert, dass mir ein freies Format in der Kulturabteilung großen Spaß bereiten würde, weil ich mich unglaublich gerne in Themen einarbeite. Und dass ich einen Beitrag, den ich anmoderiere, auch am liebsten selber machen würde.
Das hat aber erst mal keiner verstanden?
Doch, schon. Aber es muss eben auch passen. Ich möchte nicht auf eine Kamera zugehen und sagen "Herzlich willkommen", obwohl ich doch ganz offensichtlich schon da bin! So wie diese Wettermoderatoren, die immer drei Schritte laufen, obwohl sie doch schon seit einiger Zeit im Studio sind. Das habe ich bei meiner "Aspekte"-Begrüßungsmoderation schön thematisiert - ein Gang ohne Bedeutung. Beim Fernsehen nennt man das "GoB". Bei "Anke hat Zeit" kann ich von draußen kommen und den Menschen zeigen, dass wir mitten in einem Park sind. Das empfinde ich als weitaus sinnvoller.
Jetzt haben Sie aber immer noch nicht gesagt, wer auf wen zugekommen ist.
Da spielten viele Faktoren eine Rolle. Ich bin dem Kölner Stadtgarten, wo wir die Sendung machen, sehr verbunden, weil wir da vor über 20 Jahren mit der Band unsere ersten Auftritte hatten. Ich habe lange Zeit in der Brüsseler Straße gewohnt und war ständig im Stadtgarten. Heute auch noch, da gibt es die besten Konzerte. Die Sache hat sich wunderbar entwickelt. Außerdem hatte ich Zeit - und Helge nicht...
Aber Helge Schneider hatte Zeit, um zumindest als Gast in Ihre erste Sendung zu kommen.
Er kam zwar, ist aber irgendwann gegangen. Helge darf und kann man nicht verpacken. Den darf man nirgends reinsetzen und ein paar Witze erzählen lassen. Er ist ein freier Geist.
Wie war das so, als der direkte Vorgänger gleich in Ihrer ersten Sendung zu Gast war? Man stelle sich vor, Thomas Gottschalk wäre in der ersten Sendung von Markus Lanz aufgetreten...
Kann man nicht vergleichen. Ruhig mal Standards des Fernsehens hinterfragen.
Was meinen Sie?
Warum gibt es beim Fernsehen ständig Idiome wie "in die Fußstapfen von jemandem treten"? Das hat mich schon bei der Late Night genervt. Aber das sind dann vermutlich, mit Verlaub, Journalisten, die das wiedergeben müssen. Ich würde immer versuchen, etwas mit einem neuen Blick zu präsentieren, und niemals irgendwelche Standards übernehmen. Wer sagt denn eigentlich, dass geklatscht werden muss, wenn ein Gast auftritt? Es muss offenbar immer jemanden im Studio geben, der klatscht, damit alle klatschen. Und es muss immer nach einer MAZ geklatscht werden. Und es muss eine MAZ geben. Es muss, es muss, es muss. Ich nehme diese Gesetze wahr, aber ich verstehe sie nicht.
Aber bei "Ladykracher" können Sie ja auch schlecht nach dem halben Sketch aufhören, nur weil es vermeintlich ein Gesetz gibt, auch die Pointe zu erzählen.
Ganz anderes Ding, das ist ein Format, bei dem ich gewisse Gesetzmäßigkeiten total okay finde. Wir wollen in 23 Minuten Geschichten erzählen, die im Zweifel lustig sind. Da kann man nicht plötzlich auf den Tisch steigen, in die Handtasche pinkeln und die Sendung beenden. Bei "Anke hat Zeit" versuchen wir uns davon aber freizumachen und stellen uns selbst ständig infrage. Es macht ganz viel Spaß, bei Null anzufangen. Die zweite Ausgabe wird mit der ersten vermutlich fast nichts zu tun haben.