Wenn Sie am Vorabend künftig auf Magazine setzen wollen, dann klingt das zwar ehrenwert, aber kann das mit den Leistungswerten von Disney-Kultserien mithalten?

Wir haben eine umfangreiche Studie machen lassen, was Kinderfernsehen heutzutage leisten soll. Was also Kinder aber auch Eltern erwarten. Und da haben wir in der Tat festgestellt, dass sich die Haltung der Eltern geändert hat. Sie verlangen inzwischen weit mehr von Kinderfernsehen als früher. Sie möchten jetzt auch bei Super RTL pädagogisch wertvolle Programme sehen. Das war mal anders. Aber heute sollen Kinder ja schon bei der Einschulung am besten drei Fremdsprachen sprechen können. Auf diese veränderte Erwartungshaltung wollen wir uns damit einstellen. Und wir haben die Magazine ja auch über Jahre hinweg entwickelt und tasten uns mit Bedacht vor. Haben wir eine Garantie, dass es funktionieren wird? Nein, natürlich nicht.



Vom Vorabend ist es nur ein kleiner Sprung zur nächsten Frage: Wie oft haben Sie sich in 18 Jahren Super RTL gewünscht, um 20 Uhr einfach Sendeschluss zu machen?

Oft. Weil das für uns markentechnisch natürlich ein Albtraum ist mit Toggo, Toggolino und Super RTL. Was ist jetzt Sender, was ist nur ein Programmlabel? Würden wir um 20 Uhr aufhören, wäre das Leben viel einfacher. Aber das ist nicht die Option, die wir gezogen haben. Also versuchen wir seit mittlerweile über 18 Jahren, das Beste daraus zu machen. Und dafür müssen wir uns die Entwicklung anschauen. Zum Sendestart hatten wir eine Primetime, die nicht nur von RTL zugeliefert, sondern auch von den Kollegen geplant wurde. Das waren damals Peter Steiners Theaterstadl, Schlager und ähnliche Programme. Alles ganz lustig. Aber wir haben vor einigen Jahren beschlossen, dass uns das nicht mehr genügt und wir beide Gesellschafter - also auch Disney - in die Primetime einbauen wollten. Dieses Rad drehen wir jetzt wieder zurück.

Aber nicht etwa zurück zum Schlager?

(lacht) Nein, wir haben uns gemeinsam mit IP Deutschland angeschaut, welche Zielgruppe wir bei uns in der Primetime am besten kapitalisieren können und uns dann entschieden. Wir werden uns am Abend verstärkt an junge Zuschauerinnen wenden. Frauenaffiner werden. Hier sehen wir Erlöspotential. Wir sind in Sachen Einkauf natürlich nicht mit den großen Sendern auf Augenhöhe. Gehören aber zu einer großen TV-Familie. Diesen Vorteil nutzen wir schon länger. Und docken uns jetzt noch stärker an die Mediengruppe RTL Deutschland an, die uns auch in der kommenden Saison mit starker Serienware ausstattet, um diesen Weg zu verfolgen.

Mit welchen Serien geht Super RTL denn in der nächsten Saison in der Primetime an den Start?

Die Mediengruppe RTL hat starke Output-Deals abgeschlossen, übrigens auch mit Disney, so dass wir über diesen Weg auch künftig Disney-Formate im Programm haben werden. Neben Serien wie „Once Upon A Time“ oder „Dallas“ zeigen wir in der neuen Saison auch die von Disney/ABC produzierte Serie „Scandal“. Das ist ganz großes Kino und einer der Überraschungshits der vergangenen US-Saison. Darauf freuen wir uns sehr. So wie auch auf „Lost Girl“ aus Kanada und „The Secret Circle“. Das sind nur ein paar schöne Beispiele, wie sehr uns RTL bei unserem Vorhaben unterstützt. Aber natürlich bleiben wir bei unseren Animationsfilmen am Freitag- und Samstagabend. Es wäre angesichts der traumhaften Quoten mehr als fahrlässig, etwas an diesen Slots zu ändern.

Bleibt nur die Frage im Raum, ob eine Serie wie „Scandal“ auch bei Ihnen gefunden wird...

Berechtigte Frage. Dafür brauchen wir starke Promotion. Und die kann ich nicht nur bei uns machen, weil ich damit kaum neue Zuschauer gewinnen würde. Hier sind unsere Brüder oder Schwestern der Mediengruppe RTL sehr wertvoll für uns. Wir wollen uns in jeder Hinsicht enger verzahnen. Beim Programmeinkauf, der Promotion und auch Vermarktung. Bei Letzterem sind wir mit unserer Primetime zum Beispiel nur als Optimierungssender belegt. Da ist in Zukunft mehr drin.

Super RTL galt in den vergangenen Jahren auch als Musterbeispiel für Diversifikation. Wie wichtig ist das gerade angesichts härterem Wettbewerb im TV, dass man online so gut aufgestellt ist?

Umso wichtiger. Ich glaube schon, dass dieses Non-TV-Geschäft für uns sehr wertvoll ist, weil wir eine 360 Grad-Marke für Kinder sein möchten. Das ist unsere DNA. Es ist ein logisches Engagement für uns, obwohl wir damit bis jetzt weniger Geld verdient haben, als ich es mir ausgemalt habe. Auch hier spielt jetzt die Disney-Thematik mit rein. Warum? Ganz einfach, wir haben für Disney-Sendungen nie die Online-Rechte erworben. Die wollten die Kollegen immer selber auswerten. Das war für uns ein echtes Problem. Kinder interessiert die Rechtelage nicht, die wundern sich schlichtweg, wenn ein Teil unseres Programms online nicht stattfindet. Das Thema hat sich jetzt erledigt. Bei neuen Deals, wie dem mit Dreamworks, haben wir uns alle heute denkbaren Rechte gesichert. Das wird in Zukunft die Regel sein.

Wie klug ist es, genau ein halbes Jahr vor dem Start des neuen Konkurrenten, ein Abfindungsprogramm zu starten, das den Mitarbeitern den nahtlosen Wechsel ermöglicht?

Die Restrukturierungsmaßnahmen, die wir gerade durchleben, machen mir keine Freude. Aber wir wissen, dass eine große Herausforderung bevorsteht. Deswegen ist es jetzt an der Zeit - wo es uns richtig gut geht - uns darauf vorzubereiten. Natürlich könnten wir einfach so weitermachen wie bisher und abwarten, was passiert. Aber ich verstehe meinen Job und meine Verantwortung so, dass ich lieber agiere als reagiere. Lieber jetzt zu fairen Konditionen solche Abfindungsprogramme anbieten als in einer Notsituation hektisch reagieren zu müssen. Und als Zwischenbilanz kann ich Ihnen sagen: Das Programm wird gut angenommen. Wir werden unser Ziel erreichen.

Haben Sie eigentlich eine Lieblingsfigur bei Disney?

Nein, ich habe nur eine Figur, von der ich sehr enttäuscht bin. Aber ich nenne Ihnen jetzt keinen Namen.

Herr Schmit, herzlichen Dank für das Gespräch.